Mannerfreie Zone
der Bar?“
„Ich glaube Wodka, Preiselbeersaft, Lime Juice, Cointreau“, sage ich, um ihm zu helfen. Tabitha schnaubt, während er beginnt, den Drink zu mixen.
„Eve, du bist immer so nett. Natürlich weiß ich, was da drin ist, aber der Typ hätte das wirklich selbst rausfinden müssen. Schließlich leben wir angeblich in einem serviceorientierten Land. Egal, wie war dein Gespräch mit Mabel? Sie ist übrigens
Big Cs
Untergang. Offenbar wollte sie sich in unsere Zeitschrift einmischen. Ich habe gehört, wie
Big C
zu ihr gesagt hat: ‚Mal ganz ehrlich, das hier ist mein Magazin. In dem Moment, in dem die Auflage sinkt, und nur dann, können Sie mit mir über Umstrukturierungen sprechen.‘ Glaubst du das? Und als sie dann den Telefonhörer aufknallte, schrie sie: ‚Die kann mich mal‘.“
„Tolle Kämpferin, deine
Big C
.“
„Ach Eve, du bis vielleicht in einer merkwürdigen Stimmung. Komm, bestellen wir dir noch einen Cocktail. Ich habe Lust, Geld auszugeben. Lass uns ein herrliches, völlig überteuertes Abendessen zu uns nehmen. Was meinst du?“
„Lass uns das erst trinken und dann mal sehen, wie wir uns fühlen, Ms. Golightly.“
„Nenn mich nicht so, dazu bin ich nicht dünn genug.“ Ich überlege, ob ich Tabitha meinen Tag schildern soll, aber ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte.
Außerdem weiß ich wirklich nicht genau, was mich am meisten geärgert hat. Also erzähle ich ihr nur schnell von Lorraines Entlassung.
„Wow! Die stellen sich wirklich nicht sonderlich klug an. Die Moral geht dabei komplett den Bach runter. Ich bin so froh, dass
Big C
uns diese Kettenhunde vom Hals hält. Ich kann es nicht leiden, wenn die Leute plötzlich alles verändern wollen.“
„Ich habe keine Ahnung, wie lange
Big C
euch die noch vom Hals halten kann.“
„Arme Eve, machst dir solche Sorgen. Wie geht es Rob?“
„Das ist vorbei. Er hat mich sozusagen gefeuert. Ich habe in der Behindertentoilette ein wenig geheult.“
„Oh Eve, wie unmenschlich. Das habe ich nicht gewusst. Trink aus, und dann gehen wir essen.“
„Als ob das was ändern würde.“
„Na ja, vielleicht könnte anständiger Sex da mehr helfen, aber ein gutes Essen ist der erste Schritt dahin.“
Wir laufen die Straße hinunter. Tabitha wählt einen Italiener aus. Wir werden zwischen zwei Tische mit Geschäftsleuten gesetzt, die nicht aufhören können, Tabitha anzustarren.
„Es ist schrecklich hier“, sage ich zu der lächelnden Tabitha.
„Mutter Gottes, mach nicht so ein Drama. Stell dir vor, wir wären in der Toskana. Das ist sehr inspirierend.“
„Es ist überhaupt nicht inspirierend, und wir befinden uns auf der 46. Straße. Nur wenige Meter von unserem Büro entfernt. Nebenan hatten Rob und ich unser erstes Date.“
Tabitha ignoriert mich, liest die Speisekarte und gibt dazu die passenden Hunger/Orgasmus-Geräusche von sich.
„Ich will auf jeden Fall was mit Fleisch.“ Sie kichert, weil ihr klar ist, wie das für die Männer klingen muss, die inzwischen praktisch mit an unserem Tisch sitzen. „Was soll ich bestellen, du Miesepeter?“
Ich zucke mit den Schultern, als sie mich ansieht. Die Geschäftsleute sind verstummt, sie lauschen uns.
„Entschuldigung“, sagt sie zu dem, der am weitesten von uns entfernt sitzt (er trägt den hübschesten Anzug). „Sind das da die Tagliatelle mit Trüffel?“
„Ja.“ Tabitha steht auf und schlendert zu ihm rüber. Das kann ich nicht glauben. Sie schielt auf seinen Teller.
„Ich kann es nicht leiden, dass in diesen Restaurants immer so ein Theater wegen
al dente
gemacht wird, wenn Sie wissen, was ich meine?“ Er nickt, er hängt an ihren Lippen. Sie nimmt seine Gabel und (nicht zu fassen) sagt: „Macht es Ihnen was aus, wenn ich mal schnell …“ Sie dreht die Nudeln auf seine Gabel und probiert. Dabei schließt sie die Augen, als wäre sie im siebten Himmel. Ich muss lachen. Die ganzen Typen haben ihre Servietten auf dem Schoß liegen.
„Danke schön, genau das werde ich mir bestellen“, sagt sie und öffnet die Augen wieder. Dann grinst sie auf den Mann hinunter und sagt: „Nicht zu hart.“ Das wird eine lange Nacht werden.
Ich schleiche mich in unsere Wohnung. Roseanne ist auf der Couch vor laufendem Fernseher eingeschlafen, auf ihrer Brust liegt ein Kochbuch. Ich stelle den Fernseher ab, und sofort wacht sie erschrocken auf. Ich entschuldige mich, dass ich sie nicht angerufen habe.
„Nein, schon gut. Pete hat angerufen. Wir werden morgen
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