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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Augen flimmerten giftig.
    »Jawohl, Herr Hauptmann!«
    »Sie machen ab sofort Wachdienst!«
    »Ich –«
    »Verstanden?!«
    »Jawoll, Herr Hauptmann.«
    Als Leutnant Schütze aus der Schreibstube kam, heulte der Sturm wieder über das Land. Er stemmte sich gegen den Schneewind, rannte über den Kasernenhof hinüber zur Kantine, wo Amelia wartete, und er hatte wilde Lust, mit dem Sturm zu heulen, grell wie ein hungriger Wolf.
    Als er in die Kantine stolperte, war er fast vereist.

3
    Es dauerte zwei Tage, bis die Wohnung in Goldap eingerichtet war. Zwei Putzfrauen und ein Dienstmädchen, das der Bekannte Baron v. Perritz' engagiert hatte, halfen Amelia bei der Einrichtung.
    Leutnant Schütze war unterdessen mit seiner Kompanie zu einer Winterübung in die Seesker Höhen abgerückt und lag bei klirrendem Frost in mit Petroleum geheizten Zelten oder robbte durch tiefen Schnee auf angegebene Ziele. ›Der Mongole‹, wie der Hauptmann im ganzen Regiment genannt wurde, ritt wie ein Teufel mit dampfendem Pferd durch das Gelände und brüllte. Es war, als frören seine Worte gleich vor seinen Lippen und prasselten wie Schrapnelle auf die keuchenden Infanteristen herab.
    »Vor uns steht der Russe!« brüllte der ›Mongole‹. »Er ist hart, ihr Pflaumen! Aber ihr seid Wickelkinder! Wie wollt ihr Deutschland verteidigen, wenn ihr bei so einem bißchen Schnee und Kälte eure Hintern erfrieren laßt?!«
    Nach vier Tagen hatte Heinrich Emanuel endlich Zeit, seine neue Wohnung – seine erste Wohnung – zu besichtigen und sich für einen Abend verwöhnen zu lassen. Er zog die Uniform aus, schlüpfte in einen Schlafrock, rauchte eine Zigarre und ließ sich von dem Mädchen einen Grog machen. Mit viel Zucker. Dann las er die Zeitung, einen Brief der Eltern und die Rechnungen der Handwerker, die den ›Herrn Leutnant ergebenst um baldige Begleichung‹ baten. Man kannte die jungen Offiziere hier in Goldap.
    Mit seiner Heirat war Heinrich Emanuel in die Fürsorge dreier Familien gekommen. Zur Gründung des Hausstandes ließ Freiherr v. Perritz eintausend Goldmark überweisen.
    Sie entledigten das junge Ehepaar aller Sorgen.
    Bis zum Beginn des Frühlings folgten dann die Antritts- und Gegenbesuche bei den Regimentskameraden, bei Gutsbesitzern, beim Bürgermeister, Oberförster, Apotheker, Hausarzt, Studiendirektor, dem Vorsitzenden des vaterländischen Komitees, einem pensionierten Rechnungsrat, bei den oberen Hundert von Goldap also.
    Die Stimmung, die Heinrich Emanuel antraf, war verwunderlich. Allenthalben redete man von einem in der Luft liegenden Krieg. Überall rüstete man. Um Mlawa herum sollte die 2. russische Armee aufmarschiert sein. Auch an der Masurengrenze ballten sich russische Truppen zusammen.
    Leutnant Schütze hielt im Offizierskasino von Goldap einen theoretischen taktischen Vortrag vor einem großen Sandkasten. Unter den Augen des ›Mongolen‹ entwickelte er mit Zeigestock und Sandschüppchen im Sandkasten die völlig klaren Grundlagen eines Sieges über die zaristischen Truppen. Offizierskameraden, die aus Angerburg, Trakehnen, Eydtkuhnen und Pillkallen gekommen waren, ließen sich neidlos von der Logik des jungen Leutnants überzeugen.
    Es war ein glänzender Kasinoabend. Die Damen drängten sich um Amelia. »Ihr Gatte wird einmal in den Generalstab kommen«, heuchelten sie Beifall. »Wie er die Russen schlägt – das kann der Hindenburg nicht besser.«
    »Es ist ja so, meine Herren«, beendete Heinrich Emanuel seinen in nächtelanger Arbeit ausgearbeiteten Vortrag mit Elan, »daß unsere Truppen bei einer einwandfreien Ausführung unserer Zangenbewegung dem Gegner gar nicht mehr Zeit lassen, sich erstens zu orientieren, zweitens den Nachschub nachzuziehen und drittens eine Aufmarschbasis zu suchen. Wir müssen schnell sein, das ist alles. Wir müssen nach der alten klassischen Angriffstaktik der ›schiefen Schlachtordnung‹ angreifen und den Gegner über einen Flügel aufrollen. Im übrigen –« er nahm straffe Haltung an und sah treu in eine imaginäre Ferne, »können wir uns auf das Genie unseres Kaisers verlassen. Was auch kommt – Majestät sagte ganz klar: Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen!«
    Der Kasinoabend war ein voller Erfolg Leutnant Schützes. Der ›Mongole‹ wurde ihm wohlgesinnt. Was die da aus Schlesien intern an mich schrieben, ist Unsinn, dachte er. Der Junge hat Schneid. Er ist aus Generalstabsholz geschnitzt. Man wird es in ein paar Jahren sehen. Außerdem hat er eine

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