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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die den Feuerkreis des erbarmungslosesten Krieges, den man bis dahin kannte, durchbrachen.
    Extrablätter waren alles, was das deutsche Volk neben Hunger bekam. Namen wurden zu Mythen … Verdun … die Siegfriedstellung … Flandernschlacht … die grauenvolle Tankschlacht bei Cambrai … die Schlacht an der Lys … die Frühlingsschlacht bei Soissons und Reims … die Aufreibungskämpfe bei Montdidier …
    Die berühmten fünf deutschen Frankreichoffensiven hielten die Welt in Atem und forderten das letzte Blut. Als Deutschland 1,8 Millionen Tote hergegeben hatte, konnte es nicht mehr. Ein zusammengepreßter Schwamm gibt kein Wasser mehr.
    Beim Rückzug der deutschen Armeen saß Heinrich Emanuel in einem Keller. Er kannte den Ort nicht, es interessierte ihn auch nicht. Er war mit einem Fahrzeug in der Nacht nach rückwärts gegangen. Man nannte es militärisch ›absetzen‹. Auf einer Breite von einigen Kilometern stürmten die Engländer mit ihren feuerspeienden Ungetümen, den stählernen Tanks, gegen die schwachen deutschen Stellungen und walzten sie nieder. Sie brachen durch die rückwärtigen Linien, sie drückten die Artilleriestellungen in den tonigen Boden, sie fuhren durch Häuser hindurch, sie kannten kein Aufhalten.
    Oberleutnant Heinrich Emanuel Schütze sah sich eines Tages versprengt. Er hatte den Anschluß an die Kampftruppen verloren. An den Flanken seines Abschnitts waren die Tanks durchgebrochen, die dünnen, in einigen Granatlöchern hockenden, ausgemergelten deutschen Soldaten gingen kämpfend zurück oder wurden überrollt, die Auffangstellungen lagen unter schwerstem Beschuß, selbst die schnell in die Lücke geworfenen Ersatzregimenter verbluteten bereits auf dem Weg zu neuen Grabensystemen, weit im Hinterland. Es war eine Auflösung, die kaum noch zu überblicken oder abzuwenden war.
    In diesem Chaos irrte Heinrich Emanuel umher. Ziellos, sich verbergend, vor den Tanks flüchtend. Er rannte um sein Leben. Aus anderen Versprengten bildete er eine Kampfgruppe, ließ geballte Ladungen aus Handgranaten herstellen, um die Tanks zu vernichten, übergab die Gruppe einem Leutnant und fuhr ab, um neue Munition zu besorgen. Er hatte wirklich den besten Vorsatz, er wollte das Vaterland verteidigen …, aber schon einen Kilometer weiter kam er in ein Trommelfeuer und sah die Sinnlosigkeit ein, weiter nach Munition zu suchen. Von seiner Kampfgruppe fand er auch nichts wieder, als er zurückkam. Nur ein paar Uniformfetzen. Trichter. Eine Brieftasche. Einen abgerissenen Arm.
    Da war er mit einem einsamen Munitionswagen nach hinten gefahren und vor einem neuen Beschuß in einen Keller geflüchtet.
    Er saß ungefähr eine Stunde in dem zitternden Gewölbe, als jemand die Treppe hinabpolterte. Schütze riß seine Pistole aus dem Gürtel. Sie sind schon hier, durchfuhr es ihn. Sie kämmen den Ort durch. Er sah die Sinnlosigkeit einer Gegenwehr ein und warf die Pistole weg.
    Über die Kellertreppe kullerte ein Körper hinab. Er rollte Schütze direkt vor die Füße und blieb dort liegen.
    Es war ein junger, deutscher Offizier. Sein Kopf war blutverklebt. Aus der zerfetzten Hose, unterhalb der Hüfte, quoll jetzt ein Blutstrom und lief über den Kellerboden.
    Heinrich Emanuel kniete neben dem Offizier. Er riß die Fetzen der Hosen weg und sah, daß es vergeblich war, zu verbinden. Der Oberschenkel war gleich unterhalb des Beckens durch einen großen Granatsplitter weit aufgerissen. Die Schlagader war zerrissen, pulsend spritzte das Blut über Schützes tastende Hände.
    Mit großen, starren Augen sah der junge Offizier auf Heinrich Emanuel. Dann tastete er matt nach einer Tasche, die er an seinem Koppel hängen hatte.
    »Die Tasche …«, sagte er leise. »Nimm die Tasche … Zum Armeekorps … Du mußt die Tasche nehmen …«
    Heinrich Emanuel nickte und schnallte die Tasche vom Koppel des Sterbenden. »Ist noch etwas, Kamerad?« sagte er stockend.
    »Ich heiße Berndt … Kurier … Meine Mutter … in Wiesbaden …« Die Augen verschatteten sich. Er wurde müde … das Blut lief aus seinem Körper und mit ihm das Leben. Seine Lider zuckten … er tastete nach der Hand Schützes und umklammerte sie. »Die Tasche … die Tasche …«
    »Ich habe sie.« Oberleutnant Schütze sah auf den aufgerissenen Schenkel. Daß er nicht helfen konnte, war ihm so grauenhaft, daß er hätte schreien können. »Was ist mit der Tasche, Kamerad …?«
    »Zum Korps … zum …« Der junge Leutnant schluckte. Durch seinen Körper

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