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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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ebenso wenig bestreiten wie die Tatsache, dass die Erde rund ist oder die Sterne aus Feuer bestehen.
    In diesem Moment hörten wir Großmutters Schlüssel in der Tür. »Schnell – versteck es!«, flüsterte Stirling. Ich stopfte das Buch wieder in die Kommode, und als ich a n schließend ins Wohnzimmer ging, unterhielt sich Sti r ling ganz unschuldig mit Großmutter über irgendeinen Vorfall an der Schule. Ich musste lächeln. Obwohl er so rech t schaffen war, konnte er mir manchmal sehr ähnlich sein.
     
    Wir hatten gerade mit dem Abendessen angefangen, als es laut an der Tür klopfte. Großmutter machte trotzdem auf.
    »Ethan Dark«, hörte ich. »Schuldetektiv.« Ich drehte mich auf meinem Stuhl um. Der Mann stand direkt auf der Türschwelle und sah hinter seiner verspiegelten Bri l le von mir zu Großmutter. »Sind Sie die Erziehungsberec h tigte von Leonard North?«, fragte er.
    »Ja.« Sie war es nicht, behauptete es aber trotzdem.
    »Ist Ihnen bewusst, dass er trotz vorausgegangener Warnung heute nicht am Unterricht teilgenommen hat?«
    Großmutter versuchte, ihm den Vorfall beim Training in de r v ergangenen Woche zu erklären, aber er wischte ihre Worte beiseite. »Ja, das weiß ich schon alles. Warum ist er also immer noch zu Hause?«
    »Da draußen grassiert das Stille Fieber«, erwiderte Großmutter. »Ich will nicht, dass er den Erreger au f schnappt. Es heißt, wenn man an Erschöpfung leidet …«
    »Mrs. North«, sagte der Mann mit matter Stimme. »Wir alle befinden uns in schwierigen Umständen. Trotzdem können wir uns nicht in unseren Häusern ve r stecken. Da draußen findet gerade ein Krieg statt, und es gibt sinnvollere Aufgaben, auf die ich meine Zeit ve r wenden könnte. Ich möchte nicht noch einmal hierhe r kommen müssen.«
    »Aber der Direktor von Leonards Schule hat gesagt …«
    »Das spielt keine Rolle. Ein anderer Mitarbeiter hat uns darauf hingewiesen, dass Leonard versäumt hat, ein ärztliches Attest vorzulegen.«
    »Aber es gibt keine Ärzte, von denen man ein Attest bekommen könnte.« Das war sehr wagemutig von Großmutter. Ich stand auf und stellte mich hinter sie, und Stirling folgte mir.
    »In dem Fall schlage ich vor, er kehrt mit gebührender Eile an die Schule zurück«, sagte Ethan Dark. »Er hat bereits eine Warnung erhalten. Sollte eine weitere B e schwerde der Militärakademie bei mir eingehen, wird das schwerwiegende Folgen haben. Letztes Jahr haben wir mehr als hundert Jungen von der Schule verwiesen, weil sie es beharrlich versäumten, am militärischen Training teilzunehmen. Sie haben damit jede Chance auf eine Ka r riere bei der Armee vertan. Aber sobald sie achtzehn sind, wird man sie trotzdem einziehen, damit sie als Z i vilsoldaten an der alcyrischen Grenze kämpfen. Und b e stimmt ist das nicht der Ort – und die Art! –, wo Leonard enden möchte.«
    »Na schön«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Er wird morgen zur Schule gehen.«
    »Besten Dank.« Der Mann drehte sich um und stapfte die Treppe hinunter.
    Während wir alle noch in der Tür standen, kam Maria von oben runtergelaufen, auf ihrem Kleid etwas, das wie Baby-Erbrochenes aussah. »Seht euch nur an, was der liebe Anselm gemacht hat«, sagte sie zähneknirschend und hielt eine schleimige Hand hoch. »Wer war das?«
    »Ethan Dark, Schuldetektiv«, zitierte ich. »Er liebt es, das zu sagen.«
    »Still, Leo!«, flüsterte Großmutter, aber der Mann war schon weg.
    Maria lachte, und als sie das tat, sah ich plötzlich, dass sie geweint hatte. Ich konnte es an dem Glitzern in ihren Augen sehen. »Ich schätze, du wirst jetzt wieder zur Schule gehen?«
    Ich nickte langsam.
    »Du wirst müssen, Leo«, bestätigte Großmutter. »Sie könnten dich sonst hinauswerfen.«
    »Glaub ihm nicht«, sagte ich. »Da steckt nur wieder dieser Unruhestifter Markey dahinter.«
    »Dir ist zu Hause sowieso langweilig geworden.«
    »Aber jetzt, wo ich zur Schule gehen muss, will ich nicht. Ich würde lieber daheim bleiben.«
    »Na ja«, meinte Maria. »Wenigstens bist du nicht für immer mit einem teuflischen Baby zu Hause angekettet.«
    »Das stimmt. Aber er wird nicht für immer ein Baby bleiben.«
    »Das stimmt auch wieder.«
    »Und dann ist da noch das Picknick, auf das wir uns freuen können«, erinnerte ich sie.
    »Du kommst also mit? Anfangs warst du gar nicht so begeistert.«
    »Ich hab meine Meinung geändert«, beteuerte ich, und sie lächelte.
    »Um was für ein Picknick ging es da vorhin?«, wollte

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