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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Großmutter wissen, nachdem Maria gegangen war und wir wieder vor unserem nun beinahe kalten Essen saßen.
    Stirling erklärte es ihr.
    »Ich weiß nicht recht. Die Soldaten marschieren auf ihrem Weg zur Grenze da durch. Was, wenn sie Schie ß übungen machen? Oder verirrte Geschosse dort runterfa l len?«
    »Die Front ist viel zu weit weg«, beruhigte ich sie. »Wir werden nicht sehr weit gehen. Nur über den Frie d hof und dann noch ein kurzes Stück. Geschosse können keine fünfzig Kilometer durch die Luft fliegen.«
    Stirling sah erleichtert aus, als er das hörte. Großmu t ter legte ihren Löffel weg und starrte grüblerisch in ihre Suppe. »Aber was ist, wenn die Soldaten euch nicht in die Stadt zurücklassen? Erinnere dich an damals, als du es für so schlau gehalten hast, am Fluss entlangzulaufen, und als du dann versucht hast, wieder reinzukommen, wärst du beinahe erschossen worden.«
    »Ich wäre nicht beinahe erschossen worden«, wide r sprach ich. »Und außerdem ist das Jahre her. Es ist jetzt anders. Auf den Brücken gibt es kaum noch Kontrollen – du hast es selbst in der Zeitung gelesen. Lucien hat seine Männer in die Burg zurückbeordert, und jetzt interessiert ihn die Umgebung der Stadt kaum noch.«
    »Ich bin immer noch nicht überzeugt«, sagte sie, Sti r ling sah mich wortlos an.
    »Wie wäre es …« Mir kam ein Gedanke. »Wie wäre es, wenn ich meine Kadettenuniform anziehen würde? Dann wird es keine Probleme an den Brücken geben. Sie werden erkennen, dass ich kein Revolutionär bin.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich dich nie wieder aus der Stadt lassen würde«, sagte sie bedächtig.
    In dem Moment wusste ich, dass ich gewonnen hatte. »Irgendwann musst du nachgeben.«
    »Ich wüsste nicht, warum.« Sie lächelte. »Dieses Picknick muss dir wirklich viel bedeuten, wenn du sogar bereit bist, am Wochenende deine Uniform zu tragen.«
    »Ja, das tut es.«
    Sie zögerte nur noch kurz, bis sie nickte. »Na schön. Letztendlich ist es eine gute Idee. Ihr Jungs kommt fast nie an die frische Luft – kein Wunder, dass ihr letzte Woche so müde wart.«
    Ich begann, die leeren Teller abzuräumen. Großmutter legte eine Hand auf meine Schulter und sah mich einen Moment lang an.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Weißt du, Leo, du hast dich verändert. Ich kann mich nicht erinnern, wann du das letzte Mal eine solche B e geisterung gezeigt hast. Seit dem Tag, an dem du krank wurdest, hast du eine positive Wandlung durchgemacht.«
    »Ich weiß.«
     
    Ich lag auf dem Schulhof im Matsch, stützte mich auf die Ellbogen und sah auf das Maracon 14 in meinen Händen hinunter. Es war eine ziemlich mitgenommene Waffe – der Bolzen tendierte dazu zu klemmen, und dann plöt z lich zurückzusausen und meine Finger zu erwischen. Ich hatte vergessen, wie schnell man sein musste, um am Anfang der Schießübungen eine der neuen zu ergattern.
    Ich sah direkt nach Osten, und da die Sonne noch nicht ganz über mir stand, musste ich blinzeln, um das Ziel zu erkennen. Es handelte sich dabei um ein Kreidekreuz auf einem verzogenen Brett, das grob die Umrisse eines Menschen hatte und in einem tristen Grün angemalt war – die Farbe der alcyrischen Soldatenuniform. Meine G e danken schweiften umher; ich dachte an die Berge hinter diesen Reihen eintöniger Häuser und an Samstag, wenn wir dorthin gehen würden.
    »North! Wach auf!« Es war Sergeant Bane. Er klang, als hätt e e r es bereits mehr als einmal gesagt. »North« – das war ich. Es gab ein wenig raues Gelächter von den anderen Jungen.
    » Ä hm … entschuldigen Sie, Sir, ich …«
    »Feuern, North!«, brüllte er, noch bevor ich zu Ende sprechen konnte. Ich zog hastig den Abzug, und die K u gel jagte irgendwo neben dem unteren Teil des Bretts vorbei. Wir schossen natürlich nicht mit echten Kugeln, und ich dachte immer, dass es mit echten einfacher g e wesen wäre, geradeaus zu schießen.
    »Kugeln einsammeln, North«, befahl mir Sergeant Bane, während er die anderen Jungen wieder nach dri n nen trieb. »Du musst lernen, dich mehr anzustrengen.«
    Ich tat noch nicht mal so, als ob es mir etwas ausm a chen würde. Kugeln einzusammeln war im Winter mü h sam, wenn der Boden durchnässt war und ein scharfer W i nd blies, aber jetzt war Sommer, und ich wollte lieber dra u ßen sein.
    Eine Brise wehte aus östlicher Richtung heran. Ganz allein auf dem Hof wanderte ich an der Außenmauer en t lang und hob die Kugeln auf. Die Wolken zogen in Fe t zen über den

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