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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Himmel, sodass es erst sonnig und dann bedeckt war und dann wieder sonnig und sich auf der Erde ihre Schatten abzeichneten.
    Ich mochte das Schießtraining, auch wenn ich es nicht zugab. In rachsüchtigeren Momenten hatte ich manchmal das Gewehr ein winziges Stück auf Sergeant Bane oder einen der anderen Jungen gerichtet und mir dann vorg e stellt, wie ich es plötzlich herumreißen und ihn töten würde. Ich könnte es tun, hatte ich mir dabei eingeredet. Aber mir wurde klar, dass ich mich inzwischen verändert hatte. Alles war irgendwie anders geworden, seit ich beim Training zusammengebrochen und anschließend im Büro des Colonels aufgewacht war.
    Ich hasste die Schule – natürlich tat ich das –, aber trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass irgendwie alles besser wurde. Ich war mir der positiven Dinge in meinem Leben bewusst geworden. Und Großmutter hatte sich auch verändert.
    Seit jenem Tag hatte sie nicht ein einziges Mal wegen irgendwas an mir herumgenörgelt. Sie hatte mich trotz der Sache mit der Schulbehörde zu Hause behalten, und sie würde uns am Samstag zu unserem Picknick gehen lassen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so wenig mit ihr gestritten zu haben, seit meine Mutter und mein Vater weggegangen waren.
    Außerdem war da noch Maria. Ich hatte noch nie z u vor einen Freund gehabt. Da war etwas Beruhigendes an ihr – an der Tatsache, dass sie in der Nähe war –, das mich denken ließ, bevor ich handelte. Vielleicht war es das Bedürfnis, sie zu beeindrucken. Es interessierte mich sonst nie, was irgendwer über mich dachte. Aber ich wollte, dass sie mich mochte. Ich wollte nicht, dass sie mich wegen meines Benehmens verachtete.
     
    Im Geschichtsunterricht nahmen wir wieder die Befre i ung durch. Im Moment konzentrierten wir uns auf die Eiserne Regentschaft – die Regierungszeit der Königl i chen Familie Donahue – und damit auf dieselbe Ära, die mein Vater in seinem Buch die › Goldene Regentschaft ‹ nannte. Ich merkte, wie meine alte Frustration über die Schule wiederkehrte. Es war so idiotisch. Es war reine Zeitver schwendung, die Geschichte Malo nias auf diese Weise zu lehren. Sie sollten uns einfach die Fakten ne n nen und uns dann unsere eigene Meinung bilden lassen, dachte ich.
    »Verschwunden war das alte Regime!«, deklamierte Sergeant Bane gerade. »Indem König Lucien die Diktatur stürzte, unter der unser Land so lange gelitten hatte, brachte er die Gleichheit zurück. Jeder hat nun die Cha n ce, für sein Land zu arbeiten und zu kämpfen und seine R e gierung zu wählen. König Lucien hat Malonia zu e i nem Land gemacht, auf das wir stolz sein können.« Wä h rend er sprach, ließ er den Blick über die Klasse schwe i fen, und ich setzte eine Miene abfälliger Langeweile auf. »North!«, sagte er. »Nenne eine Sache, die abgeschafft wurde, als König Luciens Armee der Eisernen Regen t schaft ein Ende setzte.«
    »König Cassius II. «, antwortete ich prompt.
    »Nein!«, donnerte er. »Falsch!«
    »Na ja, eigentlich ist das technisch gesehen …«
    Er schnitt mir das Wort ab. »Hebt die Hand, wenn ihr hören wollt, was North zu sagen hat.« Niemand tat es. »Danke, North«, sagte er. »Darf ich jetzt fortfahren?«
    Ich machte mir nicht die Mühe zu antworten.
    Sergeant Banes Vortrag schleppte sich dahin. Ich star r te aus dem Fenster und hielt nach Mustern in den Wolken Ausschau. Aber ich konnte keine entdecken – sie bewegten sich zu schnell. Auf dem Hof war nichts zu sehen außer dem Kerngehäuse eines Apfels, das dort im Matsch lag, und ich fing an, es konzentriert zu fixieren, um es in die Luft zu heben. Ich hatte das schon früher bei Gegenständen versucht, und wenn ich mich stark genug anstrengte, funktionierte es. Ich schaffte es, das Kerng e häuse zwei oder drei Zentimeter anzuheben. Ich konnte es jedoch nicht lange oben halten; es war, als würde man die Luft anhalten. Als ich es fallen ließ, tat mir der Kopf weh. Es war sehr seltsam. Magie ist überhaupt nichts Wundersames – sie ist reine Konzentration und Willen s kraft.
    Als ich ein kleiner Junge war, hatte mir mein Vater hin und wieder davon erzählt. Die Ausbildung, die die E r leuchteten erhielten, basierte auf körperlichen Strapazen und sogar Folter. Die besten von ihnen waren in der Lage zu lächeln, während sie ihre Hände in siedendes Öl tauchten. Keine Grimasse, sondern ein echtes Lächeln, und das ist wirklich eine ziemliche Leistung. Sie ko n zentrierten sich so stark, dass ihre

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