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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Willenskraft sie b e schüt z te, und deshalb waren weder Verbrennungen noch Ve r brühungen auf ihrer Haut, auch wenn sie den Schmerz trotzdem spürten.
    Ich dachte den restlichen Tag über das alles – über Magie und Willenskraft – nach, deshalb gingen Sergeant Banes Belehrungen völlig an mir vorbei.
    Auf dem Heimweg redete ich mit Stirling darüber. »Erinnerst du dich noch an die Erleuchteten? Diese Me n schen, die die Kunst der Magie beherrschen?«, fragte ich. »Daran, wie sie Folter ertragen können?«
    »Ja«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Ich glaube schon. Du hast mir früher von ihnen erzählt …«
    »Das stimmt.« Nachdem meine Eltern fortgegangen waren, hatte ich ihre Geschichten an Stirling weitergeg e ben. Sie waren ganz anders als die von Großmutter.
    »Ich erinnere mich«, bekräftigte er noch einmal.
    »Ich habe darüber nachgedacht, dass es seltsam ist, wie es funktioniert. Sie verlassen sich auf ihren Geist – Willenskraft und Charakterstärke. Sie vollbringen keine Wunder. Jeder kann Magie ausüben.«
    »Ja. Sie glauben einfach daran, dass sie etwas tun können, und dann können sie es auch. So wie diejenigen, die in der Lage sind, Eisenstangen zu verbiegen. Sie ste l len sich einfach vor, dass sie einen Strohhalm umkn i cken, stimmt ’ s?«
    Ich nickte. »Ich schätze, man muss über bestimmte geistige Fähigkeiten verfügen. Nicht jeder kann so u n glaubliche Kunststücke vollbringen. Wenn man anfangen würde, an sich selbst zu zweifeln, könnte man es nicht tun.«
    »Und nicht jeder hat genügend Willenskraft«, sagte Stirling.
    »Weil wir gerade über die Erleuchteten sprechen«, sagte Stirling, als wir weiter den Paradiesweg hinabma r schierten. »Ich möchte irgendwann noch mal Aldebarans Grab sehen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie es aussieht. Und ich glaube, dass es gar kein richtiges Grab ist – der Grabstein ist eine Attrappe.« Als ich nicht an t wortete, sagte er weiter: »Weil er nämlich verbannt wu r de. Talitha hat ihn nach England geschickt.«
    Es stimmte, dass das Grab erst lange nach seinem Ve r schwinden angelegt worden war. Ich konnte mich nicht an Aldebaran erinnern, aber ich wusste noch, seit wann es das Grab gab. Und es stimmte auch, dass niemand von seinem Tod überzeugt gewesen war, bevor diese Gerüc h te aufgetaucht waren. »Angeblich ist er im Gefängnis g e storben«, sagte ich. »Er wurde schon seit mehreren Ja h ren in einem geheimen Gefängnis gefangen geha l ten.«
    »Woher willst du wissen, dass das wahr ist?«, fragte Stirling.
    Ich wusste es nicht. »Na schön, warum sehen wir uns das Grab nicht einfach an. Komm, lass uns hingehen.«
    »Jetzt gleich? Ich weiß nicht, ob wir das tun sollten. Du warst letzte Woche so müde, als du nach dem Tra i ning krank geworden bist. Wenn du heute zu viel machst, wirst du morgen wieder müde sein.«
    »Tja, ich könnte morgen auch tot sein.« Stirling sah mich verwirrt an. »Ich meine damit nur, dass wir uns nicht immer wegen morgen den Kopf zerbrechen dürfen. Wenn du hingehen und es dir ansehen willst, gehen wir hin und sehen es uns an. Heute. Jetzt. Komm schon.« Ich bog in eine Seitenstraße ab.
    »Was ist mit dem Stillen Fieber?«, fragte Stirling.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
    »Weißt du, was du bist, Leo? Explosiv.«
    »Explosiv? Wovon redest du? Du meinst impulsiv.«
    »Ich meine, dass du gerade erst die Idee hattest und sofort …«
    »Jetzt komm schon. Du wolltest es sehen.«
    Er folgte mir lachend.
     
    Es waren etwa drei Kilometer bis zum Friedhof. Wir gi n gen schnell. »Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Stirling in regelmäßigen Abständen, und ich antwortete jedes Mal: »Ja. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich glaube, das ist nicht der richtige Weg«, sagte er mehrmals.
    »Wir werden trotzdem dort ankommen.«
    Als wir uns dem Stadtrand näherten, wurden die Str a ßen breiter, und der Wind nahm zu. »Wir sind komplett in die falsche Richtung gegangen«, stellte Stirling fest.
    »Du hast Recht.«
    »Dann bleib endlich stehen! Sollen wir umkehren?«
    »Lass uns weiterlaufen, bis wir die Mauer erreichen. Dann folgen wir ihr bis zum Friedhof. Es kann nicht weit sein.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, jemals in diesem Teil von Kalitzstad gewesen zu sein. Daran, dass die Vorhä n ge in den einzelnen Häusern jeweils zueinander pas s ten, erkannte ich, dass sie nicht in Wohnungen unterteilt w a ren. Ein paar von ihnen hatten sogar Gärten. Und es war kein einziger

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