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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Schultertuch über ihn. »Ich hätte ihn nicht mitnehmen dürfen«, sagte ich. »Aber ich wusste nicht, dass er krank ist.«
    »Das konntest du nicht wissen. Schließlich ging es ihm heute Morgen gut.«
    »Ich fühle mich trotzdem schuldig.« Ich berührte seine Schulter. »Alles klar, Stirling?« Er nickte.
    »Es ist nicht deine Schuld, Leo«, sagte Maria. »So ist das nun mal mit Krankheiten. Man kann sie nicht einpl a nen.«
    Die Straßen waren voll, und die Menschen mussten zur Seite ausweichen, um die Kutsche vorbeizulassen. Kalitzstad war nicht für Kutschen gebaut, und deshalb sah man nur selten welche. Wir bewegten uns über eine nach unten führende Hauptstraße in Richtung Kirchplatz. Nachdem wir an der Kirche vorbei und um den Platz h e rumgefahren waren, hielten wir auf eine Abzweigung auf die Burg und damit die Zitadellstraße zu.
    »Auf dem Hinweg ging es schneller«, sagte Maria.
    »Aber wenigstens bezahlt Sergeant Markey«, erwide r te ich.
    Maria lachte, aber Stirling lächelte noch nicht mal. Er hatte die Augen geschlossen, und als ich meine Hand auf seine Stirn legte, war sie immer noch heiß.
    Ich öffnete das Fenster, lehnte mich hinaus und rief dem Kutscher zu: »Könnten Sie bitte ein bisschen schne l ler fahren?«
    Er hob hilflos die Hände. Die Menschen drängten sich noch immer an den Türen der Kutsche vorbei.
    Stirling hustete fiebrig. »Er hat diesen Husten schon seit Tagen«, sagte ich. »Ich dachte, es wäre nichts. Ich hätte wissen müssen, dass er krank wird.«
    »Ein Husten allein ist nicht schlimm. Letzte Woche bist du selbst ohnmächtig geworden. So etwas passiert oft.« Sie machte eine Pause. »Ich glaube trotzdem, dass er von einem Arzt untersucht werden sollte.«
    »Was denn für ein Arzt?«
    »Dann eben von Pater Dunstan. Er hat medizinische Kenntnisse. Deine Großmutter sollte ihn bitten, zu ko m men und sich Stirling anzusehen.«
    »Ich schätze, das wird sie sowieso tun. Sie macht das immer, wenn wir krank sind.«
    »Nur für den Fall, dass es etwas Ernstes ist. Aber ich glaube es nicht.«
    Wir unterhielten uns auf diese unbehagliche Weise weiter, bis die Kutsche auf halbem Weg die Zitadellstr a ße hinauf anhielt.
    »Tut mir leid, aber weiter kann ich nicht fahren«, rief der Kutscher und öffnete uns dann die Tür. »Soll ich euch helfen, den Jungen rauszuheben?«
    »Nein, ich schaff das schon«, sagte ich. »Komm, Sti r ling.« Ich legte ihn über meine Schulter.
    »Bist du sicher, dass du das tun solltest?«, fragte M a ria. »Nicht, dass du dich dabei verletzt.«
    »Mir geht ’ s gut.«
    Ich trug Stirling langsam die Straße hinauf, damit er nicht zu sehr durchgerüttelt wurde. Maria ging voraus, um die Tür aufzuschließen, und hielt sie dann offen, bis ich uns hindurchmanövriert hatte, ohne dabei am Tü r rahmen hängen zu bleiben.
    »Ich lauf schon mal hoch und warne deine Großmutter vor«, sagte Maria, während ich mich mit Stirling die St u fen hochkämpfte. »Sie wird sich sonst ziemlich erschr e cken, wenn ihr plötzlich so in die Wohnung platzt.«
    »Mein armer Junge!«, rief Großmutter aus, als ich Stirling hereintrug. »Leg ihn auf sein Bett.« Ich brachte ihn ins Schlafzimmer und legte ihn vorsichtig hin. »Was ist denn genau passiert?«, fragte sie, während sie seinen Puls fühlte. »Sein Herz schlägt furchtbar schnell! Und er hat Fieber! Heute Morgen ging es ihm doch noch gut.«
    »Er ist plötzlich ohnmächtig geworden«, sagte ich. »Er war völlig okay, und dann wurde er ohnmächtig.«
    »Stirling, kannst du mich hören?«, fragte Großmutter.
    »Ja«, flüsterte er, aber sein Blick war nicht auf sie g e richtet.
    »Sag mir, wie du dich fühlst. Ist dir schwindlig? Oder übel?«
    »Ich kann nicht richtig sehen, Großmutter.«
    »Mach dir keine Sorgen. Du bist jetzt zu Hause.« Er wollte sie berühren, aber seine Hand zielte weit an ihrer Schulter vorbei, so als hätte er überhaupt keine Ahnung, wo sie war.
    »Kannst du das hier sehen?« Ich hielt meine Hand vor sein Gesicht. Er gab kein Zeichen, dass er es konnte.
    »Was?«, krächzte er.
    »Leo, würdest du bitte Pater Dunstan holen?«, bat Großmutter. »Beeil dich. Geh jetzt gleich.«
    Ich schloss die Wohnungstür hinter mir und rannte die Treppe hinunter.
     
    Pater Dunstan kniete gerade vor dem Altar. Er drehte sich um, als ich durch die Tür gestolpert kam. »Le o nard!«, sagte er. Weil er mich nicht gut kannte, nannte er mich immer Leonard. »Es freut mich, dass es dir wieder gut

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