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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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mich, um es aufzuheben, und überlegte dabei, ob die trockenen Informationen darin seine G e danken wirklich von seiner Angst ablenken würden. Die Goldene Regentschaft war mit Ausnahme einiger wen i ger Kapitel ein Geschichtsbuch. »Aber es ist nicht wir k lich interessant, Stirling.« Da fiel mir das andere Buch ein – das, das ich gefunden hatte und in dem diese sel t samen Einträge standen.
    »Stirling? Ich könnte dir dieses andere Buch vorlesen, das, von dem ich dir erzählt habe – weißt du noch, diese Geschichte, die in dem Buch aufgetaucht ist, das ich g e funden habe?«
    »Ja.« Er hatte einen Moment gezögert. »Das ist eine gute Idee. Die würde ich auch gern hören.«
    »Vielleicht kannst du ja ihre Bedeutung entschlü s seln.«
    »Ich hoffe es. Ja, lies sie mir vor.«
    Ich holte das Buch aus der Truhe unter der Fenste r bank und setzte mich wieder auf Stirlings Bett. Aber s o bald ich es aufschlug, sah ich, was passiert war. »Da ist wieder etwas hineingeschrieben worden.«
    »Wirklich? Viel?«
    »Ein paar Seiten. Und davor ist eine Lücke. Der Ve r fasser lässt Lücken zwischen seinen Einträgen. Ich weiß nicht, warum.«
    »Liest du es mir vor? Fang ganz vorne an.«
    »In Ordnung.« Ich schlug die erste Seite auf und b e gann zu lesen. Stirling lag mit seiner Hand auf meinem Knie ganz still da und hörte zu.
    Irgendwie machte das laute Vorlesen die Geschichte weniger real, so als wäre es tatsächlich nur ein Märchen. Aber als ich nach dem ersten Abschnitt eine Pause ei n legte, sagte er: »Es ging dabei um die Befreiung, oder? Ich hab dir doch gesagt, dass sie den Prinzen nicht get ö tet haben.«
    Die Geschichte funktionierte gut als Ablenkung; er hatte seine Angst vergessen und hörte völlig gebannt zu. »Ich weiß, dass das irgendeinen Sinn ergibt«, sagte er, offensichtlich frustriert, nachdem ich den zweiten A b schnitt gelesen hatte. »Ich weiß, dass es einen Sinn e r gibt, aber ich kann ihn nicht erkennen. Mein Gehirn will einfach nicht richtig arbeiten.«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. »Das ist nur, weil du krank bist. Hör einfach zu.«
    Es nahm überraschend wenig Zeit in Anspruch, den Rest vorzulesen, verglichen damit, wie lange ich darüber nachgedacht hatte.
    »Der Butler muss Aldebaran sein«, folgerte Stirling, als ich fertig war. »Er klingt, als wäre er ein Magieg e lehrter, und sie sagen, dass das Land England heißt – das sagen sie immer wieder. Ich glaube, es ist wirklich Ald e baran.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Aber weshalb hat er an Talitha geschrieben?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie ein falsches Spiel mit ihm gespielt. Sie hat viele Menschen getäuscht. Sie stand auf beiden Seiten gleichzeitig – nach außen hin hat sie für den König gearbeitet, während sie im Verborg e nen die Revolution anführte. Das wurde aber erst nach Luciens Machtergreifung bekannt.«
    Stirling runzelte die Stirn. »Aber Aldebaran ist ein sehr einflussreicher Mann.«
    »Auch Talitha ist mächtig – vielleicht noch mächtiger als er.«
    Er schien darüber nachzudenken. Ich brannte darauf, weiterzulesen , wartete aber trotzdem. »Also das ist mit Großonkel Harald geschehen«, sagte Stirling schließlich. »Er ging nach England und hatte dort eine Frau und Ki n der.«
    Ich nickte. Großmutter sprach fast nie über ihn. Sogar noch seltener als über Aldebaran. »Das ist es, was pa s siert sein muss«, bestätigte ich. »Bisher wusste ich nur, dass er jahrelang als verschollen galt und dann zurüc k kehrte.«
    »Dann haben wir dort Verwandte! Stell dir das mal vor! Englische Verwandte!«
    »Ich schätze, du hast Recht. Das ist das Seltsame da r an. Wenn es sich bei dem Mann um Aldebaran handelt, dann ist dies eine Geschichte über unsere Familie. Wer könnte eine Geschichte über unsere Familie schreiben?«
    »Wann ist das alles passiert?«, fragte Stirling.
    »Vor zehn Jahren. Das Datum auf dem Brief ist direkt vor der Befreiung.«
    »Und wann ist Großonkel Harald gestorben?«
    »Ich weiß nicht. Lange bevor ich geboren wurde.«
    »Wie lange ist es her, seit Aldebaran verbannt wu r de?«
    »Als ich ein Baby war.«
    »Diese Geschichte ist wirklich verwirrend«, meinte Stirling. »Sie muss einfach wahr sein.«
    Ich lachte. Er lachte auch, und als er es tat, begann er zu hu st en wie ein alter Mann. Das Geräusch machte mir Angst. » Stirling «, sagte ich. »Stirling, bist du in Or d nung?«
    Er nickte und versuchte zu lächeln. »Lies bitte we i ter.«
    Der nächste

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