Mansfield Park
dieser Angelegenheit in Bewegung gesetzt hatte, der zweite von eben dem Freund an den Admiral selbst; aus den Briefen ging hervor, daß erstens seine Lordship sich ein Vergnügen daraus machte, der Empfehlung von Sir Charles unverzüglich zu entsprechen, und daß zweitens Sir Charles sehr glücklich über diesen Anlaß war, Admiral Crawford seine Ergebenheit zu beweisen, und daß die Ernennung von Mr. William Price zum Zweiten Leutnant auf Seiner Majestät Schaluppe «Thrush» einem großen Kreis hochgestellter Personen zur besonderen Freude gereichte.
Während Fanny die Briefe in ihren zitternden Händen hielt, während ihre Augen von dem einen zum anderen schweiften und ihr Herz vor Erregung schwoll, sprach Crawford mit ungeheuchelter Begeisterung weiter: «Ich will nichts von meiner eigenen Freude sagen, so groß sie auch ist, denn ich denke nur an Ihre Freude. Wer darf sich im Vergleich zu Ihnen freuen? Ich habe es mir fast selber nicht gegönnt, eine Nachricht zuerst zu erfahren, die Sie vor allen anderen hören sollten – aber wenigstens habe ich keine Sekunde verloren, sie Ihnen zu überbringen. Die Post ist heute spät eingetroffen, ich hätte keinen Augenblick früher kommen können. Mit welcher Ungeduld, mit welchem Ungestüm ich diese Sache betrieben habe, will ich Ihnen nicht beschreiben – auch nicht wie tief gekränkt und enttäuscht ich war, daß sie nicht erledigt werden konnte, während ich in London war! Die Hoffnung darauf hat mich von Tag zu Tag dort zurückgehalten; keinem anderen Geschäft der Welt zuliebe wäre ich Mansfield nur halb so lange ferngeblieben. Aber obwohl mein Onkel so unverzüglich und eifrig, wie ich es nur wünschen konnte, sich für mein Unternehmen eingesetzt hat, gab es einige Verzögerungen durch die Abwesenheit des einen und die Verhinderung eines anderen Freundes – bis ich es nicht länger aushalten konnte und nach Mansfield zurückkehrte. Ich wußte ja, daß ich die Sache in guten Händen gelassen hatte und daß nicht viele Tage vergehen würden, bis ich die glückliche Nachricht erhielte. Mein Onkel ist der beste Mensch der Welt, und ich wußte, daß er sich für Ihren Bruder verwenden würde, wenn er ihn erst einmal kennengelernt hätte. Er war ganz entzückt von ihm. Gestern wollte ich mir nicht erlauben, Ihnen nur die Hälfte von allem zu wiederholen, was der Admiral zu Williams Lob gesagt hat – ich schob es auf, bis sein Brief beweisen würde, daß sein Lob aufrichtig gemeint war. Jetzt darf ich wohl sagen, daß nicht einmal ich für William ein herzlicheres Interesse und aufrichtigere Wünsche und Sympathien verlangen könnte, als mein Onkel sie ganz spontan für ihn bekundet hat, nachdem er einen Abend mit ihm verbracht hatte.»
«Ja, ist das alles denn Ihr Werk?» rief Fanny aus. «Mein Gott – wie lieb, wie gut von Ihnen! Haben Sie wirklich – war es auf Ihren Wunsch hin? … Verzeihen Sie, aber ich bin ganz wirr. Hat Admiral Crawford? … Wie ist es zugegangen? Ich bin ganz betäubt …»
Henry war nur zu glücklich, ihrem Verständnis nachzuhelfen, indem er sein Vorgehen von Anfang an sehr ausführlich erklärte. Die Reise nach London hatte er zu keinem anderem Zweck unternommen, als William bei seinem Onkel einzuführen und diesen zu bewegen, all seinen Einfluß aufzubieten, um dessen Beförderung zu erlangen. Das war sein dringendes Geschäft gewesen. Er hatte keiner lebenden Seele etwas davon erzählt, nicht einmal Mary hatte er eine Silbe verraten. Solange der Ausgang ungewiß war, hätte er es nicht ertragen, seine Erwartung mit jemandem zu teilen. Das war also der geheimnisvolle Zweck seiner Reise gewesen; und er sprach mit solchem Feuer und in so beredten Ausdrücken von seiner Besorgnis um ihren Erfolg, er berief sich so bedeutsam auf sein «innigstes Interesse», seine «zweifachen Beweggründe», seine «Wünsche und Hoffnungen weit darüber hinaus», daß sogar Fanny merken mußte, wo er hinauswollte, wäre sie nicht außerstande gewesen, ihm richtig zuzuhören. Doch ihr Herz war so übervoll und ihr Sinn so verwirrt, daß sie nicht einmal genau verstand, was er von William erzählte, und als er innehielt, konnte sie nur sagen: «Wie lieb von Ihnen, wie gut! O Mr. Crawford, wie dankbar wir Ihnen sein müssen! Mein liebster, liebster William!»
Sie sprang auf und eilte zur Tür. «Ich muß es Onkel sagen! Onkel muß es sofort erfahren!»
Doch das wurde ihr nicht gestattet. Die Gelegenheit war zu günstig und seine Ungeduld zu groß. Er
Weitere Kostenlose Bücher