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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Gedanken verloren zurück. Edmund fing zuerst wieder an:
«Ich war gestern sehr beglückt über die Art, in der sie davon sprach – ganz besonders beglückt, weil ich kaum gehofft hatte, daß sie alles in einem so richtigen Licht sehen würde. Ich weiß, wie sehr sie dir zugetan ist, aber trotzdem hatte ich Angst, sie könnte dich nicht genügend würdigen – vielleicht gar bedauern, daß ihr Bruder nicht ein Mädchen von Rang oder Vermögen gewählt hat. Ich hatte Angst vor dem Einfluß der weltlichen Maximen, die man ihr zeitlebens eingeprägt hat. Aber es kam ganz anders – Fanny, sie hat von dir gesprochen, wie du es verdienst, und das ist viel. Sie wünscht diese Verbindung ebenso innig wie mein Vater und wie ich selber. Wir haben sehr lange darüber geredet. Ich hätte das Thema von mir aus nicht berührt, obwohl ich höchst begierig war, zu erfahren, wie sie darüber denkt – aber ich war noch nicht fünf Minuten im Zimmer, als sie selber davon anfing – mit der ganzen reizenden Offenheit ihres Gemüts und der geistreichen Schelmerei, die ihr eigen ist. Mrs. Grant lachte sie deswegen aus.»
«War Mrs. Grant auch dabei?»
«Ja, als ich eintrat, fand ich die beiden Damen allein. Dann begannen wir von dir zu sprechen, Fanny, und hörten erst auf, als Crawford und Dr. Grant kamen.»
«Ich habe Miss Crawford über eine Woche lang nicht gesehen.»
«Ja, darüber hat sie geklagt, meinte aber, daß es so besser gewesen wäre. Du wirst sie aber vor ihrer Abreise noch sehen. Sie ist sehr ungehalten über dich, Fanny, darauf mußt du dich gefaßt machen. Das heißt, sie behauptet, sehr böse zu sein – aber du kannst dir diesen Zorn vorstellen. Es ist die Enttäuschung und Kränkung einer Schwester, die meint, jeder Wunsch ihres Bruders müsse sich erfüllen, sobald er ihn nur äußert. Sie ist gekränkt, so wie du in Williams Namen gekränkt wärest – aber sie liebt und schätzt dich von ganzem Herzen.»
«Ich wußte, daß sie mir sehr böse sein würde.»
«Liebste Fanny!» rief Edmund, ihren Arm fester an sich drückend. «Laß dich durch den Gedanken an ihren Zorn doch nicht bedrücken! Das ist ein Zorn, von dem man redet, ohne ihn wirklich zu empfinden. Ihr Herz ist von Liebe und Güte erfüllt und hat keinen Platz für Zorn. Ich wollte, du hättest gehört, was sie zu deinem Lobe sagte – ich wollte, du hättest ihr Gesicht gesehen, als sie erklärte, du müßtest Henrys Frau werden. Es fiel mir auf, daß sie dich im Gespräch immer ‹Fanny› nannte, was sie früher niemals getan hat, und es klang nach echt schwesterlicher Herzlichkeit.»
«Und Mrs. Grant – was hat sie gesagt? Hat sie – war sie die ganze Zeit dabei?»
«Ja, sie stimmte in allem mit ihrer Schwester überein. Deine Weigerung, Fanny, hat anscheinend maßlose Verblüffung hervorgerufen. Daß du einen Mann wie Henry Crawford abweisen konntest, geht über ihre Begriffe. Ich habe dich verteidigt, so gut ich konnte; aber ehrlich gestanden, als ich hörte, wie sie den Fall darstellen – du mußt möglichst bald durch Taten beweisen, daß du bei Sinnen bist, sonst werden sie es nicht glauben. Aber ich wollte dich nicht ärgern – verzeih! Bitte, wende dich nicht ab!»
«Ich hätte gedacht», sagte Fanny nach einer Pause, in der sie mühsam um Fassung kämpfte, «jede Frau müßte begreifen, daß ein Mann, so liebenswert er auch sein mag, nicht unbedingt die Sympathie oder Liebe jeder beliebigen Frau finden muß. Auch wenn er der Inbegriff der Vollkommenheit wäre – man sollte doch nicht von vornherein annehmen, daß ein Mann von jeder Frau geliebt zu werden hat, die zufällig Gnade vor ihm findet. Aber selbst wenn es so wäre, selbst wenn Mr. Crawford alle Rechte beanspruchen dürfte, die seine Schwester ihm zubilligt – wie sollte ich darauf vorbereitet sein, plötzlich seine Gefühle zu erwidern? Er hat mich mit seinem Antrag überrumpelt. Ich konnte nicht ahnen, daß sein Benehmen gegen mich irgendwelche Bedeutung hätte, und hatte gewiß nicht die Absicht, mich in ihn zu verlieben, bloß weil er mich mit ein paar scheinbar nichtssagenden Artigkeiten beehrte. In meiner Lage wäre es der Gipfel der Eitelkeit und Unbesonnenheit gewesen, Mr. Crawford ernste Absichten zuzutrauen – und wenn er es zufällig nicht ernst gemeint hätte, wären seine Schwestern, die ihn so hoch einschätzen, die ersten gewesen, mir das vorzuwerfen. Wie konnte ich da – wie sollte ich es anfangen, augenblicklich in ihn verliebt zu sein, als er sich erklärte?

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