Mansfield Park
hat, wird Henry Sie ewig lieben.»
Fanny konnte ein leises Lächeln nicht unterdrücken, hatte aber nichts zu erwidern.
«Ich habe Henry niemals glücklicher gesehen», fuhr Mary fort, «als damals, wie es ihm gelungen war, die Beförderung Ihres Bruders zu erwirken.»
Das war ein Pfeil, der ins Schwarze traf.
«Ach ja, das war wirklich so lieb, so gut von ihm!»
«Ich weiß, daß es ihn die größte Mühe gekostet haben muß, denn ich kenne die Kräfte, die er in Bewegung zu setzen hatte. Der Admiral liebt seine Ruhe und Unabhängigkeit, und nichts ist ihm verhaßter, als jemanden um eine Gefälligkeit zu bitten. Und es gibt so viele junge Leute, um deren Beförderung sich irgend jemand bemüht, daß jeder Versuch aussichtslos ist, wenn er nicht mit ganz ungewöhnlicher Energie und aufopfernder Freundschaft betrieben wird. Wie strahlend glücklich William sein muß! Ich würde ihn gern sehen.»
Das genügte, um die arme Fanny wieder in die quälendste Verwirrung zu stürzen, denn nichts vermochte ihre Entscheidung gegen Mr. Crawford so zu erschüttern wie der Gedanke, was er für William getan hatte. Sie versank darüber in tiefes Sinnen, bis Mary, die sie zuerst wohlgefällig beobachtet und sich dann ihren eigenen Gedanken hingegeben hatte, plötzlich ausrief: «Am liebsten möchte ich den ganzen Tag hier sitzen und mit Ihnen plaudern, aber wir dürfen die Damen unten nicht vergessen. Und nun adieu, meine liebe, meine liebenswerte, meine beste Fanny! Wenn wir uns auch offiziell im Salon verabschieden werden, will ich Ihnen hier richtig Lebewohl sagen. Das tue ich hiermit – mit der innigsten Hoffnung auf ein frohes Wiedersehen. Ja, ich bin sicher, wenn wir uns wieder begegnen, wird es unter solchen Umständen sein, daß wir einander unser Herz ohne die leiseste Spur, ohne den kleinsten Schatten von Fremdheit und Zurückhaltung öffnen können!»
Die zärtlichste Umarmung begleitete diese Worte, die mit echter Bewegung gesprochen wurden.
«Ihren Cousin werde ich bald in London wiedersehen. Er hat versprochen, in nicht allzuferner Zeit dort zu sein. Sir Thomas wird wohl im Frühling hinkommen. Ihren älteren Cousin, die Rushworths und Julia werde ich sicher sehr häufig treffen – alle, nur Sie nicht, meine Fanny! Jetzt habe ich noch zwei große Bitten an Sie: die eine ist, daß wir in brieflicher Verbindung bleiben. Sie müssen mir schreiben. Die zweite, daß Sie öfter Mrs. Grant besuchen, um sie in ihrer Einsamkeit zu trösten, denn sie wird mich wirklich vermissen.»
Die erste Bitte zumindest hätte Fanny lieber nicht vernommen, doch es war ihr unmöglich, sie abzuschlagen; es war ihr sogar unmöglich, nicht bereitwilliger zuzusagen, als sie vernünftigerweise für richtig hielt. Soviel offenkundiger Zuneigung vermochte sie nicht zu widerstehen. Fannys Natur war ganz auf Zärtlichkeit eingestellt, und je weniger sie bisher davon erfahren hatte, desto mehr war sie von Miss Crawfords Freundschaftsbezeugungen überwältigt. Außerdem war sie ihr dankbar, daß das Tête-à-tête längst nicht so peinvoll verlaufen war, wie Fanny gefürchtet hatte.
Nun hatte sie es überstanden, ohne Vorwürfe erdulden zu müssen und ohne daß sie durchschaut worden war. Ihr Geheimnis blieb unversehrt, und so lange das der Fall war, glaubte sie, fast alles andere Ungemach ertragen zu können.
Abends gab es noch einen Abschied. Henry Crawford kam und saß eine Weile bei ihnen. Und da sie schon vorher in bewegter Stimmung war, fühlte sie, wie sie einen Augenblick weich wurde – weil es ihm wirklich nahe zu gehen schien. Ganz gegen seine sonstige Art sprach er kaum ein Wort. Er war offensichtlich bedrückt, und Fanny mußte sich für ihn grämen – obwohl sie hoffte, ihn nie wiederzusehen, solange er nicht der Gatte einer anderen Frau wäre.
Als der Augenblick des Abschieds kam, ergriff er ihre Hand, und sie konnte sie ihm nicht versagen. Er sagte aber nichts, wenigstens nichts, was sie gehört hätte, und als er gegangen war, freute sie sich darüber, daß sie dieses Zeichen der Freundschaft ausgetauscht hatten.
Am nächsten Morgen waren die Crawfords fort.
37. Kapitel
Nun da Mr. Crawford gegangen war, lag Sir Thomas vor allem daran, daß er auch gebührend vermißt würde. Er hoffte, die Aufmerksamkeiten, die seiner Nichte angeblich so unerwünscht gewesen, würden ihr jetzt empfindlich fehlen. Sie hatte zum erstenmal erfahren, wie angenehm es ist, umworben und umschmeichelt zu werden, und das Zurücksinken in ihren früheren
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