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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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ganz niederträchtiger Charakter ist. Ich hatte schon damals meine Zweifel, ob sie richtig handelt, denn er wirkt nicht einmal äußerlich wie ein Gentleman, und jetzt weiß ich, daß sie einen großen Fehler gemacht hat. Nebenbei gesagt, ist Flora Ross im ersten Winter, als sie eingeführt wurde, vor Liebe zu Henry fast vergangen. Aber wenn ich beginnen wollte, Ihnen alle Mädchen aufzuzählen, die meines Wissens in Henry verliebt waren, würde ich nie damit fertig werden. Sie sind die einzige, Sie gefühlloses Geschöpf, die ihm gegenüber gleichgültig bleiben kann. Aber sind Sie wirklich so gefühllos, wie Sie sich geben? Nein, nein – ich sehe, daß es nicht so ist!»
Die tiefe Röte, die in diesem Augenblick Fannys Gesicht überflutete, war allerdings dazu angetan, in einem voreingenommenen Gemüt starken Verdacht zu erregen.
«Liebstes, bestes Mädchen! Aber ich will Sie nicht quälen. Alles soll seinen natürlichen Gang nehmen. Aber, Fanny, Sie müssen doch zugeben, daß der Antrag meines Bruders Ihnen nicht so gänzlich unerwartet kam, wie Ihr Cousin es sich einbildet. Es ist einfach ausgeschlossen, daß Sie sich nicht einige Gedanken gemacht, nicht allerhand Vermutungen angestellt haben. Sie mußten ja sehen, daß er Ihnen durch jede nur mögliche Aufmerksamkeit zu gefallen suchte. War er Ihnen auf dem Ball nicht ganz und gar ergeben? Und dann vor dem Ball die Geschichte mit dem Halsband? Oh, Sie haben es ganz richtig verstanden, Sie waren so reizend verlegen, wie das Herz es nur wünschen kann. Ich erinnere mich ganz genau.»
«Meinen Sie, daß Ihr Bruder vorher etwas von dem Halsband wußte? Oh, Miss Crawford, das war nicht fair!»
«Ob er etwas davon wußte? Es war doch seine Idee, er hat das Ganze von A bis Z eingefädelt! Zu meiner Schande muß ich sagen, es wäre mir nie in den Sinn gekommen, aber ich habe seinen Vorschlag natürlich voller Entzücken ausgeführt, euch beiden zuliebe.»
«Ich kann nicht sagen», versetzte Fanny, «daß ich nicht nachträglich etwas Ähnliches gefürchtet hätte. In Ihrem Blick war etwas, das mich stutzig machte – aber nicht von Anfang an, nicht von Anfang an! Zuerst hatte ich nicht den leisesten Verdacht, wirklich, wirklich nicht! Hätte ich es geahnt, nichts hätte mich dazu gebracht, das Halsband anzunehmen – so wahr ich hier sitze! Und was das Benehmen Ihres Bruders anbelangt, habe ich natürlich etwas gemerkt, es war mir schon eine Zeitlang aufgefallen, vielleicht zwei, drei Wochen lang. Aber ich dachte, es wäre einfach seine Art, und der Gedanke, daß er ernsthaft an mich denken könnte, ist mir ebenso fern gelegen wie der Wunsch, daß er es täte. Miss Crawford, es ist mir nicht entgangen, was sich im Sommer und Herbst zwischen ihm und einigen Familienmitgliedern abgespielt hat. Ich war stumm, aber nicht blind. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, daß Mr. Crawford sich gern Galanterien gestattet, die nichts zu bedeuten haben.»
«Oh – das kann ich nicht leugnen. Er ist – oder er war – hin und wieder ein ganz schlimmer Flirt und hat sich wenig darum geschert, was für Verwüstungen er in den Herzen der jungen Damen anrichtet. Ich habe ihn deswegen oft genug gescholten. Aber es ist wirklich sein einziger Fehler – und gerechterweise muß man sagen, daß die wenigsten jungen Damen ein Herz besitzen, das der Schonung wert ist. Und denken Sie an den Triumph, Fanny, einen Mann zu erobern, den so viele vergeblich zu fesseln versuchten! Es liegt jetzt in Ihrer Macht, ihn alle seine Sünden gegen unser Geschlecht büßen zu lassen! Sicher kann es keine Frau geben, die auf solchen Ruhm verzichtet!»
Fanny schüttelte den Kopf. «Ich kann einen Mann nicht achten, der mit den Gefühlen der Frauen spielt – und was ein Herz in der Stille leidet, vermag der Außenstehende nicht zu beurteilen.»
«Ich verteidige ihn nicht. Ich überlasse ihn gänzlich Ihrer Gnade, und wenn er Sie erst nach Everingham entführt hat, dürfen Sie ihn abkanzeln, soviel Sie Lust haben. Aber eines will ich Ihnen sagen, Fanny: Henrys Untugend, daß er junge Mädchen gern ein bißchen verliebt macht, ist für das Eheglück nicht halb so gefährlich, wie es die Neigung wäre, sich selbst zu verlieben – und die hat er nie im Leben gezeigt. Ich glaube ernsthaft und aufrichtig, daß er noch nie für eine Frau gefühlt hat, was er für Sie fühlt, daß er Sie von ganzem Herzen liebt und Sie immer lieben wird – soweit das überhaupt möglich ist. Wenn jemals ein Mann eine Frau ewig geliebt

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