Mansfield Park
zu entgehen, schien unmöglich, da Rebecca es wie immer sehr eilig hatte, die Tür zu öffnen – eine Pflicht, die ihr von allen die interessanteste schien.
Es war die Stimme eines gebildeten Mannes. Es war eine Stimme, bei deren Klang Fanny zu erbleichen begann – und schon betrat Mr. Crawford den Salon.
Gesunde Vernunft, wie sie Fanny zu eigen war, wird, sobald es wirklich darauf ankommt, immer richtig reagieren; und sie merkte, daß sie imstande gewesen war, ihn ihrer Mutter vorzustellen und ihr seinen Namen als den von «Williams Freund» in Erinnerung zu rufen, obwohl sie sich niemals für fähig gehalten hätte, in einem solchen Moment auch nur eine Silbe herauszubringen. Das Bewußtsein, daß er in Portsmouth nur als Williams Freund bekannt war, gewährte ihr etwas Halt. Doch nachdem sie ihn vorgestellt hatte und sie alle wieder ihre Plätze einnahmen, überwältigte sie die fürchterliche Angst, was alles aus diesem Besuch entstehen könnte, und sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe.
Während sie dagegen ankämpfte, hielt der Besucher, der sie zuerst mit seiner ganzen gewohnten Lebhaftigkeit begrüßt hatte, rücksichtsvoll seinen Blick von ihr abgewendet und ließ ihr Zeit, sich zu fassen, während er sich ausschließlich ihrer Mutter widmete und sie mit der größten Artigkeit und Höflichkeit unterhielt, wobei er gleichzeitig ein Maß an Liebenswürdigkeit – oder zumindest Interesse – an den Tag legte, das seine vollendete Lebensart bezeugte.
Auch Mrs. Price zeigte sich von ihrer besten Seite. Hocherfreut, den vielgerühmten Freund ihres Sohnes kennenzulernen, und beseelt von dem Wunsch, einen guten Eindruck auf ihn zu machen, gab sie ihrer überströmenden Dankbarkeit Ausdruck, der ungekünstelten Dankbarkeit einer Mutter, die nicht anders als sympathisch wirken konnte. Mr. Price war nicht zu Hause, was sie herzlich bedauerte. Fanny hatte sich gerade so weit erholt, um zu denken, daß sie es nicht bedauern konnte. Zu den vielen Ursachen ihres Unbehagens gesellte sich das allerschmerzlichste Gefühl: Scham für das Elternhaus, in dem er sie antraf. Wie sehr sie sich auch dieser Schwachheit wegen schalt, es änderte nichts. Sie schämte sich, und mehr als aller anderen Dinge hätte sie sich ihres Vaters schämen müssen.
Sie sprachen von William, ein Thema, das Mrs. Price niemals satt bekam, und Mr. Crawford spendete ihm so warmes Lob, wie selbst ihr Mutterherz es nicht besser wünschen konnte. Sie meinte, nie im Leben einem liebenswürdigeren Mann begegnet zu sein, und staunte nur, daß ein so vornehmer, großer Herr wie er nach Portsmouth kam, ohne daß er vorhätte, den Kommandierenden Admiral oder den Kommissar zu besuchen, und nicht einmal mit der Absicht, zur Insel überzusetzen oder die Werft zu besichtigen. Nichts von allem, was Mrs. Price als den Beweis und das Vorrecht von Rang oder Reichtum anzusehen gewohnt war, hatte ihn hierher geführt. Er war gestern abend angekommen, gedachte ein oder zwei Tage zu bleiben, hatte in der «Krone» Logis genommen und dort ganz zufällig ein paar Schiffsoffiziere seiner Bekanntschaft getroffen – doch der Zweck seines Kommens blieb dunkel.
Nachdem er alle diese Auskünfte erteilt hatte, schien es nicht unvernünftig anzunehmen, daß es nun wieder möglich wäre, Fanny anzuschauen und mit ihr zu sprechen; und sie war tatsächlich halbwegs imstande, seinem Blick standzuhalten und sich erzählen zu lassen, daß er am Abend vor seiner Abreise aus London eine halbe Stunde mit seiner Schwester verbracht hatte, daß sie ihre besten Grüße und all ihre Liebe sende, aber keine Zeit zum Schreiben gefunden hätte; daß er selber sich glücklich schätzen müßte, Mary auch nur eine halbe Stunde lang zu sprechen, da er nach seiner Rückkehr aus Norfolk kaum vierundzwanzig Stunden in London geblieben war, bevor er sich wieder auf den Weg machte; wie er gehört habe, sei ihr Cousin Edmund seit ein paar Tagen in London; er habe ihn leider nicht selbst gesehen, doch sei er gesund, habe in Mansfield alle gesund und munter zurückgelassen und sei gestern abend bei den Frasers eingeladen gewesen.
Fanny hörte sich auch diese letzte Mitteilung mit Fassung an. Mehr als das, ihr gequältes Gemüt empfand es sogar als Erleichterung, nun endlich Gewißheit zu haben. Und die Worte: «Dann ist jetzt also alles entschieden», gingen ihr durch den Kopf, ohne daß sich ihre Bewegung durch mehr als ein leises Erröten verriet.
Nachdem er noch ein wenig über Mansfield
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