Mansfield Park
fügte er hinzu, sehr bald einen Mitarbeiter, einen Helfer, einen Freund zu haben, der ihm bei all seinen Bestrebungen, in Everingham nützlich und wohltätig zu wirken, den richtigen Weg weisen würde, einen Menschen, der ihm Everingham und alles, was damit zusammenhing, noch teurer machen könnte, als es ihm schon war.
Sie wandte sich ab und wünschte, er würde nicht so reden. Sie wollte gern zugeben, daß er bessere Eigenschaften besitzen mochte, als sie ihm zugetraut hatte, sie begann es für möglich zu halten, daß er zum Schluß noch den rechten Weg fände – aber trotzdem paßte er nicht zu ihr und würde nie zu ihr passen. Das mußte er sich aus dem Kopf schlagen.
Er merkte, daß er genug von Everingham gesagt hatte und daß es jetzt besser wäre, von etwas anderem zu berichten, und ging zu Mansfield über. Er hätte keine glücklichere Wahl treffen können. Das war ein Thema, das ihr Gesicht aufleuchten ließ und ihm augenblicklich ihre Aufmerksamkeit zurückgewann. Es beglückte sie, von Mansfield zu hören und zu sprechen. Sie war jetzt so lange von jedem Menschen getrennt, der es kannte, daß er ihr wie ein naher Freund erschien, als er davon begann und ihr Gelegenheit gab, in die zärtlichsten Lobpreisungen über die Schönheit und die Erquicklichkeit von Mansfield auszubrechen; und die verständnisvolle Anerkennung, die er allen seinen Einwohnern zollte, verschaffte ihr die Herzensfreude, begeistert miteinzustimmen und ihren Onkel als die Verkörperung von allem, was klug und gut war, sowie ihre Tante als die liebste, sanfteste aller Frauen zu preisen.
Er hing selber sehr an Mansfield. Das sagte er und betonte, wie sehr er sich darauf freute, einen großen, einen sehr großen Teil seiner Zeit dort zu verbringen – ständig dort oder in der nächsten Nachbarschaft. Vor allem zählte er dieses Jahr auf einen besonders beglückenden Sommer und Herbst in der geliebten Gegend. Er wisse, daß es so kommen werde, er sei dessen ganz sicher. Es würde unvergleichlich schöner sein als letztes Jahr, ebenso anregend, so abwechslungsreich und gesellig
– doch unter unbeschreiblich günstigeren Umständen.
«Mansfield, Sotherton, Thornton Lacey!» fuhr er fort. «Welche Gesellschaft wird sich in diesen Häusern zusammenfinden! Und im Herbst wird vielleicht ein viertes hinzukommen, eine bescheidene Jagdhütte in der Nähe all dieser lieben Stätten – denn was meine Teilhaberschaft an Thornton Lacey betrifft, die Edmund Bertram mir einmal so gutherzig angetragen hat, hoffe ich und sehe ich voraus, daß sich diesem Plan zwei Hindernisse entgegenstellen werden, zwei reizende, vortreffliche, unwiderstehliche Hindernisse.»
Fanny war zweifach zum Schweigen gebracht. Nachträglich reute es sie wohl, daß sie sich nicht überwunden, daß sie nicht zugegeben hatte, zumindest die Hälfte seiner Anspielung zu verstehen, um ihn zu veranlassen, einiges mehr über seine Schwester und Edmund zu äußern. Sie mußte endlich lernen, über dieses Thema zu sprechen. Die Schwachheit, die sie davor zurückschrecken ließ, würde bald ganz unverzeihlich sein.
Als Mr. Price und sein Freund alles besichtigt, wozu sie Lust oder Zeit hatten, waren auch die anderen bereit, aufzubrechen.
Auf dem Rückweg gelang es Mr. Crawford in einem unbeobachteten Augenblick, Fanny zu versichern, daß er in Portsmouth nichts anderes zu tun hatte, als sie zu sehen, daß er einzig um ihretwillen auf zwei Tage hergereist war, weil er es nicht länger ertragen konnte, ganz von ihr getrennt zu sein. Das betrübte sie aufrichtig. Und doch – trotz dieser Verstimmung und trotz einigen anderen Dingen, die er lieber nicht hätte sagen sollen, fand sie, er habe sich, seit sie ihn zuletzt gesehen, sehr zum Guten verändert. Er war viel milder und verbindlicher, er nahm mehr Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen als jemals früher in Mansfield. Sie hatte ihn noch nie so liebenswürdig gefunden – so nahe daran, liebenswürdig zu sein. Sein Benehmen gegen ihren Vater war einwandfrei, und es lag etwas besonders Gütiges und Taktvolles in der Art, wie er Susan ernst nahm. Ja, er hatte sich entschieden gebessert. Sie wünschte, der nächste Tag wäre schon vorbei, sie wünschte, er wäre überhaupt nur für einen Tag gekommen – aber es war nicht so schrecklich schlimm, wie man hätte meinen können. Und es machte ihr solche Freude, von Mansfield zu sprechen!
Bevor er sich verabschiedete, hatte sie noch einen weiteren Anlaß, ihm dankbar zu sein, und
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