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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Ihrer Macht stehen.
Denn nur so lange, als Sie Mary in jedem Brief ausdrücklich
schreiben: ‹Ich fühle mich wohl› – und ich weiß, daß Sie nichts
Unwahres sagen oder schreiben können – nur so lange werden
Sie als gesund betrachtet werden.»
Fanny dankte nochmals, war aber jetzt so betroffen und
bedrückt, daß sie nicht imstande war, viel zu sagen, und gar
nicht sicher, was sie ihm eigentlich sagen sollte. Dies spielte sich
gegen das Ende des Spaziergangs ab. Er begleitete sie heim und
verließ sie erst vor ihrer Haustür, da er wußte, daß sie jetzt essen
würden, und daher vorgab, selbst zum Mittagessen erwartet zu
werden.
«Ich wollte, Sie wären nicht so müde», sagte er, Fanny einen
Augenblick zurückhaltend, als die anderen schon
hineingegangen waren. «Ich wünschte, ich ließe Sie bei besserem
Wohlbefinden zurück. Kann ich in London nichts für Sie
besorgen? Ich habe halb und halb die Absicht, bald wieder nach Norfolk zu fahren. Ich bin nicht ganz beruhigt über Maddison … Ich bin sicher, daß er mich noch immer zu hintergehen sucht, um seinem Vetter eine bestimmte Mühle zuzuschanzen, die ich jemand anderem zugedacht habe. – Ja, ich muß da Klarheit schaffen. Er muß endlich begreifen, daß man mich im Süden von Everingham ebensowenig beschwindeln kann wie im Norden, daß ich auf meinem Besitz Herr und Meister sein will. Das letztemal habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Der Schaden, den so ein Gutsverwalter anrichten kann, nicht nur was die armen Leute, sondern auch was den Ruf seines Herrn betrifft, ist unabsehbar. Ja, ich habe die größte Lust, geradewegs nach Norfolk zurückzukehren und dort alles auf eine solche Grundlage zu stellen, daß hinterher nicht mehr daran zu rütteln ist. Maddison ist ein tüchtiger Kerl. Ich möchte ihn nicht absetzen – vorausgesetzt, daß er nicht versucht, mich abzusetzen – aber es wäre doch dumm von mir, mich von einem Mann an der Nase herumführen zu lassen, dem ich nicht das geringste schuldig bin – und dümmer als dumm, wenn ich mir von ihm einen hartherzigen, raffgierigen Pächter aufschwatzen ließe anstatt des ehrlichen Mannes, dem ich die Mühle schon halb und halb versprochen habe. Wäre das nicht der Gipfel der Dummheit? Soll ich hinfahren? Was raten Sie
mir?»
«Ich – Ihnen raten! Sie wissen sehr gut, was richtig ist.» «Ja, wenn Sie es mir sagen, weiß ich es immer. Ihr Urteil ist
mein Maßstab für das, was recht ist.»
«O nein! Das dürfen Sie nicht sagen! Wir haben alle eine
Stimme in uns – wenn wir nur darauf achten wollen – die uns
viel besser berät, als jeder andere Mensch es vermöchte. Leben
Sie wohl! Ich wünsche Ihnen für morgen eine gute Reise.» «Kann ich in London nichts für Sie besorgen?»
«Nein, danke vielmals.»
«Soll ich niemandem etwas ausrichten?»
«Ja, bitte grüßen Sie Ihre Schwester. Und wenn Sie meinen
Cousin sehen – meinen Cousin Edmund – möchten Sie
vielleicht so gut sein, ihm zu sagen, daß – daß ich jetzt bald
etwas von ihm zu hören erwarte.»
«Mit Vergnügen. Und wenn er faul oder nachlässig ist, werde
ich an seiner Stelle schreiben und ihn entschuldigen.» Nun konnte er nichts mehr sagen, denn Fanny ließ sich nicht
länger zurückhalten. Er drückte ihr die Hand, blickte sie noch
einmal an und wandte sich zum Gehen. Er ging, um sich die
nächsten drei Stunden recht und schlecht mit seinen anderen
Bekannten zu vertreiben, bis das beste Essen, das ein
vorzügliches Gasthaus zu bieten vermochte, für ihn bereit wäre
– und sie setzte sich sogleich zu ihrem einfacheren Mahl. Ihr Menü unterschied sich beträchtlich von dem seinen, und
hätte er geahnt, wieviel sie außer der täglichen Bewegung in
ihrem Vaterhaus zu entbehren hatte, wäre er erstaunt gewesen,
daß sie nicht noch viel schlechter aussah. Rebeccas Puddings
und Rebeccas Haschees samt den halbgewaschenen Tellern und
den nicht einmal halbgewaschenen Messern und Gabeln, in
deren Begleitung sie aufgetischt wurden, fühlte Fanny sich so
wenig gewachsen, daß sie oft gezwungen war, ihre
Hauptmahlzeit zu verschieben, bis sie abends ihre Brüder um
Zwieback oder Semmeln schicken konnte. Mansfield hatte sie
verwöhnt, und nun war es zu spät, sich in Portsmouth
abzuhärten. Und hätte Sir Thomas alles gewußt, hätte er zwar
vielleicht gedacht, daß seine Nichte dank körperlicher und
seelischer Aushungerung auf dem aussichtsreichsten Wege sei,
Mr. Crawfords Gesellschaft und Mr. Crawfords Vermögen
richtig schätzen

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