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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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waren sie in der Umgebung von Mansfield, und als sie sich dem geliebten Ort näherten, sank beiden Schwestern der Mut. Fanny graute es vor dem Wiedersehen mit ihren Tanten und Tom unter so demütigenden Umständen, und Susan sah mit nicht geringer Angst dem Augenblick entgegen, da ihre besten Manieren und ihre erst kürzlich erworbenen Kenntnisse der hier üblichen feinen Lebensart sich praktisch bewähren sollten. Visionen von gutem und schlechtem Benehmen, von vulgären Gewohnheiten und neuen Feinheiten jagten einander, und sie meditierte angestrengt über den Gebrauch von silbernen Gabeln, Servietten und Fingerschalen. Fanny hatte den ganzen Weg lang mit wachem Auge die Veränderungen der Landschaft seit Februar beobachtet, doch als sie in den Park einfuhren, steigerten sich ihr Wahrnehmungsvermögen und ihre Beglückung aufs höchste. Es war drei Monate, drei volle Monate her, daß sie ihn verlassen hatte, und aus dem Winter war Sommer geworden. Ihr Blick fiel überall auf Wiesen und Pflanzungen, die im frischesten Grün prangten, und die Bäume waren, wenn auch noch nicht vollbelaubt, in der entzückenden Phase, da man sie täglich schöner werden sieht und, so lieblich sie jetzt schon dem Auge erscheinen, der Phantasie noch viel mehr zu erhoffen bleibt. Doch sie mußte ihre Freude allein auskosten. Edmund vermochte sie nicht zu teilen. Sie sah ihn an, doch er lehnte, tiefer denn je in düsteres Sinnen versunken, in seinem Sitz und hielt die Augen geschlossen, als könne er den heiteren Anblick nicht ertragen und müßte die lieblichen Bilder der Heimat ausschließen.
Das machte auch sie wieder traurig, und das Bewußtsein, wieviel Leid es barg, verlieh selbst dem Haus, wie modern und luftig und malerisch es sich jetzt auch dem Blick darbot, ein trauriges Aussehen.
Von einer der Leidtragenden dort drinnen wurden sie mit solcher Ungeduld erwartet, wie diese selbst es nie erlebt hatte. Fanny war kaum an den feierlich dreinblickenden Bedienten vorbei, als Lady Bertram in Person aus dem Salon trat, um sie zu begrüßen, und diesmal kam sie nicht mit trägen Schritten. Sie fiel Fanny um den Hals und rief aus: «Liebste Fanny! Jetzt werde ich es wieder gut haben!»

47. Kapitel
    Ja, sie waren eine traurige Gesellschaft, und jeder von den dreien glaubte sich am schmerzlichsten betroffen. In Wirklichkeit war Mrs. Norris, die am meisten an Maria hing, die Hauptleidtragende. Maria war von jeher ihr besonderer Liebling, sie hatte sie allen anderen vorgezogen, und es war ihr Stolz gewesen, daß sie ganz allein ihre Heirat zustande gebracht hatte. Daß es nun so endete, war ein Schlag, den sie kaum zu überwinden vermochte.
    Jetzt schien Mrs. Norris ein ganz anderer Mensch: stumm, wie betäubt, gleichgültig gegen alles, was um sie vorging. Der Vorzug, daß man ihre Schwester und ihren Neffen sowie das ganze Haus ihrer Leitung überlassen hatte, war an sie verschwendet; sie war nicht fähig gewesen, zu raten oder zu befehlen, ja nicht einmal sich selber einzubilden, daß sie sich nützlich machte. Der erste wirkliche Schicksalsschlag hatte sie ihrer ganzen Tatkraft beraubt, und weder Lady Bertram noch Tom hatte an ihr den geringsten Halt oder Trost gefunden. Sie hatte nicht einmal versucht, ihnen beizustehen. Das war jedoch gegenseitig. Jeder von ihnen hatte sich gleichermaßen hilflos, verloren und verlassen gefühlt. Die Ankunft der anderen bestätigte jetzt nur, daß Mrs. Norris am schlimmsten daran war. Ihre Leidensgefährten fühlten sich erleichtert, doch ihr war nicht zu helfen. Edmund wurde von seinem Bruder fast ebenso beglückt begrüßt wie Fanny von ihrer Tante, während Mrs. Norris sich überhaupt nicht freute. Der Anblick Fannys, die sie in ihrer zornigen Verblendung als den bösen Dämon der Tragödie ansah, erboste sie nur noch mehr. Wenn Fanny Mr. Crawford genommen hätte, wäre das alles nicht geschehen!
    Auch Susan war ihr ein Dorn im Auge. Mrs. Norris war zwar nicht in der Stimmung, anders als durch ein paar feindselige Blicke von ihr Kenntnis zu nehmen, doch sie betrachtete sie als Spionin, als Eindringling, als bedürftige Verwandte – kurz als alles, was ihr verhaßt war. Von ihrer anderen Tante wurde Susan mit stiller Freundlichkeit empfangen. Lady Bertram vermochte ihr nicht viel Zeit oder Worte zu widmen, doch Fannys Schwester hatte in ihren Augen ein selbstverständliches Anrecht auf Mansfield, und sie war durchaus bereit, sie in ihre Arme und ihr Herz zu schließen. Susan war damit mehr als

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