Mansfield Park
damit einen Schwall von geflüsterten Galanterien auf ihre Schwester herab, während Mrs. Rushworth mit geziertem Lächeln und geziemender Würde erklärte, wann immer das große Ereignis stattfände, würde es für sie ein beglückender Tag sein.
«Wenn Edmund doch schon ordiniert wäre!» rief Julia und lief zu ihrem Bruder hinüber, der neben Miss Crawford und Fanny stand. «Edmund, wenn du jetzt Pfarrer wärest, könntest du auf der Stelle die Trauung vollziehen! So ein Pech, daß du noch nicht in Amt und Würden bist! Sieh nur, Mr. Rushworth und Maria warten nur auf dich!»
Was bei Julias Worten in Miss Crawfords Miene vorging, hätte jeden unbeteiligten Zuschauer höchlich belustigt. Sie sah vollkommen entgeistert drein, und Fanny fühlte Mitleid mit ihr. Wie peinlich muß ihr jetzt sein, was sie vorhin gesagt! dachte sie.
«Ordiniert!» wiederholte Miss Crawford.
«Was – sollen Sie am Ende Pfarrer werden?»
«Ja, sobald mein Vater zurückkehrt, werde ich in mein Amt eingesetzt – wahrscheinlich zu Weihnachten.»
Miss Crawford nahm sich zusammen, und die Farbe kehrte wieder in ihre Wangen zurück. Sie antwortete nur: «Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich respektvoller von dem schwarzen Rock gesprochen», und begann dann von anderen Dingen zu reden.
Bald darauf überließ man die Kapelle wieder der Stille und Verlassenheit, die mit wenigen Unterbrechungen das ganze Jahr lang dort herrschten. Miss Bertram, die sich über ihre Schwester ärgerte, wandte sich als erste zum Gehen, und alle hatten plötzlich das Gefühl, sie hätten lange genug hier verweilt.
Man hatte jetzt das ganze Erdgeschoß des Hauses besichtigt, und die unermüdliche Mrs. Rushworth hätte ihre Schritte zur Haupttreppe gelenkt, um auch noch sämtliche oberen Räume vorzuführen, wenn ihr Sohn nicht Bedenken geäußert hätte, daß die Zeit nicht reichen würde.
«Denn», sagte er mit der zwingenden Logik, die auch mancher hellere Kopf nicht immer zu vermeiden weiß,«wenn wir uns zu lange im Haus versäumen, bleibt uns nicht mehr Zeit genug für den Park. Es ist zwei Uhr vorbei, und um fünf sollen wir essen.»
Mrs. Rushworth fügte sich, und die Frage, wie und von wem der Park besichtigt werden sollte, trat nun wieder in den Vordergrund. Mrs. Norris begann bereits auszurechnen, mit welcher Kombination von Wagen und Pferden am meisten vollbracht werden könnte, doch da gewahrten die jungen Leute eine verlockend geöffnete Tür, durch die man über ein paar Stufen unmittelbar ins Grüne, in Wald und Wiese und alle Herrlichkeiten des sommerlichen Parks gelangte, und wie von der gleichen Sehnsucht nach Luft und Freiheit gepackt, strömten sie alle zugleich ins Freie.
«Vielleicht gehen wir zuerst hierher», sagte Mrs. Rushworth, die, sich höflich dem unausgesprochenen Wunsch ihrer Gäste fügend, folgte.
«Hier sind unsere interessanten Pflanzen und auch die merkwürdigen Fasane.»
«Ich stelle die Frage», rief Mr. Crawford, während er seinen Blick ringsum schweifen ließ, «ob wir nicht, bevor wir weitergehen, hier einiges zu tun finden. Ich sehe da allerhand vielversprechende Wege. Mr. Rushworth, sollen wir auf diesem Rasenplatz eine Beratung einberufen?»
«James», sagte Mrs. Rushworth zu ihrem Sohn, «ich denke, die Wildnis wird alle Herrschaften interessieren. Die Fräulein Bertram haben die Wildnis noch nicht gesehen.»
Niemand widersprach, aber fürs erste schien auch niemand gesonnen, sich einem bestimmten Plan unterzuordnen oder auch nur ein Stück weiterzugehen. Alle zerstreuten sich in glücklicher Unabhängigkeit über den Platz und betrachteten die Pflanzen und die Fasane. Mr. Crawford war der erste, der sich weiter entfernte, um die Möglichkeiten zu prüfen, die sich auf dieser Seite des Hauses boten. Der zu beiden Seiten von hohen Mauern begrenzte, mit Sträuchern und Blumen bepflanzte Rasenplatz ging zunächst in eine Spielwiese und daran anschließend in eine lange Promenade über, die terrassenartig über die tieferliegende «Wildnis» hinausgebaut war und durch einen Zaun aus spitzen Eisenstäben den Blick in ihre Baumkronen freigab. Der Ort war wie dazu geschaffen, um Kritik herauszufordern. Miss Bertram und Mr. Rushworth gesellten sich bald zu Mr. Crawford, und als nach einer Weile auch die anderen sich zu kleinen Gruppen vereinten, entdeckten Edmund, Miss Crawford und Fanny, die sich ebenso selbstverständlich zusammenzufinden schienen, das andere Dreiblatt in eifriger Beratung auf der Terrasse. Nachdem sie einen
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