Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
Jahren nach der damaligen Mode reich und prächtig eingerichtet waren: glänzende Parkettböden, schwere Mahagonimöbel, Brokat, Marmor, Stuck und vergoldetes Schnitzwerk, wohin das Auge blickte. Bilder waren im Überfluß vorhanden, darunter einige gute, doch die meisten nur Familienporträts, die für niemand außer Mrs. Rushworth von Bedeutung waren. Sie hatte viel Fleiß darauf verwandt, alles, was die Haushälterin zu überliefern wußte, auswendig zu lernen, und war jetzt fast ebensogut befähigt, das Haus zu zeigen. Beim gegenwärtigen Anlaß wandte sie sich mit ihren Erklärungen hauptsächlich an Miss Crawford und Fanny, doch die Bereitwilligkeit, mit der die beiden ihren Worten folgten, ließ sich gar nicht vergleichen; Miss Crawford, die Dutzende von großen Häusern besichtigt hatte und sich aus keinem etwas machte, gab sich nur den Anschein, höflich zuzuhören, während Fanny, der dies ebenso interessant wie neu war, mit ungeheuchelter Aufmerksamkeit auf alles lauschte, was Mrs. Rushworth von den Schicksalen der Familie, von ihrem Aufstieg und ihrer Größe, von königlichen Besuchen und loyalen Taten zu berichten wußte. Sie verband das Gehörte eifrig mit den ihr bekannten geschichtlichen Ereignissen, und ihre Phantasie entzündete sich an den Bildern aus der Vergangenheit.
    Infolge der Lage des Hauses bot keines der Zimmer eine besondere Aussicht, und während Fanny und einige andere Mrs. Rushworth zuhörten, machte Mr. Crawford ein ernstes Gesicht und sah kopfschüttelnd nach den Fenstern hin. Alle Räume der Westfront blickten über eine Rasenfläche auf einen Zaun aus hohen Eisenstäben, hinter dem die berühmte Allee begann.
    Nachdem sie unendlich viele Räume besichtigt hatten, die keinen anderen Nutzen haben konnten, als etwas zur Fenstersteuer beizutragen und den Hausmädchen Beschäftigung zu verschaffen, sagte Mrs. Rushworth: «Und jetzt kommen wir zur Kapelle. Von Rechts wegen sollten wir sie vom oberen Stockwerk aus betreten; da wir aber heute ganz unter Freunden sind, werde ich Sie, wenn Sie gestatten, gleich hier hineinführen.»
    Sie traten ein. Fannys Einbildungskraft hatte sie etwas Großartigeres erwarten lassen als einen länglichen, zu Andachtszwecken eingerichteten Raum, der nichts Auffallenderes oder Feierlicheres enthielt als einen Überfluß an Mahagoni und ein paar karminrote Samtkissen auf der Brüstung der oberen Galerie, wo die Familie ihren Platz hatte. «Ach, ich bin enttäuscht!» flüsterte sie Edmund zu. «Eine Kapelle habe ich mir anders vorgestellt. Hier gibt es nichts Großartiges – nichts, was melancholisch oder ehrfürchtig stimmt – keine Säulengänge und Bogengewölbe, keine Inschriften und Banner. Keine Banner, Edmund, ‹von nächtlichen Stürmen des Himmels gebläht›, kein Zeichen, daß ‹ein schottischer Herrscher hier unten ruht›.»
    «Du vergißt, Fanny, daß dies hier, verglichen mit den alten Kapellen in Königsschlössern oder Klöstern, vor verhältnismäßig kurzer Zeit und zu einem sehr beschränkten Zweck gebaut wurde. Es ist nur für den Privatgebrauch der Familie bestimmt. Begraben wurden sie vermutlich in der Pfarrkirche. Dort mußt du deine Banner und Inschriften suchen.»
    «Es war dumm von mir, nicht daran zu denken, aber ich bin enttäuscht.»
Mrs. Rushworth begann ihren Vortrag: «Die Kapelle, wie Sie sie jetzt sehen, wurde zur Zeit König Jakobs II. eingerichtet. Vor dieser Periode sollen die Kirchenstühle nur getäfelt gewesen sein, und es besteht Grund zur Annahme, daß die Draperien und Kissen der Kanzel und des Familienstuhles nur aus rotem Tuch waren, doch ist dies nicht sicher nachzuweisen. Es ist eine schöne Kapelle. Sie wurde früher täglich morgens und abends benützt. Der Gottesdienst wurde von einem eigenen Hausgeistlichen abgehalten, woran sich noch heute viele erinnern. Erst der selige Mr. Rushworth hat mit dieser Gepflogenheit gebrochen.»
«Jede Generation hat ihre Fortschritte», sagte Miss Crawford lächelnd zu Edmund.
Mrs. Rushworth war zu Mr. Crawford hinübergegangen, um ihm ihre Lektion zu wiederholen. Edmund, Fanny und Miss Crawford blieben beisammen stehen.
«Wie schade, mit der schönen, alten Sitte zu brechen!» rief Fanny. «Eine eigene Kapelle, ein Hauskaplan – das paßt so gut zum Stil eines großen Hauses, das entspricht dem Bild, das man sich gern von einem solchen Haushalt macht. Wie schön, wenn die ganze Familie sich regelmäßig zum Gebet versammelt!»
«Wunderschön!» sagte Miss Crawford

Weitere Kostenlose Bücher