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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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das waren ihre Worte. Sie ist unglaublich scharfsinnig, ich kenne niemanden, der größere Menschenkenntnis besitzt. Für eine so junge Person ist es erstaunlich. Dich versteht sie jedenfalls viel richtiger zu beurteilen als die meisten Leute, die dich von klein auf kennen – und was gewisse andere Personen betrifft, merke ich aus verschiedenen scherzhaften Andeutungen und aus ihrer Miene
– wenn sie einmal einen Augenblick lang nicht auf ihren Ausdruck achtet – daß sie manchen ebenso treffend zu charakterisieren wüßte, wenn ihr Zartgefühl es nicht verböte. Ich möchte wohl wissen, was sie von Vater hält. Sie muß sein stattliches Aussehen und seine vornehme, würdige, konsequente Haltung bewundern – aber wenn man ihn so selten sieht, wirkt seine Zurückhaltung vielleicht ein wenig abstoßend. Ich bin sicher, daß sie einander sympathisch wären, wenn sie nur öfter zusammenkämen. Er würde sich an ihrem lebhaften Geist erfreuen, und sie besitzt die richtige Begabung, um seine Fähigkeiten nach Verdienst zu würdigen. Ich wollte, sie kämen öfter zusammen! Hoffentlich denkt sie nicht, daß von seiner Seite eine Abneigung besteht.»
«Sie weiß zu gut, wie sehr alle anderen sie schätzen, um so etwas zu befürchten», sagte Fanny mit einem unhörbaren Seufzer. «Und daß Sir Thomas vorläufig nur mit seiner Familie Zusammensein möchte, ist so natürlich, daß sie daraus keine Schlüsse ziehen kann. Ich glaube, in kurzer Zeit werden wir wieder miteinander verkehren wie vorher, wenigstens soweit die schlechte Jahreszeit es zuläßt.»
«Es ist das erste Mal seit ihrer Kindheit, daß sie den Oktober auf dem Lande verbringt. Turnbridge und Cheltenham nenne ich nicht Land. Und der November ist ein noch schlimmerer Monat. Ich merke wohl, daß Mrs. Grant fürchtet, sie könnte Mansfield im Winter gar zu langweilig finden.»
Darauf hätte Fanny viel zu erwidern gewußt, doch es war klüger, nichts zu sagen und nichts von Miss Crawfords mannigfachen Talenten und Interessen, ihrem fröhlichen Temperament und ihrer bevorzugten Stellung zu erwähnen – gar zu leicht hätte ihr eine abfällig klingende Bemerkung entschlüpfen können. Miss Crawford, die sich so freundlich über sie geäußert hatte, verdiente zumindest ihre dankbare Nachsicht, und darum begann sie, von etwas anderem zu sprechen.
«Morgen speist Onkel also in Sotherton, und du und Tom, ihr begleitet ihn. Wir werden uns zu Hause ganz vereinsamt fühlen. Ich hoffe nur, daß Onkel auch weiterhin an Mr. Rushworth Gefallen findet.»
«Das ist ausgeschlossen, Fanny. Nach dem morgigen Besuch wird er ihm schon weniger gefallen, denn wir werden fünf Stunden in seiner Gesellschaft verbringen! Mir würde vor der Ödigkeit dieses Tages grauen, wenn nicht seine Folgen noch viel mehr zu fürchten wären – der Eindruck, den er bei meinem Vater hinterlassen wird. Er kann sich dann keiner Täuschung mehr hingeben. Mir tut es um alle Beteiligten leid, und ich gäbe viel darum, daß Rushworth und Maria einander nie begegnet wären.»
In dieser Richtung stand Sir Thomas allerdings eine Enttäuschung bevor. Alles Wohlwollen, das er Mr. Rushworth entgegenbrachte, alle Ehrerbietung, die dieser für ihn hegte, konnten nicht verhindern, daß er bald die Wahrheit erkannte: daß nämlich Mr. Rushworth ein sehr beschränkter junger Mann war, der von praktischen Geschäften ebensowenig verstand wie von Buchgelehrsamkeit, über nichts eine gefestigte Meinung besaß und sich selber seiner Mängel gar nicht bewußt war.
Sir Thomas hatte sich einen ganz anderen Schwiegersohn erhofft; er begann, sich um Maria Sorgen zu machen, und bemühte sich, ihre Gefühle zu ergründen. Es brauchte nicht viel Beobachtungsgabe, um zu erkennen, daß sie Mister Rushworth bestenfalls gleichgültig gegenüberstand. Sie behandelte ihn kalt und nachlässig. Sie konnte ihn nicht lieben und liebte ihn ganz sicher nicht. Sir Thomas beschloß, ernsthaft mit ihr zu sprechen. Wie vorteilhaft die Verbindung auch sein mochte, wie lange sie schon offiziell verlobt waren – Marias Glück durfte solch äußerlichen Erwägungen nicht aufgeopfert werden. Vielleicht hatte sie den jungen Mann nach zu kurzer Bekanntschaft erhört und bereute es jetzt, da sie ihn besser kannte.
Sir Thomas sprach mit feierlicher Güte zu seiner Tochter. Er schilderte seine Befürchtungen und fragte sie nach ihren wahren Wünschen. Er bat sie, mit ihm ganz offen und ehrlich zu sein, und versicherte ihr, falls sie über die Verbindung

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