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Manta 01 - Omnivor

Manta 01 - Omnivor

Titel: Manta 01 - Omnivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Kritik an ihrem fraulichen Wert.
    Er war kein philosophisch veranlagter Mann, abgesehen von einem Gebiet, das er für sich behielt. Er wollte wenig mehr als körperliches Vergnügen und mitfühlende Gesellschaft, aber die Umstände hatten ihm Zynismus aufgezwungen. Er war unzufrieden, und als er den Gründen dafür nachging, hatte er festgestellt, daß dem so war, weil man in ihm nicht den Menschen sah. Die willigen Frauen des Raumhafens waren erpicht auf Neuigkeiten aus dem Weltraum und suchten dessen Nähe, aber sie waren nicht erpicht darauf, selbst Weltreisen zu unternehmen. Sie hatten wenig Interesse an den persönlichen Bedürfnissen und Gefühlen des Mannes in der Uniform. Sie bezahlten mit Sex und glaubten, daß das genug war. Es stimmte, daß er Sex brauchte, aber das war nur die körperliche Seite der Medaille. Sex dauerte Minuten. Was war mit den Stunden, die übrigblieben?
    Aquilon war anders. Zuerst einmal war sie selbst in den Weltraum gegangen, und das war ein eindeutiges Zeichen von Entschlossenheit, Fähigkeit und Mut. Zweitens war sie jung und von erstaunlicher Schönheit - todsichere Voraussetzungen, um im Weltraum in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten. Sie ermutigte keinen Mann, aber sie brauchte einen, wenn auch nur, um vor anderen Männern geschützt zu sein.
    Sie war zu Cal gekommen.
    Wenn diese Wahl lächerlich erschien, so wurde doch schnell erkennbar, daß dem keineswegs so war. Cal hatte keine Absichten auf sie und wußte viele Dinge.
    Sie konnte mit ihm reden, ohne Zuneigung zeigen oder auf der Hut sein zu müssen, und sie konnte ihn berühren, ohne gezwungenermaßen daran erinnert zu werden, daß sie eine Frau und er ein Mann war. Sie konnte sicher in seiner Kabine schlafen, denn er drängte sich in keiner Weise einem anderen Menschen auf. Ja, sie bediente ihn, indem sie ihm Bücher aus der Schiffsbibliothek brachte, seine Koje machte, seine Instrumente reinigte und ihm bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen Uniformen im Weltraum getragen wurden, seinen Rock zuknöpfte. Cal war nicht immer kräftig genug, diese Dinge selbst zu tun.
    Aber niemand mischte sich ein. Zuerst hatte es etwas Unruhe gegeben, aber Veg hatte mit den betreffenden Männern gesprochen, und es hatte sich gelegt.
    »Wie bei Ferrovius und dem römischen Höfling«, hatte Cal weise bemerkt.
    Veg hatte es nicht verstanden, und so hatte es der kleine Mann erklärt: »Ferrovius war eine Person in Shaws Schauspiel Androklus und der Löwe. Er war so ähnlich ausgedacht wie du, Veg, und ich glaube, auch im Temperament ließen sich gute Vergleiche ziehen. Er war ein früher Christ, damals als ein solcher Glaube noch nicht in Mode war, und hatte sich der Gewaltlosigkeit verschrieben. Als ihn der Römer auf die Wange schlug, hielt er ihm ehrerbietig die andere hin. Dann aber schlug er vor, daß der Römer etwas Ähnliches machen solle.
    >Ich saß die ganze Nacht mit diesem Jüngling zusammen und kämpfte um seine Seele<, erzählt er uns. >Und am Morgen war er nicht nur ein Christ, sondern sein Haar war so weiß wie Schnee.<
    Danach hatte Veg, der sich nur wenig für Literatur interessierte, die Mühe auf sich genommen, das ganze Schauspiel zu lesen, und er hatte dabei festgestellt, daß der irische Dramatiker wie er selbst Vegetarier war. Der Kosmos war klein.
    In jedem Fall hatte Veg der übrigen Schiffsbesatzung klargemacht, daß Cal sein Freund war. Als Aquilon auf den Plan trat, wurde sie Cals zweiter Freund. So einfach war das. Was sie aufregte, regte auch Cal auf. Und das wiederum machte Veg unruhig und verursachte ferrovianische Pazifismusübungen.
    Die Beziehung zwischen Veg und Aquilon war etwas kühler. Sie war absolut höflich, und es gab harmlose Neckereien, wie das gerade der Fall gewesen war. Aber sie begriffen einander nicht so ganz, wie ihm der jüngste Dialog soeben wieder bewußt gemacht hatte.
    Sie berührte seinen gespannten Bizeps. »Tut mir leid, Veg. Es war mein Fehler.«
    »Na ja«, sagte er grinsend.
    Plötzlich strahlte seine Welt, obgleich man das von dem, was er sah, nicht sagen konnte. Er steuerte den Traktor um einen der riesigen Pilze herum und rümpfte die Nase, als er sich einbildete, den feuchten Geruch wahrzunehmen. Er starrte durch die Frontscheibe und versuchte, den Dunst zu durchdringen, der den Planeten Nacre einhüllte. Die Ebene vor ihnen verlor sich in der Dunkelheit. Im Vordergrund waren nur die massiven Pilzgewächse zu erkennen, die wie Ballons aus dem fruchtbaren Staub

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