Manta 01 - Omnivor
sofortigen Tod zu wünschen. Tod.
»Cal!« rief sie, als sie sich erinnerte. »Er ist noch immer da oben mit dem.«
Veg hastete den Abhang hinauf, gefolgt von dem hüpfenden Manta. Aquilon schloß sich ihnen an, aber in ihrem Kopf begann sich gleich alles zu drehen. Sie hatte ihren Körper schon zu sehr erschöpft, und dann war da noch der Schock dieses. Lächelns gewesen. Aber das Leben ging weiter, und es gab andere Dinge, um die man sich Sorgen machen mußte. Sie verlangsamte ihre Schritte und setzte ihren Weg vorsichtig fort.
Sie erreichte den Pfad, voller Angst vor dem, was sie erwarten mochte. Es hatte keinen Laut von Veg gegeben - oder sonst etwas. Es war zu still.
Der Omnivore lag tot da, sein Körper in zerfetzte Teile zerschnitten, so als ob ein kosmisches Messer über ihn gekommen war. Bläßliches Blut tropfte aus dem Leichnam, bildete kleine Rinnsale auf dem Fleisch und versickerte im Staub darunter, dick und zähflüssig wie das eines Menschen. Cal versuchte, etwas davon in seiner Tasse aufzufangen.
Es war ein schrecklicher Anblick, gleichzeitig lächerlich und mitleiderregend. Irgendwie verwirrte die Vorstellung, daß Cal das Blut des Omnivoren trinken sollte, Aquilon mehr als das Spenden ihres eigenen Bluts. Und doch war es eine Lösung, die sich von selbst anbot, wenn sie als Gruppe überhaupt überleben wollten. Ihre gegenwärtige Verwirrung bewies, daß ihre Kraftreserven in dieser Beziehung ziemlich begrenzt waren. Sich davon freizumachen, ließ den Schock über das andere, über dieses Lächeln, für den Augenblick in den Hintergrund treten.
Es war richtig. Es war eine Fügung des Schicksals. Der Omnivore konnte sie ernähren, und das Risiko, das der Verzehr seines Fleischs und Bluts barg, war nicht größer als das, was sie bereits auf sich genommen hatten, als sie den widerlichen Pilz aßen und den Saft tranken. Wenn es funktionierte, bedeutete das statt eines grausamen Todes das Leben für sie alle.
Es machte sie noch immer krank.
Irgend etwas berührte ihren Fuß und ließ sie hochspringen und nach unten blicken. Die Zähne des Omnivorenschwanzes lagen da wie der Kopf eines verstümmelten Hundes, reflexartig zuschnappend, so als ob sie ein noch anhaltendes Eigenleben führten. Muskelfasern ragten aus dem Stummel hervor und verbanden sich mit dem Staub zu verklumpten Fäden.
.. Aquilon beugte sich über den Abgrund und ließ ihrer Übelkeit freien Lauf.
III Ein Buch Verse
Cals Haus grenzte unmittelbar an die wogenden Wasser des Golfs von Mexiko. Subble hatte vergeblich nach einem privaten Landeplatz an der dichtbesiedelten Sonnenküste von Florida Ausschau gehalten und mußte letzten Endes auf dem Wasser niedergehen, sehr zum Mißfallen der Wasserskifahrer, die dort kreuzten. Er verankerte seinen Flieger auf dem flachen Meeresgrund, rechnete dabei den Wechsel der Gezeiten ein und schwamm ans Ufer.
Cal arbeitete in der Sonne gleich hinter dem Deich. Er war klein, kaum größer als einen Meter fünfzig und ziemlich mager, aber seine Haut war gebräunt, und seine Bewegungen wirkten sicher. Anzeichen von ungewöhnlicher Schwäche waren nicht zu erkennen.
Vor ihm, oder vielmehr um ihn herum, befand sich ein elektronisches Gerät, das aus zahllosen Drähten, einem TV-Gehäuse, einer Amateurfunkausrüstung und diversen Laborwerkzeugen bestand, die vom Lötkolben bis zum hochentwickelten Taschenoszilloskop reichten.
»Gut«, bemerkte Cal, als Subble an den Deich heranschwamm und sich auf die Steine hochzog. »Ich kann zu diesem Zeitpunkt ein paar zusätzliche Hände gebrauchen.«
»Aquilon hat Sie angerufen«, sagte Subble und schüttelte das Salzwasser ab.
»Und Veg. Die beiden versuchen, sich um mein Wohlergehen zu kümmern, wie Sie wohl wissen. Ich schulde ihnen sehr viel.«
Subble nickte und erinnerte sich an die Episode mit dem Blut, die ihm Aquilon beschrieben hatte. Er begriff auf Grund des ganzen Verhaltens des Mannes und seiner anfänglichen Reaktion, daß Cal bei weitem der Eindrucksvollste unter den Personen auf seiner Liste war, dem äußeren Anschein zum Trotz.
Der Mann war hochintelligent und ging an das Interview eher auf klinische, denn auf defensive Art und Weise heran. In ihm steckten keine Angeberei und keine Überheblichkeit. Subble war für ihn eine Situation, die erforscht, und eine Hypothese, die verifiziert werden mußte. Cal würde die Fakten registrieren und sich dann von seinem Urteil leiten lassen. Und doch verbarg er etwas Bedeutsames, genau wie es
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