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Manta 01 - Omnivor

Manta 01 - Omnivor

Titel: Manta 01 - Omnivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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belegten. Ich fürchte, es hat Quilon ziemlich schwer getroffen, als sie sich vor Augen führte.«
    »Es hat. Sie rührt jetzt kein Fleisch mehr an.«
    »Ich weiß genau, wie sie fühlt. Nacre war eine ziemlich drastische Lektion. Aber keiner von uns wurde sich über die wirklichen fundamentalen Unterschiede zwischen der menschlichen Natur und der der Kreaturen auf Nacre klar. Wie die Dinge lagen, tasteten wir blind umher.«
    »Genau wie ich«, deutete Subble an. »Was ist dieser fundamental Unterschied, wenn damit nicht die ökologische Anpassung oder die Methoden der Wahrnehmung gemeint sind?«
    »Ich kann Ihnen das nicht erklären, bevor ich Ihnen nicht zuerst etwas über das Dritte Königreich erzählt habe.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    Es hörte sich an wie ein Märchen, aber der Mann hatte etwas ganz Konkretes im Sinn.
    Cal nickte. »Vermutlich übersehen Sie es genauso, wie wir das auf Nacre getan haben. Ich hatte ganz bestimmt kaum eine Entschuldigung dafür. Das ganze Wissen der Welt läßt einen Menschen nicht das Offensichtliche erfassen, wenn dieses Wissen zu einer festgefahrenen Denkweise führt. Dies macht es viel schwieriger als die unterschiedlichen Wahrnehmungsmethoden, einen vollen Kontakt mit den Mantas herzustellen.«
    Subble studierte ihn genau, fand aber kein Anzeichen dafür, daß er Ausflüchte machte. Der Mann hatte eine Konzeption, die insbesondere für ihn schwerlich zu akzeptieren und zu diskutieren war, und man konnte darauf wetten, daß sie in unmittelbarem Zusammenhang mit dem stand, was ihm Veg und Aquilon nicht hatten sagen wollen. Ein wesentlicher Teil des Puzzles fehlte.
    »Was muß ich tun, um diese Information zu erlangen?«
    »Es ist keine Information per se. Es ist eine Denkweise. Ich habe sie selbst noch nicht gemeistert und schaffe es vielleicht auch nie, obwohl ich gerne denke, daß ich Fortschritte mache. Aber es ist ein schwieriger Weg, ganz besonders für jemanden wie Sie. Sie besitzen zu viele neuzeitliche Fähigkeiten.«
    »Zu viele?«
    »Das kann eine Belastung sein. Es gibt Reiche, in die nur die Armen eingehen können.«
    Subble lächelte wieder. »Abermals sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in das Himmelreich.«
    »Ich fürchte, das ist genau das, was ich meine. Sie haben sich eins der populärsten falschen Zitate unserer Sprache ausgesucht und sind sich dessen vermutlich nicht einmal bewußt.«
    »Ich versichere Ihnen, daß das Zitat richtig ist. Matthäus 19,24.«
    »Genau. Sie sind mit einer Standardbildung indoktriniert worden, und zwar mit einer bemerkenswert weitgespannten. Deshalb haben Sie nie die Segnungen echter Gelehrsamkeit kennengelernt. Sie sind eingeengt durch die standardmäßigen Beschränkungen und Irrtümer. Ich wage zu sagen, daß Sie die ganze Bibel zitieren können.«
    »Ich kann es.«
    »Aber Sie, haben niemals daran gedacht, die Fassung oder die Übersetzung in Frage zu stellen. Anderenfalls wäre Ihnen der Verdacht gekommen, daß Jesus von Nazareth, in welcher Eigenschaft auch immer er existierte, vermutlich niemals von einem Kamel gesprochen hat, das einen so lächerlichen Versuch unternahm, wie durch ein Nadelöhr zu steigen. Ich glaube, der ursprüngliche Ausdruck war >Schiffstau<, falsch übersetzt und niemals korrigiert.«
    Subble schwieg. Es stimmte: Er hatte keine Möglichkeit, diese Behauptung zu verifizieren oder zurückzuweisen, aber sie hörte sich authentisch an. Es machte keinen Unterschied, ob der kleine Mann recht hatte oder nicht. Er war im Vorteil, weil sein Wissen einschlägiger war als sein eigenes. Cal hatte die Schwäche eines Mannes aufgedeckt, dessen ganze Erziehung aufgepfropft war. Cal kontrollierte die Situation.
    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedenfalls. Nun, Aquilon hatte ihn gewarnt.
    »Die Information spielt keine Rolle«, sagte Cal. »Es ist die Einstellung, die zählt. Sie waren sich Ihrer ganz sicher, weil Sie wußten, daß Ihr Zitat stimmte. Sie hatten recht - und doch wieder nicht. Das ist der Grund, aus dem unser reicher Mann so große Schwierigkeiten hat. Er kann sich selbst nicht entschließen, seinen Reichtum aufzugeben, selbst wenn dies eine Voraussetzung für die Erfüllung seiner Hauptwünsche ist. Der arme Mann ist besser dran. Er hat ganz einfach weniger zu verlieren. Deshalb kann er dorthin gehen, wo es der reiche Mann nicht kann.«
    »Sie wollen mir also sagen, daß ich mein Wissen ablegen muß, um meine Mission erfüllen zu

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