Manta 01 - Omnivor
können?«
»Im Prinzip, ja. Zumindest müssen Sie Ihr Vertrauen in Ihr Wissen zur Seite legen. Ihre Sicherheit wird sie hier scheitern lassen.«
»Können Sie mir einen handfesten Grund geben, so etwas zu tun?«
»Das paßt zu meinem Stichwort, Sie als einen Materialisten zu verdammen, der niemals das Himmelreich erlangen wird! Aber ich verlange keinen blinden Glauben an irgend etwas, den Glauben selbst eingeschlossen. Ich kann Ihnen einen Grund nennen: Sie müssen lernen, mit dem Manta zu kommunizieren. Und der Manta ist fremdartig. Viel fremdartiger, als seine Handlungen und sein Aussehen zu erkennen geben. Irgendwann wird der normale Mensch vielleicht mit dem normalen Manta einen sinnvollen Dialog führen können. Aber das wird noch viele Jahre dauern, vermute ich. Sie müssen es jetzt tun - und das bedeutet, daß Sie zum Manta gehen müssen. Sie müssen ihn auf seinem eigenen Gebiet treffen, in seinem Rahmen. Keine menschlichen Konventionen werden ihnen dabei helfen, sie stören nur. Sie werden möglicherweise keine zweite Chance bekommen, wenn Sie es beim ersten Mal verpfuschen.«
Wieder erinnerte sich Subble an Aquilons Episode und wußte, daß Cal die Wahrheit sprach. Das Aussehen des Mantas war fremd, und seine Handlungen waren noch fremder. Und die Reaktionen der drei, die mit ihm auf seiner Heimatwelt zu tun gehabt hatten, waren noch viel fremder. Wenn er die ganze Wahrheit herausfinden wollte, mußte er am Ende mit dem mysteriösen Manta zusammentreffen. Und der war offenkundig fremdartig. Er konnte den Eindrücken aus zweiter Hand nicht vertrauen.
Aber wenn er seine großartige Ausbildung zur Seite legte, war er verwundbar - so wie es vielleicht auch das Trio der Sternenfahrer gewesen war. Angenommen, daß er seine Ausbildung zur Seite legen konnte.
»Können Sie sich vorstellen, was für einer Konditionierung ich ausgesetzt war?« fragte Subble. »Keine Spitzfindigkeit kann meine Logik erschüttern. Keine Folter kann mich zerbrechen. Keine Gehirnwäsche kann die Loyalität zu meiner Mission auslöschen, ohne mich vorher zu töten. Haben Sie einen Vorschlag, wie ich das erreichen soll, obwohl meine ganze Existenz doch darauf ausgerichtet und geformt wurde, es zu verhindern?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Sie können sich an das Dritte Königreich heranarbeiten. Und dadurch und mit meiner Ausrüstung haben Sie eine Chance. Der Trick ist, daß man Sie leiten muß, ohne Ihren Geist dabei zu zerstören. Vertrauen Sie mir und lassen Sie sich von mir so weit führen, wie ich kann. Dann sehen wir weiter.«
»Warum sollte ich Ihnen vertrauen?«
Jetzt war Cal an der Reihe zu lächeln. »Weil ich vollkommen aufrichtig bin. Sie können meine Emotionen leicht lesen. Ich weiß das, und Sie wissen, daß ich es weiß. Sie müssen mir glauben - oder den Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten verlieren, was auf dasselbe herauskommt. Sie haben also gar keine Wahl.«
Wieder in der Falle, diesmal durch ein Paradoxon. Seine Fähigkeiten veranlaßten ihn in der Tat, sie in Zweifel zu ziehen. »Diese Feststellung ist falsch«, sagte er und dachte darüber nach. Allein genommen negierten sich diese vier Worte selbst und erreichten einen neuen Rahmen, der sich ausschloß. Ein intellektuelles Spiel - aber es war Wirklichkeit geworden. »In Ordnung. Wohlan, Macduff. Zeig mir den Weg zum Dritten Königreich. Ich folge.«
»Und verdammt sei, der zuerst ruft: Es ist genug!« sagte Cal.
Er ging ins Haus und kehrte mit einem verzierten Kupfergefäß zurück, das einem antiken Teekessel ähnelte, nur niedriger war. Er setzte es auf das Pflaster und näherte sich der Tülle mit einem Feuerzeug. Nach mehreren Ansätzen gelang es ihm, eine kleine grünliche Flamme zu entfachen, die unmittelbar unterhalb der vorstehenden Spitze züngelte.
»Eine Lampe«, stellte Subble fest. »Aladins Wunderlampe?«
»Etwas in dieser Richtung. Normalerweise dauert es allerdings eine Weile bis Myko erscheint. Wir unterhalten uns. Sie sagen mir, wenn Sie ihn sehen.«
»Myko - eine Vorsilbe, die sich auf Pilze bezieht. Keine schmeichelhafte Bezeichnung.«
»Nicht unbedingt.« Cal deutete auf eine Stelle neben der Lampe, und sie nahmen im Schneidersitz ihre Plätze auf den Steinen ein.
Zarte Parfümdüfte entstiegen der Flamme: Zeder und andere exotische Aromen verschmolzen zu einem Wohlgeruch, der neu für Subble war. Er hakte die Bestandteile im Kopf ab und ordnete jeden automatisch ein, aber es blieb noch ein Rest, den er nicht
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