Manta 01 - Omnivor
die anderen getan hatten.
»Ich denke, wir sind uns über die Situation im klaren«, sagte Cal. »Und diese Ausrüstung sollte ihnen keine Rätsel aufgeben.«
»Ein selbstgebauter Fernsehempfänger mit einem geschlossenen Stromkreis, der auf die Signale eingestellt ist, die das Auge des Mantas abstrahlt«, sagte Subble.
»Ja. Wir brauchten lange, um die Natur der Kreaturen zu begreifen. Wir nahmen an, daß sie ungefähr auf die gleiche Weise sahen wie wir selbst, obwohl >Quilons Sezierung< dagegensprach. Aber natürlich würde die gewohnte Optik auf einer dunstigen Welt wie Nacre ineffektiv sein. Genau wie die Fische in den Tiefen des Meeres zu leuchten beginnen.«
Subble studierte den Apparat. »Sehr vielseitig anwendbar.«
»Sehr unpräzise, meinen Sie. Ich bin kein Elektroingenieur. Solange das Gerät nicht in der Praxis getestet ist, muß es generalisiert sein. Und das Testen ist ein Problem.«
»Ich sah den Manta im Wald bei Veg, und ich roch einen anderen in Aquilons Keller«, sagte Subble ruhig. »Ich nehme an, der erste lebte von den Tieren des Waldes und der zweite von Ratten. Wenigstens zwei andere Mantas sind während der letzten beiden Tage an diesem Ort gewesen, und Ihr Gerät war in Betrieb. Wieso ist das Testen also ein Problem?«
Cal war nicht alarmiert. »Zum einen ist der Import von unregistrierten Fremden illegal. Wir nannten sie
Schoßtiere, aber das war eine falsche Bezeichnung, und ihre Gegenwart hier läßt erkennen, daß die Regierung mißtrauisch wird. Zum anderen sind diese Kreaturen gefährlich. Selbst Sie mit allen Ihren Kräften und Fähigkeiten wären gegen einen einzelnen Manta geradezu hilflos.«
Subble gab dazu keinen Kommentar ab. Er untersuchte einen großen Kunststoffbehälter und stellte im Inneren Fächer und Klammern fest. Der Behälter war gebaut worden, um den kompletten Empfänger aufzunehmen und auf dem Wasser zu schwimmen. Er blickte über den Golf hinweg.
»Ja, sie können über das Wasser >gehen<«, sagte Cal. »Bei hoher Geschwindigkeit präsentiert das Wasser ihnen eine Oberfläche, die genauso solide ist wie der Staub, für den die Natur sie ausgebildet hat. Aber die Luft hier ist dünn - für sie.«
»Wann werde ich sie treffen?«
Cal schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß Sie keine Angst vor dem Tod haben, aber eine vorzeitige Begegnung würde mit einem Desaster enden, für Sie und vielleicht auch für die Erde.«
»Nicht für den Manta?«
Cal versuchte, eine Batterie in den Behälter zu heben, aber seine Kraft reichte nicht aus. Subble nahm sie ihm aus den Händen und befestigte sie am richtigen Platz. Offenbar hatte der kleine Mann nicht vorgehabt, die Ausrüstung selbst auf die See hinauszubringen.
»Wir leben in einer gespannten Atmosphäre«, stellte Cal fest. »So viele Milliarden von denkenden Individuen, so viel Kriegshysterie, kulturelle Unruhe und Erfolgszwang. Die meisten Leute auf diesem Planeten trachten verzweifelt danach, allem zu entfliehen, aber es gibt keinen Ort, wo sie hingehen können. Nur einige wenige qualifizieren sich für den Weltraum. Und so greifen sie nach allem, was in ihre Reichweite kommt, und reißen es in dem Glauben an sich, daß sie nach oben kommen.«
Subble erinnerte sich an das Elend des Programmierers, der die Kellerfarm leitete, und an Aquilons eigene aufgewühlte Gemütsverfassung. Er zitierte:
»>Die Sinnlichen und die Trostlosen rebellieren vergebens Sklaven ihrer eigenen Zwänge. In wahnsinnigem Spiel Zerreißen sie ihre Fesseln und tragen den Namen Der Freiheit eingegraben auf noch schwereren Ketten. <«
»Coleridge«, stimmte Cal zu. »Er bezog sich natürlich auf die Französische Revolution, zweihundert Jahre früher, aber er sprach ebenso für die Menschheit, wie es die großen Dichter tun. >Als Frankreich im Zorn seine gewaltige Faust erhob.<
Wie leicht wäre es, das auf heute zu übertragen!«
Subble lächelte. »Als der Mensch im Zorn seinen nuklearen Arm erhob/Und mit jenem Eid, der Luft, Erde und Meer zerschmetterte/Seine machtvollen Strahlen abfeuerte und die Freiheit beschwor/Sei mein Zeuge, wie ich hoffte und bangte.«
»Nur daß einige von uns nicht länger hoffen. Der Mensch ist ein Omnivore, im übertragenen wie auch im buchstäblichen Sinn. Er konsumiert alles.«
»Ein Omnivore«, murmelte Subble und erinnerte sich an Aquilons Bemerkungen.
»Sie fangen an, das Problem zu erkennen. Der Mensch ist der wahre Omnivore, um vieles wilder als die Kreatur, die wir auf Nacre mit diesem Namen
Weitere Kostenlose Bücher