Manta 03 - Ox
eine gewisse Langeweile, führte sie sich vor Augen, wenn die Mission länger als ein paar Stunden oder Tage dauerte. Bei einigen Dingen war Berechenbarkeit alles andere als ideal.
Sei vorsichtig, dachte sie dann. Sie begann an einer Erfahrungsüberlastung zu leiden, und ihr stand kein Traummechanismus zur Verfügung, um in ihrem Denken das frühere Gleichgewicht wiederherzustellen. Es war unausweichlich, daß sie dadurch mehr zu einem Individuum wurde, als der Computer so ohne weiteres tolerieren konnte. Wenn diese Entwicklung zu weit ging, würde ihr Bericht mit Mißtrauen angesehen werden oder sogar wertlos sein. Wegen dieser Abweichung von der Verläßlichkeit galt als allgemeine Regel, daß die Mission eines Agenten nicht länger als zehn Tage hintereinander dauern sollte. Für sie waren es jetzt bereits neunzehn Tage, und das Ende ließ sich noch nicht absehen.
Sie schauderte. Wie gut würde es doch sein, wenn sie zur Computerzentrale zurückkehren könnte, um neu programmiert zu werden - und wie übel, so lange draußen bleiben zu müssen, daß sie die Geistesverwandtschaft mit ihrer TA-Serie verlor!
Veg bewegte sich zwischen den Bäumen umher, klopfte die Stämme ab, untersuchte die Nadeln. Er war in seinem Element! Er litt nicht die Qualen einer heraufdämmernden Identität!
Es gab, so schien es, reichlich unberührte Welten, die der Ausbreitung des Menschen zur Verfügung standen. Das Problem der irdischen Bevölkerung und ihrer Ressourcen würde gelöst sein - sobald sie zurückkehrte.
Sie würde umkehren, eine Neuausrichtung vornehmen und eine Übersicht über die Alternativwelten beginnen müssen. Es würde zu mühsam sein, jedesmal selbst hinüberzugehen. Sie würden einen Erkundungssensor entwerfen, der wegen seiner geringen Masse beim Durchgang nur wenig Energie benötigte. Indem sie ihn wie einen Tennisball durch die Öffnung hin und her springen ließ, konnte sie binnen einer Stunde ein ganzes Dutzend von Welten überprüfen, wobei die einzige Zeitverzögerung die Neueinstellung des Projektors nach jedem Versuch sein würde.
Letzten Endes würde sie Veg doch nicht brauchen. Nicht bevor sie vertrautes Territorium lokalisiert hatte.
Drei Stunden. Sie konnte schlafen, denn sie verfügte über ein perfektes Zeitgefühl und würde aufwachen, wenn die Rückkehröffnung fällig war. Aber zuerst würde sie eine Kurzerkundung dieser Lokalität vornehmen, denn es mochte sich herausstellen, daß sie von allen, die man bisher entdeckt hatte, für die Ausbeutung am geeignetsten war. Erdähnlich, neuzeitlich, keine Dinosaurier.
Sie hob die Hände, packte einen abgestorbenen Ast der Fichte und zog sich hoch. Der Stamm hatte am Boden einen Durchmesser von rund zwei Metern, und die Spitze war nicht zu sehen. Sie kletterte schnell und wand sich zwischen den Ästen hindurch, als diese kleiner wurden und dichter beieinander saßen. Sie hätte aber besser etwas an ihrer verführerischen Aufmachung geändert. Bäume waren dafür nicht gut, und die Kleidung behinderte ihre Fortschritte. Ein paar Schnitte oder Kratzer an der sichtbaren Oberfläche ihrer Brüste würden sie nicht stören, mochten Veg jedoch abschrecken - und sie brauchte ihn möglicherweise noch.
Der Stamm verdünnte sich an der Spitze beunruhigend und schwankte im steifer werdenden Wind. In einer Höhe von etwa sechzig Metern machte sie halt und hielt Ausschau. Es gab eine Anzahl von hohen Bäumen, von denen einige bis zu fünfundsiebzig Metern hochragten. Die Weißfichte war, wenn sie Gelegenheit hatte, zu wachsen, einer der höchsten Bäume, vergleichbar mit der Douglasfichte und jungen Mammutbäumen. Veg würde alles darüber wissen! Jetzt jedoch behinderten diese hohen Bäume ihr Blickfeld, so daß alles, was sie sehen konnte, noch mehr Wald war. Sie hatte ihre Zeit verschwendet. Kein Zweifel, daß ihr Veg auch das hätte sagen können.
Sie stieg nach unten, um ihn dort wartend und zu ihr hochblickend vorzufinden. Typisch Mann! Sie brauchte sich kaum Mühe zu geben, ihre Auslagen vorzuzeigen. Er wußte schon, wie er sie selbst finden konnte. Ein Rock zum Baumklettern!
»Wenig sinnvolles Klettern«, bemerkte er. »Das ist Pfadfinderromantik - nutzlos in einem richtigen Wald. Alles, was man sehen kann, sind.«
»Weitere Bäume«, vervollständigte sie an seiner Stelle. »Ich habe vom Boden aus mehr sehen können.«
»Danke.«
»Habe auch noch was anderes gefunden.«
Jetzt las sie seine Körperzeichen: Er war erregt, und nicht nur durch den
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