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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Lachen. Das
Kind Jo sagt, unser Master hat gute Laune. Dieser Besatz aus Eichhörnchenfell?,
sagt Mercy, und er antwortet, kalabrisch. Aice sagt, oh, kalabrisch und rümpft
die Nase; Johane merkt an, ich muss schon sagen, Thomas, anscheinend bist du
ihr sehr nahe gekommen.
    »Hat sie gute Zähne?«, sagt
Mercy.
    »Um Himmels willen, Frau: Das
sage ich dir, wenn sie mich beißt.«
     
    Als  der Kardinal hörte, dass der Herzog von Norfolk
nach Richmond kommen und ihn mit den Zähnen reißen wolle, hatte er gesagt: »Fürwahr,
Thomas, Zeit zu gehen.«
    Aber um nach Norden zu gehen,
braucht der Kardinal Geld. Er, Cromwell, trägt das Problem dem Kronrat vor, der
sich nicht einig ist und den Streit in seiner Gegenwart austrägt. »Das geht
nicht«, sagt Charles Brandon, »man kann einen Erzbischof nicht zu seiner Inthronisierung
schleichen lassen wie einen Dienstboten, der die Löffel geklaut hat.«
    »Er hat mehr getan, als nur
die Löffel zu klauen«, sagt Norfolk. »Er hat das Abendessen verspeist, das ganz
England ernährt hätte. Er hat das Tischtuch mitgehen lassen und den Weinkeller
leergetrunken.«
    Der König ist manchmal schwer
zu fassen. Eines Tages, als er glaubt, eine Verabredung mit Henry zu haben,
bekommt er stattdessen den Ersten Sekretär serviert. »Setzen Sie sich«, sagt
Gardiner. »Setzen Sie sich und hören Sie zu. Üben Sie sich in Geduld, während
ich Ihnen einige Punkte verdeutliche.«
    Er sieht zu, wie er hin und
her rennt, Stephen, der Mittagsdämon. Gardiner ist ein gelenkiger Mann, dessen
weiche Umrisse Boshaftigkeit verströmen; er hat große behaarte Hände und
Fingerknöchel, die knacken, wenn er die rechte Faust in die linke Handfläche
legt.
    Als er geht, nimmt er die
Bosheit mit, die ihm vermittelt wurde, und die Botschaft. Im Türrahmen bleibt
er noch mal stehen und sagt freundlich: »Ihr Vetter lässt Sie grüßen.«
    Gardiner starrt ihn an. Seine
Augenbrauen sträuben sich wie die Nackenhaare eines Hundes. Er glaubt, dass
Cromwell sich anmaßt...
    »Nicht der König«, sagt er
besänftigend. »Nicht seine Majestät. Ich meine Ihren Vetter Richard Williams.«
    Entgeistert sagt Gardiner:
»Diese alte Geschichte!«
    »Ach, kommen Sie«, sagt er.
»Es ist keine Schande, ein königlicher Bastard zu sein. Jedenfalls denken wir
in meiner Familie so.«
    »In Ihrer Familie? Welchen
Begriff von Anstand hat Ihre Familie schon? Ich habe kein Interesse an dieser
jungen Person, erkenne keinerlei Verwandtschaft an und werde nichts für ihn
tun.«
    »Das brauchen Sie auch nicht.
Er nennt sich jetzt Richard Cromwell.« Als  er geht - dieses Mal wirklich geht
—, fügt er hinzu: »Das muss Ihnen keine schlaflosen Nächte bereiten, Stephen.
Ich habe die Angelegenheit geklärt. Sie sind vielleicht mit Richard verwandt,
aber nicht mit mir.«
    Er lächelt. Innerlich ist er
außer sich vor Zorn, er wird von Zorn durchströmt, als wäre sein Blut dünn und
angereichert mit Gift wie das farblose Blut einer Schlange. Sobald er in Austin
Friars ankommt, umarmt er Rafe Sadler und zerzaust sein Haar, sodass es
stachlig nach oben steht. »Der Himmel helfe mir: Junge oder Igel? Rafe,
Richard, ich bin reuevoll.«
    »Das kommt von der
Jahreszeit«, sagt Rafe.
    »Ich möchte«, sagt er, »völlig
ruhig werden. Ich möchte mich in den Hühnerstall legen können, ohne dass die
Hühner ihr Gefieder sträuben. Ich möchte weniger wie Onkel Norfolk sein und
mehr wie Marlinspike.«
    Er führt ein langes,
beruhigendes Gespräch auf Walisisch mit Richard, der ihn auslacht, weil seinem
Gedächtnis alte Wörter entfallen sind und weil er ständig englische Brocken mit
einer listigen Grenzlandbetonung einfließen lässt. Er schenkt seinen kleinen
Nichten die Armbänder mit Korallen und Perlen, die er vor Wochen für sie
gekauft, ihnen dann aber aus Vergesslichkeit nicht gegeben hat. Er geht in die
Küche hinunter und macht Vorschläge, aber nur fröhliche.
    Er ruft die Angestellten
seines Haushalts zusammen. »Wir müssen planen«, sagt er, »wie wir dem Kardinal
den Weg nach Norden erleichtern. Er möchte langsam reisen, damit die Leute ihn
bewundern können. Er muss zur Passionswoche in Peterborough eintreffen, und
von dort aus reist er in Etappen nach Southwell, wo er den weiteren Fortgang
nach York planen wird. Der erzbischöfliche Palast in Southwell verfügt über
gute Räumlichkeiten, aber trotzdem müssen wir eventuell Bauleute hinzuziehen
...«
    George Cavendish hat ihm
berichtet, dass der Kardinal angefangen hat,

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