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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Paulet
in Basing begeben.«
    »Und wann folge ich ihm nach?«
    »Er wird in zwei Wochen
zurückkehren, so Gott will.«
    »Zwei Wochen«, sagt Mary.
»Allein mit der Person.«
    »Und noch davor, Madam, sollen
Sie sich in einen anderen Palast begeben - er hat The More in Hertfordshire für Sie
ausgewählt, und Sie wissen, dass es dort sehr komfortabel ist.«
    »Da es das Haus des Kardinals
ist«, sagt Mary, »muss es der pure Luxus sein.«
    Meine eigenen Töchter, denkt
er, hätten nie so gesprochen. »Prinzessin«, sagt er, »könnten Sie so
barmherzig sein und aufhören, schlecht von einem Mann zu sprechen, der Ihnen
nie etwas Böses getan hat?«
    Mary errötet vom Hals bis zum
Haaransatz. »Ich hatte nicht die Absicht, es an Barmherzigkeit mangeln zu
lassen.«
    »Der verstorbene Kardinal ist
Ihr Taufpate. Sie schulden ihm Ihre Gebete.«
    Ihr Blick flattert; sie wirkt
eingeschüchtert. »Ich bete, um seine Zeit im Fegefeuer abzukürzen ...«
    Katherine unterbricht sie.
»Schicken Sie meinetwegen eine Kiste nach Hertfordshire. Schicken Sie ein
Paket. Aber versuchen Sie nicht, mich zu schicken.«
    »Sie werden Ihren ganzen Hof
dabeihaben. Der Haushalt ist darauf eingestellt, zweihundert Personen
aufzunehmen.«
    »Ich werde an den König
schreiben. Sie können den Brief überbringen. Mein Platz ist an seiner Seite.«
    »Mein Rat ist folgender«, sagt
er, »nehmen Sie es hin. Oder er könnte ...« Er weist auf die Prinzessin. Seine
Hände treffen sich und öffnen sich wieder. Sie trennen.
    Das Kind kämpft mit Schmerzen.
Die Mutter kämpft mit Kummer und Wut und Abscheu und Angst. »Ich habe das
erwartet«, sagt sie, »aber ich hatte nicht erwartet, dass er einen Mann wie Sie
schicken würde, um es mir zu sagen.« Er runzelt die Stirn: Glaubt sie, es wäre
besser, wenn es von Norfolk käme? »Es heißt, Sie sind dem Handwerk des Schmieds
nachgegangen; ist das richtig?«
    Gleich wird sie sagen: Pferde
beschlagen?
    »Es war das Handwerk meines
Vaters.«
    »Ich beginne Sie zu
verstehen.« Sie nickt. »Der Schmied macht seine eigenen Werkzeuge.«
     
    Kalksteinmauern reflektieren
die Sonnenstrahlen auf eine halbe Meile und springen ihn mit weißer Hitze an.
Im Schatten eines Torbogens balgen sich Gregory und Rafe und werfen sich die
kulinarischen Beleidigungen an den Kopf, die sie von ihm gelernt haben: Sir,
Sie sind ein fetter Flame und schmieren sich Butter aufs Brot. Sir, Sie sind
ein römischer Habenichts, Ihre Nachkommen können Schnecken fressen. Master
Wriothesley lehnt in der Sonne und sieht ihnen mit einem trägen Lächeln zu;
Schmetterlinge umflattern seinen Kopf.
    »Ach, Sie sind es«, sagt er. Das scheint
Wriothesley zu gefallen. »So könnte man Sie malen, Master Wriothesley. Ein
azurblaues Wams und ein präzise platzierter Lichtstrahl.«
    »Sir? Katherine sagt?«
    »Sie sagt, unsere
Präzedenzfälle sind erfunden.«
    Rafe: »Ist ihr klar, dass Sie
und Dr Cranmer die ganze Nacht darüber gesessen haben?«
    »Oh, wilde Zeiten!«, sagt
Gregory. »Mit Dr Cranmer die Morgendämmerung begrüßen!«
    Er wirft einen Arm um Rafes
knochige, schmale Schultern und drückt ihn; es ist eine Befreiung, Katherine
entkommen zu sein, und auch dem Mädchen, das zusammenzuckt wie eine gepeitschte
Hündin. »Einmal habe ich mit Giovannino - also, mit ein paar Jungen, die ich
kannte -« Er bricht ab: Was ist das? Ich erzähle keine Geschichten über mich
selbst.
    »Bitte ...« sagt Wriothesley.
    »Nun, wir ließen eine Statue
machen, einen grinsenden kleinen Gott mit Flügeln, und dann haben wir sie mit
Hämmern und Ketten bearbeitet, um sie antik aussehen zu lassen; wir haben einen
Maultiertreiber angeheuert und sie nach Rom gebracht, wo wir sie an einen Kardinal
verkauft haben.« So ein heißer Tag, als sie zu ihm vorgelassen wurden:
dunstig, Donnergrollen in der Ferne, und in der Luft hing weißer Staub von
Baustellen. »Ich weiß noch, dass er Tränen in den Augen hatte, als er uns
bezahlte. >Wenn man bedenkt, dass vielleicht der Blick von Kaiser Augustus
auf diesen charmanten kleinen Füßen und diesen süßen Flügeln geruht hat.< Als 
sich die Portinari-Jungs auf den Rückweg nach Florenz machten, wankten sie
unter dem Gewicht ihrer Geldbeutel.«
    »Und du?«
    »Ich nahm meinen Anteil und
blieb noch, um die Maultiere zu verkaufen.«
    Sie gehen durch die Innenhöfe
nach unten. Als  sie in die Sonne hinaustreten, legt er sich die Hand vor die
Augen, als wolle er durch das Gewirr der Baumwipfel sehen, das sich in der
Ferne

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