Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
Vom Netzwerk:
sie sich auf mehr als eine Weise zeigen.«

»Ja. Das tun sie, um einen zu
täuschen. Er kommt als junger Mann.«
    »Wirklich?«
    »Einmal hat er eine Frau
mitgebracht. Nachts in meine Zelle.« Sie macht eine Pause. »Er hat sie
betatscht.«
    Riehe: »Er ist bekannt dafür, keine Scham zu kennen.«
    »Und was dann, Dame Elizabeth? Nach dem Betatschen?«
    »Zog er ihr die Röcke hoch.«
    »Und sie hat sich nicht
gewehrt?«, sagt Riehe. »Sie überraschen mich.«
    Audley sagt: »Fürst Luzifer,
ich bezweifle nicht, dass der was an sich hat.«
    »Vor meinen Augen hat er es
mit ihr getan, auf meinem Bett.«
    Riehe macht sich eine Notiz.
»Diese Frau, kannten Sie sie?« Keine Antwort. »Und der Teufel hat nicht
dasselbe bei Ihnen probiert? Sie können frei sprechen. Man wird Ihnen daraus
keinen Strick drehen.«
    »Er kam, um mich zu
beschwatzen. Stolzierte in seinem blauen Seidenmantel herum, das ist der
beste, den er hat. Und neue Beinkleider mit Diamanten bis ganz nach unten.«
    »Diamanten bis ganz nach
unten«, sagt er. »Das muss wohl eine große Versuchung gewesen sein?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Aber Sie sind eine
ansehnliche junge Frau - gut genug für jeden Mann, würde ich sagen.«
    Sie sieht auf: der Anflug
eines Lächelns. »Ich bin nicht für Master Luzifer bestimmt.«
    »Was hat er gesagt, als Sie
ihn zurückgewiesen haben?«
    »Er hat mich gefragt, ob ich
ihn heiraten will.« Audley legt den Kopf in die Hände. »Ich sagte, ich habe
Keuschheit gelobt.«
    »War er nicht wütend, als Sie
nicht einwilligten?«
    »Oh ja. Er spuckte mir ins
Gesicht.«
    »Ich hätte nichts anderes von
ihm erwartet«, sagt Riehe.
    »Ich habe mir die Spucke mit
einer Serviette abgewischt. Sie ist schwarz. Sie stinkt nach Hölle.«
    »Und wie riecht das?«
    »Wie etwas, das verfault.«
    »Wo ist sie jetzt, die
Serviette? Ich vermute, Sie haben sie nicht in die Wäsche gegeben?«
    »Dom Edward hat sie.«
    »Zeigt er sie den Leuten? Für
Geld?«
    »Für Spenden.«
    »Für Geld.«
    Cranmer nimmt das Gesicht aus
den Händen. »Sollen wir eine Pause machen?«
    »Eine Viertelstunde?«, sagt
Riehe.
    Audley: »Ich habe doch gesagt,
dass er jung und munter ist.«
    »Vielleicht treffen wir uns
morgen«, sagt Cranmer. »Ich muss beten. Und eine Viertelstunde wird nicht
reichen.«
    »Aber morgen ist Sonntag«,
sagt die Nonne. »Es gab einmal einen Mann, der am Sonntag auf die Jagd ging,
und dann fiel er durch ein bodenloses Loch direkt in die Hölle. Stellen Sie
sich das vor!«
    »Wie konnte es bodenlos sein«,
fragt Riehe, »wenn doch die Hölle da war, um ihn aufzunehmen?«
    »Ich wünschte, ich könnte auf
die Jagd gehen«, sagt Audley. »Gott weiß, ich würde es riskieren.«
    Alice erhebt sich von ihrem
Hocker und gibt der jungen Frau ein Zeichen. Die Magd kommt auf die Füße. Sie
lächelt breit. Sie hat den Erzbischof erschreckt, ihm selbst ist kalt geworden,
und den Kronanwalt hat sie mit ihrem Gerede über verbrühte Babys beinahe zum
Weinen gebracht. Sie glaubt, sie ist dabei zu gewinnen; aber die ganze Zeit
verliert sie und verliert und verliert. Alice legt ihr sanft die Hand auf den
Arm, aber die Magd schüttelt sie ab.
    Draußen sagt Richard Riehe:
»Wir sollten sie verbrennen.«
    Cranmer sagt: »Wir sehr uns
ihre Geschichten von dem verstorbenen Kardinal, der ihr erscheint, und von
Teufeln in ihrer Schlafkammer auch missfallen mögen, sie spricht auf diese
Weise, weil man ihr beigebracht hat, die Behauptungen gewisser Nonnen
nachzuahmen, die es vor ihr gab und die Rom bereitwillig als Heilige anerkennt.
Ich kann diese Nonnen nicht im Nachhinein wegen Häresie verurteilen. Und ich
habe auch keine Beweise, um die Magd als Häretikerin vor Gericht zu stellen.«
    »Verbrennen wegen Verrats,
meinte ich.«
    Das ist die Strafe für Frauen,
während ein Mann halb erhängt und kastriert und dann langsam vom Scharfrichter
ausgeweidet wird.
    Er sagt: »Es liegt keine
offenkundige Tat vor. Sie hat nur eine Absicht ausgedrückt.«
    »Die Absicht, eine Rebellion
auszulösen, den König zu entthronen, soll das kein Verrat sein? Worte sind
schon als Verrat ausgelegt worden, es gibt Präzedenzfälle, Sie kennen sie.«
    »Es würde mich erstaunen«,
sagt Audley, »wenn das Cromwells Aufmerksamkeit entgangen wäre.«
    Es ist, als könnten sie die
Teufelsspucke riechen; sie rempeln sich beinahe, um an die frische Luft zu
gelangen, die mild und feucht ist: ein schwacher Geruch von Blättern, ein
grüngoldenes raschelndes Licht. Er sieht voraus,

Weitere Kostenlose Bücher