Mantel, Hilary
Trost.«
»Bringen Sie den Lordkardinal
ins Trockene. Ich werde dem König erzählen, wie ich ihn vorgefunden habe.«
»Erzählen Sie ihm, wie Sie
zusammen im Schlamm gekniet haben. Vielleicht amüsiert ihn das.«
»Ja.« Norris sieht traurig
aus. »Man weiß nie, was ihn amüsiert.«
In dem Augenblick beginnt
Patch zu kreischen. Der Kardinal - immer noch auf der Suche nach einem
Geschenk - hat ihn anscheinend dem König übergeben. Patch, hat er oft gesagt,
ist eintausend Pfund wert. Er soll mit Norris gehen; wozu die Sache
aufschieben? Vier weitere Männer des Kardinals sind nötig, um ihn zu diesem
Zweck zu bändigen. Er wehrt sich. Er beißt. Er schlägt um sich. Bis er auf
einen Lastesel geworfen wird, dem die Gepäckstücke abgenommen wurden; bis er
zu weinen beginnt: Er hat Schluckauf, sein Körper schüttelt sich, seine
albernen Füße baumeln herunter, sein Mantel ist zerrissen und die Feder an
seinem Hut ist bis auf einen Stumpf abgebrochen.
»Aber Patch«, sagt der
Kardinal, »mein Guter. Du wirst mich oft sehen, sobald der König und ich uns
wieder vertragen. Mein lieber Patch, ich werde dir einen Brief schreiben, dir
ganz allein. Ich schreibe ihn heute Abend«, verspricht er, »und setze mein
großes Siegel darauf. Der König wird dich lieben; er ist die freundlichste
Seele der Christenheit.«
Patch heult in einem
langgezogenen hohen Ton, als würde er von den Türken gepackt und gepfählt.
Na bitte, sagt er zu
Cavendish, er ist in mehrfacher Hinsicht ein Narr. Er hätte keine
Aufmerksamkeit auf sich lenken sollen, so ist es doch.
Esher: Der Kardinal steigt im
Schatten des von achteckigen Türmen gekrönten Bergfrieds ab, dem früheren Sitz
Bischof Waynefletes. Das Tor ist in eine Verteidigungsmauer eingelassen, auf
der ein Wehrgang verläuft; auf den ersten Blick sieht alles recht abwehrbereit
aus, aber das Gebäude ist aus Backstein, wurde mit Ornamenten und hübschen
Intarsien versehen. »Es könnte nicht befestigt werden«, sagt er. Cavendish
schweigt. »George, Sie müssten jetzt sagen: >Aber das wird gar nicht notwendig
sein.<«
Der Kardinal hat diesen Sitz
nicht mehr genutzt, seit er Hampton Court gebaut hat. Sie haben ihre Ankunft
angekündigt, aber ist irgendetwas vorbereitet worden? Machen Sie es Mylord
bequem, sagt er und geht direkt hinunter in den Küchentrakt. In Hampton Court
haben die Küchen fließendes Wasser; hier fließt nichts abgesehen von den triefenden
Nasen der Köche. Cavendish hat recht. In Wahrheit ist es noch schlimmer, als er
gedacht hat. Die Speisekammern sind nur dürftig gefüllt, und die spärlichen
Vorräte scheinen schlecht aufbewahrt und geplündert worden zu sein. Im Mehl
sind Rüsselkäfer. Wo der Teig ausgerollt werden sollte, ist Mäusekot. Bis zum
Martinstag ist es nicht mehr lange hin, und sie haben keinen Gedanken daran
verschwendet, das Rindfleisch zu pökeln. Die batterie de cuisine spottet jeder Beschreibung,
und der Suppentopf ist verschimmelt. Einige kleine Jungen sitzen am Herd, und
gegen Bargeld können sie zum Scheuern und Schrubben bewegt werden; Kinder sind
offen für Neues, und die Idee des Saubermachens scheint neu für sie zu sein.
Mylord, sagt er, benötigt jetzt etwas zu essen und zu trinken;
und das benötigt er ... wie lange, wissen wir nicht. Diese Küche muss für den
kommenden Winter in Ordnung gebracht werden. Er findet jemanden, der schreiben
kann, und diktiert ihm seine Befehle. Seine Augen sind auf die Küchenhilfe
geheftet. Mit der linken Hand zählt er die Punkte auf: Ihr macht dies, dann
dies, und drittens das. Mit der rechten Hand schlägt er Eier an einer Schüssel
auf, mit einem festen fachmännischen Schlag, und zwischen seinen Fingern löst
sich das Eiweiß klebrig und langsam tropfend vom Eigelb. »Wie alt ist dieses
Ei? Wechselt den Lieferanten. Ich brauche eine Muskatnuss. Muskatnuss? Safran?«
Sie sehen ihn an, als spräche er Griechisch. Patchs hoher Schrei schmerzt immer
noch in seinen Ohren. Staubige Engel sehen auf ihn herab, als er in die Halle
zurückstürmt.
Es wird spät, ehe sie den
Kardinal in irgendeine Art von Bett legen können, das den Namen verdient. Wo
ist sein Haushalter? Wo ist sein Buchhalter? Inzwischen hat er das Gefühl, dass
es wirklich wahr ist: Er und Cavendish sind Überlebende eines Feldzugs. Sie
bleiben auf - nicht dass es Betten gäbe, wenn sie welche gewollt hätten — und
überlegen, was sie brauchen, um dem Kardinal ein einigermaßen anständiges
Leben zu ermöglichen; sie
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