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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Heirat aufgeteilt werden
sollen. Zwanzig Pfund für die Reparatur der Straßen.
    Zehn Pfund zur Ernährung armer
Gefangener in den Gefängnissen von London.
    Sein Leichnam soll in der
Gemeinde begraben werden, in der er stirbt: oder nach Anweisung seiner
Testamentsvollstrecker.
    Der restliche Nachlass soll
verwendet werden, um Messen für seine Eltern zu lesen.
    An Gott seine Seele. An Rafe
Sadler seine Bücher.
     
    Als die Sommerseuche
zurückkehrt, sagt er zu Mercy und Johane: Sollen wir die Kinder fortschicken?
    Wohin denn?, sagt Johane:
nicht um ihm zu widersprechen, sondern weil sie es wissen will.
    Mercy sagt: Kann man ihr
davonlaufen? Sie trösten sich mit dem Glauben, dass die Infektion letztes Jahr
so viele getötet hat und es deshalb dieses Jahr nicht so schlimm werden kann -
was nicht zwangsläufig stimmen muss, denkt er; außerdem scheinen sie dieser
Seuche eine menschliche oder wenigstens tierische Intelligenz zuzuschreiben:
Der Wolf fällt über die Schafherde her, aber nicht in den Nächten, in denen die
Männer mit Hunden auf ihn warten. Wenn sie nicht sogar denken, dass die Seuche
mehr als tierisch oder menschlich ist: dass es Gott ist, der dahintersteckt -
Gott, der wieder mal sein altes Spiel treibt. Als er aus Italien die schlechten
Nachrichten über Clemens' neuen Vertrag mit dem Kaiser hört, beugt Wolsey den
Kopf und sagt: »Mein Herr ist launisch.« Er meint nicht den König.
    Am letzten Tag im Juli vertagt
Kardinal Campeggio die Verhandlung des Legatengerichts. Die römischen Ferien
beginnen, sagt er. Es wird berichtet, dass der Herzog von Suffolk, der große
Freund des Königs, vor Wolsey auf den Tisch gehauen und ihm offen gedroht hat. Alle
wissen, dass das Gericht nie mehr tagen wird. Alle wissen, dass der Kardinal
versagt hat.
    An diesem Abend bei Wolsey
glaubt er zum ersten Mal, dass der Kardinal zu Fall kommen wird. Wenn er fällt,
denkt er, gehe ich mit ihm unter; ich habe einen finsteren Ruf. Gerade so, als
wäre der Witz des Kardinals zu Fleisch geworden: als wate er durch Ströme von
Blut und ließe eine Spur aus Glasscherben und Feuer, aus Witwen und Waisen
hinter sich zurück. Cromwell, sagen die Leute: Das ist ein schlechter Mensch.
Der Kardinal spricht nicht darüber, was in Italien geschieht, und auch nicht
darüber, was im Legatengericht passiert ist. Er sagt: »Ich höre, das
Schweißfieber ist zurückgekehrt. Was soll ich machen? Werde ich sterben? Ich
hatte viermal damit zu kämpfen. Im Jahr ... welches Jahr?... ich glaube, es war
1518 ... jetzt werden Sie lachen, aber es ist die Wahrheit — als das Fieber mit
mir fertig war, sah ich aus wie Bischof Fisher. Vom Fleisch gefallen. Gott hat
mich gepackt und durchgeschüttelt.«
    »Mylord war vom Fleisch
gefallen?«, sagt er und bemüht sich um ein Lächeln. »Ich wünschte, Sie hätten
ein Porträt anfertigen lassen.«
    Bischof Fisher hat vor Gericht
gesagt - kurz bevor die römischen Ferien begannen —, dass keine Macht, weder
menschlich noch göttlich, die Ehe des Königs und der Königin auflösen könne.
Eines würde er Fisher wirklich gerne beibringen, nämlich keine so grandiosen Übertreibungen
von sich zu geben. Er hat eine Vorstellung davon, was das Gesetz bewirken kann,
und sie unterscheidet sich von dem, was Bischof Fisher denkt.
    Bis jetzt, jeden Tag bis
heute, jeden Abend bis heute Abend hat Wolsey einfach gelacht, wenn man ihm
sagte, etwas sei unmöglich. Heute Abend sagt er - wenn man ihn dazu bringt, auf
den Punkt zu kommen —, mein Freund König Francois ist geschlagen und ich bin
auch geschlagen. Mit Seuche oder ohne, ich glaube, ich sterbe.
    »Ich muss nach Hause gehen«,
sagt er. »Werden Sie mich segnen?«
    Er kniet vor ihm. Wolsey hebt
seine Hand, und dann, als hätte er vergessen, was er gerade tut, schwebt sie
in der Luft. Er sagt: »Thomas, ich bin noch nicht bereit, Gott
gegenüberzutreten.«
    Er sieht auf, lächelt.
»Vielleicht ist Gott noch nicht bereit, Ihnen gegenüberzutreten.«
    »Ich hoffe, dass Sie bei mir
sind, wenn ich sterbe.«
    »Aber das liegt in weiter
Ferne.«
    Der Kardinal schüttelt den
Kopf. »Wenn Sie gesehen hätten, wie Suffolk mich heute angegriffen hat. Er,
Norfolk, Thomas Boleyn, Thomas Lord Darcy, sie haben nur darauf gewartet, haben
auf das Scheitern dieses Gerichts und damit auf meines gewartet, und jetzt
höre ich, dass sie eine Anklageschrift ersinnen, sie setzen eine Liste mit Anschuldigungen
auf, wie ich den Adel erniedrigt habe und so weiter - sie schreiben ein

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