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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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folgenden Tag an nichts mehr erinnern.
    Am meisten jedoch schätzte sie den wichtigsten Nebeneffekt ihrer Arbeitsmethode. Die von den Zielpersonen sehnlichst angestrebte Kohabitation kam niemals zustande.
    Frau von Troschinskis Gefühl sagte, mit diesem Professor D’Aubert würde sie leichtes Spiel haben. Und ihr Gefühl trog sie selten. Sehr selten.

21
    Jekatharina saß jetzt zum dritten Mal in diesem Vorlesungsraum. Professor D’Aubert erschien freundlich grüßend vor dem kleinen Auditorium und begann seinen Vortrag. „Meine Damen und Herren.“
    Diese Stimme, dachte Jekatharina, den Genuss darfst du dir gönnen. Ihr Herz hüpfte und ihr Verstand verschlang jeden einzelnen Satz des Professors. „Ein hoher Würdenträger der Katholischen Kirche hat einst gesagt, ich zitiere auszugsweise: ‚Gott ist nicht katholisch, Gott ist nicht evangelisch, Gott ist nicht orthodox, Gott ist nicht einmal christlich, Gott ist nicht jüdisch, Gott ist nicht muslimisch, Gott ist nicht buddhistisch. Gott ist nicht Gott dieser oder jener Religion…, Gott ist der Gott und Vater aller Menschen‘. Ein theologischer Philosoph sagte einmal: ‚Ich habe nie ohne Gott gelebt und könnte keinen Tag ohne ihn sein, aber ich bin mein Leben lang ohne Kirche ausgekommen‘.“
    Jekatharina lauschte D’Auberts Vortrag, der sie in eine Art Trance versetzte. Die Stunde verging schneller, als ihr lieb war, und sie war traurig, als der Professor sagte: „Noch einen Hinweis zum Abschluss. Es gibt Theologen und Philosophen, die die jedem Menschen wesenseigene, individuelle Gott-Verbundenheit als den wahren Weg zu Gott ansehen, während die von Menschen stammenden, mit Gesetzen und Geboten uniformierten Religionen allzu oft in die Irre führen. Danke sehr. Wir sehen uns morgen zur gleichen Zeit wieder.“
    Jetzt begann der Einsatz der russischen Geheimagentin. Sie sprintete hinter dem Professor her und rief: „Hallo, Herr Professor. Darf ich Sie noch etwas fragen?“
    D’Aubert, dem die Blicke der Frau während seines Vortrages nicht entgangen waren, wunderte sich nicht über ein Glücksgefühl, als er ihre Stimme wahrnahm.
    „Ach, die geheimnisvolle Zuhörerin. Was kann ich für Sie tun?“
    Jekatharina verspürte eine kleine Unsicherheit bei dem Wort ‚geheimnisvoll‘. Er wird doch keinen Verdacht hegen, grübelte sie. Unsinn, nimm dich zusammen. Er kann nichts wissen.
    „In meinem Büro wartet Arbeit auf mich“, sagte D’Aubert. „Wollen Sie mich begleiten? Für ein kurzes Gespräch könnte ich mir die Zeit nehmen.“
    „Gerne, danke.“ Sie nahmen in der Besucherecke von D’Auberts Dienstzimmer Platz. Mit gespielter Bescheidenheit fuhr sie fort: „Ich mache es auch ganz kurz, weil ich Sie auf keinen Fall lange stören möchte. Ach, Entschuldigung. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jekatharina von Troschinski. Ich lebe in Moskau, habe dort studiert. Für meinen Urlaub hatte ich mir vorgenommen, ein paar der schönsten Gegenden Deutschlands kennen zu lernen. Am meisten interessiert mich das Rheinland, der Köln-Bonner-Raum und der Nationalpark Eifel.“
    „Gute Wahl! Ich gratuliere“, bemerkte D’Aubert mit besorgtem Blick auf seine Armbanduhr. „Ich wollte eigentlich in der Mensa einen kleinen Imbiss nehmen, aber es ist schon spät und den nächsten Termin kann ich unmöglich verschieben.“
    „Oh, Verzeihung. Ich halte Sie auf. Wenn es recht ist, melde ich mich später noch einmal.“
    Diese Steilvorlage war punktgenau auf den Mann gespielt. D’Aubert berührte für einen Augenblick ihren Unterarm: „Danke für Ihr Verständnis. Wie wäre es zum Abendessen? Ich möchte Sie einladen. In der Stadt oder auch im nahen Bad Godesberg gibt es einige wunderschöne und direkt am Rhein gelegene Lokale mit ausgezeichneter Karte. Dabei könnten wir uns weiter unterhalten. Darf ich Sie in Ihrem Hotel abholen? 18 Uhr? Es wäre mir eine Ehre.“
    Jekatharina hatte Spaß an derartigen Manipulationsspielen. „Tut mir sehr leid“, entgegnete sie, „aber ich wohne nicht in Bonn, sondern in einem Hotel in Gemünd in der Eifel.“
    D’Aubert schien überrascht: „Welch ein Zufall. Das trifft sich ja ausgezeichnet. Ich bin nämlich ganz in der Nähe von Gemünd zu Hause. Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Ich hole Sie heute Abend um 19 Uhr an Ihrem Hotel in Gemünd ab, und dann lassen Sie sich überraschen.“
    Jetzt legte sie ihre Hand für einen Moment auf seinen Unterarm: „Soll ich ehrlich sein?“, strahlte

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