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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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sie ihn an. „Ich weiß nicht, worauf ich mich mehr freue: auf ein gutes Essen, auf unsere Unterhaltung oder“, die folgende Pause erzeugte Spannung, „oder auf Sie.“ Ein zartes Lächeln unterstützte ihre beabsichtigte Wirkung.
    Ihre Blicke berührten sich. D’Aubert drückte zum Abschied ihre Hand länger als üblich. „Kommen Sie gut in die Eifel. Ich freue mich. Bis dahin.“
    Als sie gegangen war, atmete D’Aubert einige Male tief durch. Mein Gott, dachte er. Was für eine Frau! Sein Verstand verdrängte die Gefühle: Was will die hier? Was will sie von mir? Wo kommt sie her oder wer hat sie geschickt? Und warum sitzt sie ausgerechnet in meiner Vorlesung?
    Er war neugierig. Wollte Antworten. Während seiner noch zu erledigenden Arbeiten in seinem Büro verging keine Minute, in der er nicht an sie dachte. Die Zeit bis zum Wiedersehen erschien ihm endlos lang.
    D’Aubert streckte alle Viere von sich, lehnte sich in seinem ergonomischen Arbeitssessel zurück und steckte das Ende eines Bleistiftes in den Mundwinkel. Ein Zeichen, dass er nun seine geschulten, analytischen grauen Zellen aktivierte und auf Höchstleistung trimmte. Diese rätselhafte Schönheit hatte ihn gewaltig beeindruckt.
    D’Aubert und seine Freundin Maria, die Tochter des Düsseldorfer Polizeipräsidenten, waren seit über einem Jahr verlobt. Maria hatte vor gut einem Jahr das erste juristische Staatsexamen an der Universität Köln absolviert, befand sich zurzeit im Referendariat als Vorbereitung auf das im kommenden Frühjahr stattfindende zweite Staatsexamen. Und dann konnte endlich geheiratet werden. Die Planungen der Hochzeit waren bereits fortgeschritten.
    Maria war seine große Liebe. Daran würde auch ein geheimnisumwobenes Superweib mit den Qualitäten einer Jekatharina von Troschinski nichts ändern. Eine Frau, die urplötzlich in seiner Nähe aufgetaucht war. Ihr Interesse hatte seinem Ego geschmeichelt. Die von einer kräftigen Brise männlicher Hormone aufgeblähten Segel der Neugier und Abenteuerlust hatten ihn zu der schnellen Verabredung verleitet.
    Diesen spontanen Entschluss bereute er nicht.
    Als anerkannter Wissenschaftler und Vertreter der göttlichen Ethik und christlichen Moral würde er das Geschehen der abendlichen Verabredung spielend unter Kontrolle halten.
    Er nahm sich vor, Maria zu einem späteren Zeitpunkt von dieser Frau und der Verabredung zu erzählen.
    D’Aubert verfiel wieder ins Grübeln. Während er erneut über den Anlass ihres Vorlesungsbesuches nachdachte, beschlich ihn ein vager Verdacht. Gab es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen ihrem Auftauchen und den aktuellen Turbulenzen um seine Bibelforschung. Nach den Erfahrungen der jüngsten Zeit war es nicht auszuschließen, dass sich alles, was sich hier abspielte, um sein gehasstes, aber auch begehrtes Manuskript drehte.
    Er griff zum Telefon. „Liselotte, ich bin’s schon wieder. Ja, Stephan D’Aubert, ja genau, gerne, wenn Manfred einen Moment Zeit hat.“ Sie verband ihn rasch.
    „Grüß dich, Stephan. Du willst mich sicher einladen, ich hab ja noch einen gut vom letzten Mal.“
    „Klar. Und einen doppelten Drink kannst du dir dazu verdienen. Ich benötige in einer brisanten Geschichte deinen Rat und deine Hilfe. Hör zu!“
    D’Aubert schilderte in kurzen Worten die aktuellen Ereignisse und seinen Verdacht. „Siehst du irgendeine Möglichkeit heraus zu finden, wer diese russische Wunderwaffe ist und für wen sie arbeitet?“
    „Spielst du etwa auf den russischen Geheimdienst an? Nein, mein lieber Stephan, sorry, aber soweit reichen meine Verbindungen wirklich nicht. Aber“, fügte er an und zog dieses ‚Aber’ vielversprechend in die Länge, „beim Bundesnachrichtendienst in Pullach habe ich einen guten Bekannten. Jürgen… Jürgen Weisshaupt. Wir haben zusammen studiert. Wir hatten eine wunderbare Zeit in der Aktivitas der Rappolsteiner...“
    „Die Kölner Studentenverbindung?“, fragte D’Aubert dazwischen.
    „Genau. Wir haben allerdings lange nichts mehr von einander gehört. Ich bin mir aber sicher, dass er Möglichkeiten hat, Informationen zu bekommen. Stephan, immer vorausgesetzt, dass deine geheimnisvolle Muße nicht unter falschem Namen segelt. Na, warten wir’s ab. Dann wäre aber ein Diner für mich und meine Sigrid fällig. Wie sieht’s aus?“
    „Ich wusste gar nicht, dass es unter Juristen auch Erpresser und Halsabschneider gibt“, kommentierte D’Aubert mit einem Lächeln. „Also abgemacht. Wenn du

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