Manuskript des Teufels
nicht. Der Schinken existiert seit über 2000 Jahren. Was gibt’s da noch zu erforschen?“
„Zerbrich dir nicht dein Durchschnittsköpfchen über Dinge, wovon du keine Ahnung hast.“
„Aber du!“, entgegnete Charly. „Okay. Du schleichst links ums Haus, ich inspiziere die rechte Seite. Wir treffen uns auf der Rückseite. Alles klar?“
„Roger, Charly, und dann sollten wir umgehend in die Holzhütte einsteigen. Hoffentlich“, flüsterte Jonathan, „finden wir was wir finden sollen.“
„Und wenn nicht?“
„Bringen wir den Herrn zum Singen. Oder zweifelst du daran?“
„Quatsch! Ich kenne ja unsere Methoden bestens.“
„Eben. Wir quetschen ihn solange aus, bis er uns punktgenau verrät, wo wir fündig werden.“ „Und wenn das Ausquetschen nicht hilft, drohen wir damit, seinen Eltern in Gemünd einen Anstandsbesuch abzustatten.“
„Okay. Dann los!“
Einen letzten Klaps auf die Schulter und sie schlichen, zunächst die Deckung der Baumstämme nutzend, Richtung Holzhaus.
Von ihrem Beobachtungsposten aus hatte Jonathan den kürzeren Weg bis zur Rückseite des Hauses. Der Wald reichte allerdings bis auf wenige Meter an das Gebäude heran. Das hatte den Vorteil, dass ihnen das kalte Licht des hellen Vollmondes ihre Arbeit erleichterte.
Charly, der bis zur Rückseite den längeren Weg zurück zu legen hatte, musste leider feststellen, dass sowohl die beiden Kellerfenster als auch die drei Seitenfenster geschlossen waren. Ebenso die Tür zum Balkon.
Weder Fenster noch Tür waren mit Gittern abgesichert. Bevor er die Fenster nach einer Alarmanlage untersuchte, galt es, sich mit seinem Partner abstimmen.
Als er um die hintere Ecke bog, wollte er Jonathan mitteilen, dass auf seiner Seite alles dicht sei und fragen, was dieser vorgefunden habe. Aber von seinem Partner war weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Charly lauschte gespannt in die Stille der Nacht.
„Hey, verdammt. Wo steckst du?“ Flüsterte er in die Dunkelheit. „Hast du ein offenes Fenster entdeckt?“
Charly spürte ein wenig Unsicherheit aufkommen und schaute um die nächste Ecke. Nichts.
Vielleicht, dachte er ungehalten und schüttelte den Kopf, wartet der Idiot entgegen der Abmachung vor dem Haus.
Doch auch da war nichts von ihm zu sehen.
„Jonathan!“, rief er jetzt lauter.
Dann machte er eine überraschende Entdeckung. Der rechte Flügel des mittleren Fensters auf dieser Seite stand offen. War der dumme Kerl bereits eingestiegen, ohne ihn zu informieren? Charly ärgerte sich über Bruder Leichtfuß. Alleingänge konnten in ihrem Job verheerende Folgen haben. Ein derartiges gegen alle Regeln verstoßendes Fehlverhalten war ihm bei Jonathan noch nie begegnet. In den vielen Jahren der Zusammenarbeit hatte er seinen Partner als Verlässlichkeit in Person kennengelernt. Er schüttelte den Kopf. Jetzt beschlich ihn eine zur Vorsicht mahnende Unruhe.
Er musste sich Gewissheit verschaffen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinem Kameraden durch das offen stehende Fenster nachzusteigen.
Die untere Fensterkante lag in Augenhöhe. Er hielt inne. Außer dem klagenden Schrei eines Kauzes herrschte absolute Stille. Er hob die Arme, um sich an der unteren Fensterleiste hochzuziehen. Doch plötzlich nahm er einen leichten Luftzug wahr.
23
„Polizeistation Schleiden, Oberwachtmeister Pütz, was kann ich für Sie tun?“
„Auf der Gartenbank gegenüber Ihrer Station sitzen zwei brave Nachtschwärmer, die Ihrer Fürsorge bedürfen.“
Pütz stutzte. Die Stimme am Telefon kam ihm bekannt vor. War das nicht...? „Äh, Entschuldigung. Aber wer spricht da? Nennen Sie mir Ihren Namen. Sie haben doch letztens...“ Pütz drehte sich zu seinem Kollegen um, drehte den Hörer verärgert hin und her. „Aufgelegt.“
„War das der Gleiche wie neulich?“
„Mit Sicherheit. Komm!“, wandte sich Oberwachtmeister Pütz an seinen jüngeren Kollegen. „Scheinbar das gleiche Spiel wie vor ein paar Tagen. Wir müssen nachsehen.“
Eine knappe Minute später standen sie vor der Bank und starrten die beiden in sich zusammen gesunkenen Gestalten an. „Tatsächlich!“, rief Pütz.
„Die sehen aus, als würden sie ihren Rausch ausschlafen.“
„Ruf den Notarzt!“
„Okay.“ Der Kollege zückte das Diensthandy und wählte die gespeicherte 112. Keine zehn Minuten später fuhr der Rettungswagen vor, und ein Arzt kümmerte sich sofort um die beiden Männer. Assistiert wurde er von einem Rettungssani.
Nach einer kurzen
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