Manuskript des Teufels
beschreiben.“
„Ich denke nicht.“
„Ich bin in der Lage, kurzfristig einige Männer zu rekrutieren, die das Manuskript aus der Abtei schleusen könnten, wenn sie wüssten, wo es versteckt ist. Ergebnis: Du kannst nicht des Meineids bezichtigt werden und trotzdem würde dein brillantes Werk der Welt geschenkt. Und ganz nebenbei sollten wir das monetäre nicht vergessen.“ Kirschbaum griff etwas theatralisch mit spitzen Fingern in die linke Innentasche seines Jacketts und zauberte einen Barscheck hervor. „Wenn du mir die Zusage per Handschlag erteilst, bekommst du eine Vorauszahlung von einer halben Million Euro, deren Verwendung du allein bestimmen kannst.“
D’Aubert und Kirschbaum hatten sich erhoben, standen sich direkt gegenüber. Der Professor legte jetzt spontan beide Hände in den Nacken von Efraim, zog dessen Kopf zu sich heran und heftete einen Kuss der Zustimmung und der Dankbarkeit auf dessen Stirn.
„Da wäre noch eine Sache“, bemerkte D’Aubert. „Ich möchte den Zeitpunkt der Operation in der Abtei erfahren. Denn für diesen Termin brauche ich ein wasserdichtes Alibi. Sicher ist sicher.“
„Das geht in Ordnung, ich rufe dich morgen an.“
D’Aubert nahm den eine halbe Million schweren Scheck mit kritischer Miene vom Tisch. „Ich glaube, den nimmst du besser wieder mit. Gegen ein angemessenes Honorar hätte ich nichts einzuwenden. Aber korrekterweise erst dann, wenn das Buch erschienen ist.“
Kirschbaum hob abwehrend die Hände: „Habe ich soeben von Vorauszahlung gesprochen? Nein, nein, verzeih mir, das war ein Versprecher. Dieses Geld ist nichts anderes als ein Dankeschön dafür, dass du uns die Möglichkeit einräumst, dass das Manuskript in unsere Hände gelangt. Behalte den Scheck! Das Geld befindet sich von diesem Moment an in deinem Besitz. Über das Autoren-Honorar reden wir später. So wie ich die Dinge einschätze, wird das Honorar den Betrag auf dem Scheck um ein Vielfaches übertreffen. Das weitere Procedere besprechen wir am besten in den nächsten Tagen, okay?“
„Komm, Efraim, ich begleite dich noch hinaus.“
Sie gingen gemeinsam hinaus und traten an Kirschbaums Wagen. Die Positionsleuchten blinkten auf, als er die funkgesteuerte Türöffnung betätigte.
„Alle Achtung“, bewunderte ihn D’Aubert, „so schlecht scheint es in Zeiten der literarischen Digitalisierung und der E-Books den Verlagen nicht zu gehen.“
„Erst recht nicht“, lachte Efraim, „wenn wir demnächst dein Buch auf den Markt bringen.“
Kirschbaum nahm hinterm Steuer Platz und zog die Fahrertür zu. D’Aubert signalisierte ihm, die Scheibe herunter zu lassen: „Wann meldest du dich bei mir?“
„Heute ist Montag“, dachte er nach. „Ja, übermorgen wäre gut. Gegen 13 Uhr. Dann haben wir noch genügend Zeit über die Aktion, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag diese Woche über die Bühne gehen wird, zu sprechen.“
„Ausgezeichnet. Vielen Dank und komm gut nach Frankfurt. Bis bald.“
Auf dem Weg zurück in sein Dienstzimmer rotierten D’Auberts Gedanken auf Hochtouren. Er hatte einen Menschen kennen gelernt, den er gerne zum Kreis seiner besten Freunde gezählt hätte. Wenn da nicht ein Hauch von Misstrauen gegenüber Efraims Integrität geblieben wäre. Ein Grund für die Zweifel war das überraschende Wissen Efraims über Probleme mit seinem Manuskript, obwohl er dies bis zu ihrem Bonner Gespräch nie erwähnt hatte. Darüber hinaus klangen noch Efraims Worte in seinem Ohr: ‚das Manuskript in unsere Hände gelangt’. Was sagte diese eigenartige Formulierung aus? Man kann sich ja mal irren. Aber diese Worte ließen die Deutung zu, dass Efraim zu einer Interessensgruppe gehörte, die keine Mühen und keine Kosten scheute, um das Manuskript in ‚ihre Hände‘ zu bekommen.
Hätte Efraim jetzt das um D’Auberts Mund erscheinende souveräne Lächeln und die stahlharte Entschlossenheit in dessen Augen gesehen, dann, ja dann hätte er von seinen weiteren Vorhaben schleunigst Abstand genommen. Und er hätte gut daran getan.
44
Als sich das Portal des theologischen Institutes hinter Professor D’Aubert schloss und der BMW des Frankfurter Verlegers außer Sichtweite war, krabbelten Carlo und Toto stöhnend aus dem Fußraum ihres Kastenwagens hervor.
Carlo und Toto schauten sich grinsend an und klatschten sich ab.
„Mensch Toto“, schüttelte Carlo ungläubig den Kopf. „So ein Glück haben nur so tüchtige Kerle wie wir. Da fliegen einem die gebratenen
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