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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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hauchte seinen Gin-Atem leicht zur Seite. »Was ist passiert?«
    »Ach, da bist du ja!« Sie lächelte fest, und zusammen blickten sie durch die Scheibe. »Sie schläft … das heißt, vielleicht liegt sie mehr in einem Koma.«
    Dan betrachtete den kleinen Körper auf dem Bett und hätte nicht geglaubt, dass es Natalie war, hätte er nicht das kurze rote Stachelhaar gesehen, das sich grell vom weißen Kopfkissen abhob.
    »Warum?«, mehr konnte er nicht sagen. Er bemerkte, dass er die Hände auf den Fensterrahmen gelegt hatte und sich dagegen stemmte.
    »Weiß ich nicht«, sagte Charlton leise. »Irgendwas von wegen Kreuzinfektion.« Sie blickte Dan nervös an. »Ergibt doch überhaupt keinen Sinn, oder? Ich meine, sie war doch sowieso schon durch ihre Arbeit NP-gesättigt. Wenn welche freigesetzt worden wäre, hätte es ihr doch egal sein können, oder?«
    Dan las die Monitoranzeigen. Nun wünschte er sich, er hätte sich genauer damit befasst, als er die Möglichkeit hatte. Natalie wirkte gesund; ihr Herzschlag war in Ordnung, ihr Blutdruck nur eine Winzigkeit zu hoch. »Sind die Dinger irgendwo angezeigt?«
    »Dürfen sie nicht«, antwortete Charlton. »Nur wenn du einen Zugangskode hast, der höher ist als meiner, kommst du vielleicht an die Werte ran. Sie werden gerade im Hauptrechner aufgearbeitet, damit man herausfindet, was passiert ist. Wahrscheinlich solltest du dich da melden.«
    »Wahrscheinlich.« Dan fummelte an seinem Pad, loggte sich ins Kliniksystem ein, gab seinen Notfallkode und die Passwörter zu den Scannern ein – es schien eine Ewigkeit zu dauern. Während er wartete, rief jemand Charlton über das Intercom an.
    »Nein«, antwortete sie. »Keine Veränderung.«
    »Wie lange ist es her?«, fragte Dan. Er vertippte sich und musste das Wort erneut eingeben.
    »Erst ’ne halbe Stunde«, sagte Charlton. »Kommt mir wie ein verdammt übertriebenes Getue vor. Sie sagen, Natalie ist bewusstlos geworden. Sie war erschöpft. Du hast sie doch heute Abend gesehen. Wahrscheinlich muss sie einfach mal durchschlafen.«
    Dan bekam endlich die Antwort, nach der er gesucht hatte. Er richtete seine schmerzenden Augen auf die Wörter und benötigte einige Sekunden, bis er begriffen hatte, was er sah.
    »Ach du Scheiße«, wisperte er. Charltons Frage folgte ihm, während er durch die Tür flitzte und zur Zentral-Suite einbog. Das konnte unmöglich stimmen!
    McAlister und Calum Armstrong bereiteten ihm einen weitaus kühleren Empfang. Er kam sich wie ein schmutziger, unrasierter, anrüchiger Verlierer vor, als sie ihn mit kalten, abgehackten Stimmen, die auch einem Roboter hätten gehören können, ins Bild setzten.
    »… das Experiment sabotiert und einen Überlauf eines nicht eingeplanten Systems verursacht.«
    »Es ereignete sich eine Art vorübergehender Austausch, bei dem das Programm auf Wirtssysteme übergesprungen ist - Natalies inerte NP-Strukturen wurden aktualisiert …«
    »… verstehen die physikalischen Vorgänge noch immer nicht …«
    Nachdem Dan sich ein, zwei Minuten lang ihr Gequatsche angehört hatte, begriff er, dass alles auf eines hinauslief: Natalie war mit einem aktiven Selfware-System infiziert worden – mit dem Zeug, das sie geschrieben hatte und das Dan für ein Rezept hielt, um sich selbst intelligenter zu machen; er hatte versucht, sie zu überreden, es übers Internet zu verkaufen. Die Selfware lief noch immer in ihr, und niemand unternahm etwas, um sie zu stoppen.
    »… suchen nach dem primären Kandidaten …«
    »Schnauze jetzt!«, überschrie Dan ihr Gefasel. »Halten Sie mal einen Moment die Klappe. Warum haben Sie die Dinger nicht stillgelegt?« Er wandte sich McAlister zu, dem einzigen körperlich Anwesenden, und ließ den Blick über den Bildschirm mit Armstrong Senior und einem anderen Mann schweifen, den Dan noch nie gesehen hatte.
    »Weil es mit einem Passwort geschützt ist«, erklärte McAlister ihm blasiert.
    »Und Sie knacken es nicht innerhalb von zehn Sekunden?« Dan konnte es nicht fassen. Er ging auf McAlister zu, packte ihn mit beiden Händen bei der Jacke und hob den kleinen Schleimer von den Füßen – und dabei fühlte er sich außerordentlich gut. »Stilllegen!« Über McAlisters Schulter hinweg funkelte er Armstrong an. »Herrgott noch mal, sie ist Ihre Tochter!«
    Armstrong was totenblass. Dan hatte ihn noch nie so verstört erlebt. Er machte den Eindruck, als könnte er im nächsten Moment das Bewusstsein verlieren.
    Der andere Mann, ein Kerl mit

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