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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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türkissilbernen Armring, ein billiges Ding, aber sie hat ihn über alles geliebt. Einmal hat sie ihn zu gut versteckt und sich nie erinnert, wohin sie ihn gelegt hatte. Er ist immer noch nicht wieder aufgetaucht. Seitdem hat sie sich Stellen als Verstecke ausgesucht, an denen sie auch aus einem anderen Grund nachschauen würde …«
    »Meinst du, sie könnte es irgendwohin getan haben, wo du zufällig darüber stolpern könntest, falls ihr etwas zustößt?« Natalie spürte, dass sie Kopfschmerzen bekam, doch sie versuchte, ruhig und beharrlich zu bleiben. Die Chance, einen funktionierenden Scanner zu finden, war einfach zu wichtig, um sie sich entgehen zu lassen. Dieser Scanner konnte den Unterschied zwischen Freiheit und Sklaverei bedeuten. »Eine Stelle, an der nur du nachsehen würdest. Vielleicht etwas, das ihr gemeinsam habt? Oder einen persönlichen Gegenstand, der nach Hause an eure Familie geschickt würde, falls euch beiden etwas zustößt?«
    Nacheinander blickte er in Richtung jedes Zimmers, während er die Dinge darin im Geiste durchging. »Ich weiß nicht …« Er zögerte und sah zur Küche. »Warte.«
    Unter Natalies Blicken eilte er plötzlich zum Schrank unter der Spüle und begann, große silbrige Konservendosen herauszuräumen und hinter sich auf die Theke zu stellen. Natalie las die Aufschrift: Erdnussbutter. Nicht vergessen – jeden Tag etwas aus den vier Nahrungsmittelgruppen essen.
    Jude griff in eine Schublade und reichte Natalie ein Messer. Er begann, die erste Büchse zu öffnen, die leichter zu sein schien, und benutzte ein Messer als Hebel am druckfesten Deckel.
    Natalie konnte nicht fassen, dass sich jemand Erdnussbutter in solchen Mengen kaufte. Als sie ihre Dose öffnete, sah sie eine Versiegelung aus Papier und darunter eine feste, hellbraune Schlammmasse. Sie wog die Büchse in der Hand. Auf der Seite stand, sie enthalte drei Pfund. Drei amerikanische Pfund – wie viel war das in richtigen Gewichtseinheiten? [6] Jude riss sie aus ihrem Gedanken, denn er hatte die Faust in die geöffnete Dose gestoßen und wühlte an deren Boden herum.
    Natalie drehte ihre Büchse um und besah sich den unteren Rand. Er wirkte stellenweise leicht verbogen.
    »Hier ist was«, sagte er.
    Natalie begann, das dickliche, teigige, ölige Zeug herauszuschöpfen und auf den Dosendeckel zu legen. Als Jude einen Plastikbeutel aus seiner Konserve zog und die Mikrochips darin anstarrte, fand sie am Boden der Büchse eine zweite, größere, und holte sie heraus. Der Geruch machte ihr klar, wie hungrig sie war. Sie verhungerte beinahe. Sie nahm einen Klumpen und begann darauf zu kauen, als sie bemerkte, dass ihre Tüte die Projektor-Platine und das Kühlsystem enthielt. Der Inhalt der dritten Dose, die sie öffneten, komplettierte den Scanner.
    »Sie war eine gute Mechanikerin«, sagte Natalie, während sie sich Hand und Finger sauber leckte. »Sie sehen intakt aus.«
    Jude verschwand kurz, während sie sich eine weitere Hand voll Kleister in den Mund schob, und kam mit einem kleinen Werkzeugsatz zurück, den er ihr in die rechte Tasche schob.
    »Wir müssen jetzt gehen«, sagte sie, riss sich ein Blatt Küchenrolle ab und reinigte damit ihre Hände.
    »Das meine ich auch.« Er nahm seine Aktentasche. »Die Frage ist nur, wohin?«
    »Egal wohin«, entgegnete sie und folgte ihm zu Tür. »Hauptsache, wir können dort reden, ohne dass wir belauscht werden.«
    Er wandte sich ihr in der engen Diele zu und blickte sie von oben an. »Es tut mir wirklich Leid.«
    »Ich weiß.« Sie beugte sich an ihm vorbei und öffnete die Tür, während sie zu ignorieren versuchte, dass ihr das, was sie in ihm und in sich erkannte, die Tränen in die Augen trieb. »Gehen wir.«
     
    Mary erfuhr die Umstände von Natalies zweiter Flucht erst spät. Die Polizei, die zum Flughafen gerufen worden war, hatte FBI-Beamte mitgenommen, doch da keiner von ihnen vom Projekt Mappa Mundi oder von Natalie Armstrongs Sonderstatus wusste, behandelte man sie wie einen gewöhnlichen verrückten Bombenleger und sperrte sie in einen Gefangenenbus, der sie zum Sprengplatz außerhalb der Stadt fahren sollte. Die Leute, die Mary zum Flughafen geschickt hatte, waren über die Entwicklungen während des Fluges nicht verständigt worden, sondern nur die örtlichen FBI-Vertreter, die nicht zu Marys Vertrauten zählten. Sie waren in der Empfangshalle geblieben, während die Polizei in großer Stärke rings um das Landefeld in einer weit entfernten Ecke des

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