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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Sex-Marionette macht. Also, kannst du sehen, wo mir eintätowiert wurde, alles zu tun, was du sagst?« Er drehte seine Arme in beide Richtungen und sah sie fragend an.
    Natalie starrte ihm offenen Mundes ins Gesicht.
    Jude grinste und zielte mit beiden Händen auf sie, als halte er in jeder eine Pistole. »Jetzt weißt du, wie man sich am anderen Ende fühlt. Gebe ich einen guten Doktor Armstrong ab?«
    Sie nickte. »Deine Unterhose ist auf links.«
    Er blickte an sich herab, und sie lachte.
    Um halb sechs waren sie angezogen. Als Natalie in der Küche den Aktendeckel wiedersah, verging ihr Hochgefühl. Sie half Jude, die Papiere einzusammeln und in den Ordner zurückzulegen; dann unternahm sie einen halbherzigen Versuch, das vergossene Wachs vom gefliesten Boden zu kratzen. Als er die Schlösser seines Bordkoffers zuschnappen ließ, stand sie auf und legte das Messer, das sie benutzt hatte, in die Spüle. Es machte ein dumpfes Geräusch, das rasch verhallte. Sie hatte es eine Million Mal gehört, dieses eigenartige Geräusch von Metall auf Metall an dieser Stelle. Die gesamten letzten vierundzwanzig Stunden erschienen ihr völlig unwirklich. In diesem Haus zu sein, das so voller Erinnerungen steckte, war nur der Zuckerguss auf der Erfahrung. Sie blickte Jude an, und fast blieb ihr das Herz stehen. Sie und er … doch er verließ sie. Vielleicht war es ihr darum so leicht gefallen.
    »Fertig?«
    »Nein«, entgegnete er und verließ das Haus ernst und mit gesenktem Kopf.
    Sie folgte ihm, und beide gingen durch die Hintertür und am Haus entlang, wo ein schmales Gartentor sie auf die Straße entließ. Sie schlugen den Weg stadtauswärts ein und spazierten im frischen Morgenlicht zum Hotel an der Ecke, wo Jude ein Taxi heranwinkte.
    Als der Wagen an den Bordstein fuhr, drehte er sich zu ihr um. »Ich melde mich«, sagte er.
    »Ja.« Sie nickte.
    Er sah sie noch immer an, mit durchdringendem Blick. »Nimm’s nicht so schwer.«
    »Du auch.« Sie schloss die Autotür für ihn, dann klopfte sie ans Fenster. Es öffnete sich automatisch, und das Motorgeräusch des Taxis schwoll zu einem wartenden Summen an. »He«, sagte sie. »Ich bin froh, dass es dich gibt.«
    Er grinste. »Dito«, sagte er.
    Sie klopfte wieder ans Fenster, und es schloss sich, schloss ihn ein.
    Natalie blickte dem Wagen nach, bis er außer Sicht war. Sie lauschte – auf Schüsse, auf eine Bombenexplosion, auf irgendetwas. Es war ein ruhiger Morgen. Im kalten Wind fühlte ihr Gesicht sich wund an, wo er mit seinen unrasierten Wangen ihre Haut gerieben hatte. Sie erschauerte vor Wonne und machte sich auf den Heimweg quer durch die Stadt.
    Wenn einen die wirkliche Welt auf diese Weise zur Kasse bat, war es das Ganze wert.
     
    Dan wachte von dem Gehämmer an seiner Schlafzimmertür auf.
    »Dan, du Idiot! Es ist halb acht! Raus aus den Federn!«
    Dan erkannte Natalies Stimme, und tiefe Erleichterung durchströmte ihn und übertönte eine Sekunde lang fast seinen gewaltigen Kater. Dann fiel ihm ein, weshalb er unbedingt so früh zur Arbeit musste – heute stand das Bobby-X-Experiment auf dem Programm.
    Die Tür öffnete sich, und Natalie kam herein. Sie brachte ihm eine große Tasse schwarzen Kaffee und zwei weiße Tabletten. »Na los!«
    »Danke. Was ist das?«
    »Nimm sie einfach. Ich habe Frühstück gemacht. Steht in der Küche.«
    Bei dieser Vorstellung wurde ihm schummrig. Trotzdem schluckte er die Tabletten und spülte sie mit brühheißen Schlucken des teerartigen Zeugs in dem Kaffeebecher herunter. Nach nur wenigen Momenten ging es ihm schon besser.
    »Was ist da drin?«, brummte er, während er sich aus dem Bett wuchtete und seinen Morgenmantel überzog. Natalie antwortete etwas von wegen rezeptpflichtig, aber er stand noch gar nicht richtig auf Empfang. Gestern Nacht war etwas passiert, wovon er ihr unbedingt erzählen musste. Aber was?
    Er setzte sich auf den einzigen Hocker in der Küche und sah ihr zu, wie sie ein Päckchen Frühstücksspeck öffnete und die Scheiben auf den Grill legte. Als sie sich umdrehte, bemerkte er, was für ein Gesicht sie machte.
    »Scheiße, Natalie! Du hast ihn erwischt!«
    »Noch eine Andeutung von Erstaunen, und du gehst mit dem Pfannenwender spazieren.« Sie fuchtelte damit vor seiner Nase herum und spritzte ihm ein paar heiße Fetttropfen auf den Morgenmantel, doch sie war erfüllt von einer Energie, die Dan gut kannte, und er war überhaupt nicht beeindruckt.
    »Ich wette, er war gut. Oder? Ich sah euch bei

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