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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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der … ich meine, ich habe euch am Pub verpasst. Also, wie war es?« Die kleinen weißen Tabletten wirkten Wunder: Er fühlte sich fast schon wieder wie ein Mensch.
    Sie wandte sich zu ihm um. »Wo hast du uns gesehen? Oh, Dan, du hast uns doch nicht …?«
    »So ein Kerl ist euch gefolgt, oder auch nur ihm.« Als er daran dachte, berührte er seine Rippen, und augenblicklich durchzuckte ihn Schmerz. »Ich hab ihn abgeschüttelt«, sagte er stolz.
    Natalie starrte ihn voller Besorgnis an, und das mochte er viel weniger an ihr als Zorn. »Dan?«
    »Er hat mich geschlagen, und ich hab ihn mit einem Kinnhaken umgehauen. Eisen-Dan«, sagte er und hoffte, dass sie nicht nachbohren würde.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut. Mit ging es nie besser. Wahnsinns-Pillen übrigens. Wo hast du die her? Damit könntest du ein Vermögen machen.«
    »Ich habe sie auf der Arbeit mitgehen lassen«, sagte sie. »Was glaubst du denn? Und nicht das Thema wechseln. Wer ist uns gefolgt? Und warum warst du … nein, lassen wir das, die Antwort weiß ich auch so. Na los, mach den Mund auf.«
    Dan trank den Kaffee leer und blickte in die Tasse, die ihm jedoch nichts verriet. »Ich weiß nicht, wer er war. Ein großer Kerl in einem großen Mantel mit einem großen Hut. Ich hab ihn um Feuer gebeten, und er hat mir eins in die Magengrube gegeben. So ist das. Warum? Ist er wirklich FBI-Agent?«
    »Ich glaub schon.« Sie drehte sich um und sah geistesabwesend nach den Eiern. Als sie sich ihm wieder zuwandte, hatte sie die Stirn gerunzelt.
    »Guck nicht so finster. Eben hast du noch glücklich ausgesehen«, sagte Dan. »Und du hast mir immer noch nicht erzählt, was passiert ist. Ja, vielleicht kann das auch warten.« Unvermittelt war ihm eingefallen, was er sie fragen wollte. Doch auch das hatte Zeit, bis sie auf der Arbeit waren. Dort hätte sie weniger geistige Energie übrig, ihm etwas zu entlocken, was seine Verwicklung mit Shelagh oder Ray offenbarte. Natalie würde überschnappen, wenn sie erfuhr, dass sein Drogenkonsum mittlerweile über ein bisschen Gras hinausging und man ihn wegen seiner Schulden nun viel fester im Griff hatte.
    »Wie bitte?« Sie bestrich ein Toast mit Butter und reichte es ihm. »Mit jedem Wort klingst du verworrener. Heute musst du in Top-Form sein. Fehler können wir uns keine erlauben.«
    »Ich schätze, er war vom Innenministerium oder so was«, sagte Dan rasch. »Wollte sich wahrscheinlich nur vergewissern, dass die Star-Forscher nicht in der Regenbogenpresse bloßgestellt werden. Also, wie geht er ran, der Kerl?«
    Natalies Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich. Er sah, dass ihre Wangen glühten.
    »Wie ein D-Zug«, sagte sie zuckersüß und trat ihm auf den Fuß; während sie die Ferse auf seinen Zehen hin und her drehte, lächelte sie.
    »Der Speck brennt an.«
    »Verdammt!« Mit Hilfe ihres einzigen brauchbaren Geschirrtuchs riss sie das Backblech aus dem Ofen, dann hielt sie eine Sekunde inne und hüpfte von einem Fuß auf den anderen, während sie sich die Finger ableckte und blies. Dann stellte sie sich kichernd wieder auf seinen Fuß.
    Dan fragte sich, ob seine Befürchtungen zutrafen, was ihn selbst und den Mann an der Ecke betraf. Bei solchen Überlegungen fiel es ihm gar nicht leicht, gute Laune zu bewahren, und vielleicht bot das Einwegticket nach Australien doch die beste Möglichkeit; dann aber sah er Natalie an und wusste, dass er sie nicht allein lassen konnte.
    »Ist er wieder weg?«
    »Wer?«
    »Na, wer schon? Der letzte der Mohikaner natürlich. Ist er wieder weg in die Klapse?«
    »Heute Morgen abgeflogen. Zwei Scheiben Speck?«
    »Drei, bitte. Mach dir nichts draus, Liebes.«
    »Ich mach mir bestimmt nichts draus.«
    »Sicher.« Er schnitt eine Tomate und beobachtete sie, wie sie geschäftig und konzentriert ihre eigene Portion zerkleinerte und vorgab, gesammelt und gelassen zu sein. »Das sagen wir dann alle.«
     
    Michail Guskow rief an, als es im Vereinten Königreich 7.45 Uhr war. Als der Anruf entgegengenommen wurde, blickte er auf den Bildschirm seines zweiten, persönlichen Pads. Keiner von beiden brauchte von ihm eine Bestätigung des für den Tag anberaumten Tests oder ihrer Pläne. Benötigt wurde nur Guskows Ermächtigung fortzufahren.
    Seit der Besprechung mit Delaney hatte er viel nachgedacht. Sie gefiel sich in der Illusion, dass sie die Hand voll Drahtzieher im Pentagon lenkte, aber sollte sie doch. Er bewunderte sie für den Mut und die Unverfrorenheit, die sie bewiesen hatte.

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