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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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angestellt«, sagte er ironisch, doch diesmal wusste sie nicht, wie er es meinte. Sie hätte gern geglaubt, er deutete damit an, etwas für sie zu empfinden, das über bloße Freundschaft hinausgehe, aber keinen Kopfschmerz oder die Probleme von Selfware oder Dankbarkeit, dass sie ihm so viel über das Projekt erzählt hatte. Das klügere, auf Selbsterhaltung bedachte Element in ihr war aber noch nicht wach. Sie fragte: »Schläfst du mit allen deinen Informantinnen?«, und bedauerte es sofort.
    Er strich ihr Haar glatt. »Tatsächlich habe ich nur noch gearbeitet, nachdem meine letzte Freundin aufgestiegen ist und mich wegen einem Baseballspieler verlassen hat, dem eine Jacht und zwei Villen in Europa gehören. Den meisten meiner Informanten ist Geld oder Polizeischutz lieber.«
    »Wie dumm von mir«, sagte sie und wünschte, sie wüsste eine Möglichkeit, sich zu entschuldigen. Eigentlich musste sie sich bei ihm bedanken.
    »Ich lass dir zehn Mäuse hier, wenn du dich dann besser fühlst.«
    »Wann geht dein Flugzeug?«
    »Um neun.«
    »Dann sollten wir aufstehen.«
    »Warte.« Er zog die Hand zurück. »Was ist los?«
    »Es hat nichts mit dir zu tun.« Sie verabscheute sich selbst. »Ich bin es nicht gewöhnt … das hier.« Sie zog sich die Bettdecke bis ans Kinn hoch. »Ich mache so was nicht. Ich …«
    »Ja, ich weiß. Du bist verrückt.« Jude rieb sich das Gesicht und seufzte. »Das hast du mir gesagt. Also, möchtest du mich wiedersehen?«
    »Zieh es nicht auch noch ins Lächerliche«, sagte sie und versuchte, nicht zufrieden und verletzt zugleich zu sein. Sie wünschte sich ein Gefühl, das nicht von seinem Gegenteil begleitet wurde.
    »Das tue ich nicht.«
    »Du treibst ein Spiel mit mir.« Warum sagte sie das? Solche Sätze redeten nur Schauspielerinnen. Was sollte das eigentlich heißen?
    »Und wenn, was machst du dann mit mir?«
    Natalie blickte in seine dunklen Augen. Sie waren Nacht. Und hier war das Blau des Morgens. Sie schob die wertlosen Teile ihres Ichs beiseite und entschied sich für Aufrichtigkeit.
    »Wie dumm wäre es, wenn ich sagen würde, dass ich mich in dich verliebt habe, als ich dich zum ersten Mal sah? Wenn man bedenkt, dass du FBI-Agent bist und ich eine Verrückte im Laborkittel, deren aufregendstes regelmäßiges Erlebnis darin besteht, anderen Leuten Elektroschocks durchs Schläfenhirn zu jagen und zuzusehen, wie sie Cancan tanzen? Bin ich nicht attraktiv? O ja, und ich hätte dir von meinem Singledasein erzählen können, wie ich mir mit meinem besten Freund, einem Schwulen, ein Apartment teile, das wirklich fast alle Klischees unserer Zeit erfüllt – nur die Katze fehlt, und das auch nur, weil sie weggelaufen ist. Ich sehe gleich, dass ein Mann wie du auf eine wie mich fliegen muss. Sofort. Zack. Ergebnis.«
    »Du redest zu viel«, sagte er und küsste sie.
    »Hör auf.« Natalie wandte den Kopf ab, obwohl ihr der Kuss gefiel. Sie wollte ihm glauben, doch sie stand sich selbst im Weg: Die Informationen stimmten nicht mit dem überein, was sie für wahr halten konnte.
    »Was denn? Hast du es dir anders überlegt? Okay, okay.« Seufzend lehnte er sich wieder zurück. »Verschwinde, Jude.« Er rollte sich herum und setzte sich auf den Bettrand.
    Natalie war übel. Sie sah zu, wie er aufstand und seine Sachen befühlte, die über dem Stuhl hingen, ob sie trocken waren. Er brachte seinen fabelhaften Körper für immer aus ihrer Reichweite. Noch schlimmer, er ging endgültig.
    »Ich hab’s nicht so gemeint. Ich benehme mich wie eine Idiotin.« Natalie warf die Bettdecke beiseite, obwohl es kalt im Haus war und sie nichts anhatte. »Komm zurück. Wenn es dir ernst ist. Die Situation … Ich hätte nicht gedacht, dass ich dir wirklich etwas bedeute.«
    Er drehte sich um, das Unterhemd halb über den Kopf gezogen. »Ich weiß. Ich habe dir zugehört, erinnerst du dich? Ich habe deine Karte gesehen. Ich habe mir deinen hirnrissig irrwitzigen Plan angehört, jeden auf der Welt zu erleuchten, indem du ihm das Gehirn umkrempelst, und deine befremdliche Überzeugung, dass jeder auf diesem Planeten eine guter Mensch wird, wenn man ihm nur genügend Chancen gibt, den wahren Weg zu begreifen. Ich kenne den Unterschied zwischen spiritueller Erfahrung und physikalischer Wirklichkeit und weiß um die Gültigkeit von beidem, ich habe es auf deinem Film gesehen. Ich habe es alles gehört. Ich gehe davon aus, dass du mich nicht mit irgendeinem Programm infiziert hast, das mich zu deiner

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