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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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vergnügtem Selbstvertrauen die Testfragen beantwortete. Die Karte seiner Gedanken flackerte und kleidete sich in kaleidoskopartige Farbtupfer. Ihr geübtes Auge erkannte genau, dass er mit seiner Sorge rang, dass es doch nicht funktionierte, und sich vor den eigenartigen Effekten fürchtete, die durch die Aktivität in seinem regenerierten Hirngewebe entstanden und auf die ihn niemand hatte vorbereiten können. Sie war froh, dass sie es nicht an seiner Stelle durchleben musste.
    Auf der gegenüberliegenden Wand wurde angezeigt, was Bobby sah. Bilder einer Safari waren es, einem populären Dokumentarfilm über das Wildleben der Welt entnommen.
    »Nein«, sagte Bobby gerade. »Eine Art geschecktes Rohr mit einer dünneren Wurst am Ende. Ein Schwimmer für die Angelrute? Nein, eine Zugluft-Sperre.«
    Der Leopard in der VR-Simulation sprang auf einen Baum und verschwand zwischen die Blätter.
    »Scheiße«, meinte Dan. Armstrong tadelte ihn steif, indem sie über das Intercom rief: »Unterbrechung. Halten wir einen Augenblick Rückschau!«
    Sie grübelten über den Instrumenten und den Einstellungen für die Intensität der Verbindungsladungen. Unterschiede in Bobbys Reaktionen hätten sich unmittelbar zeigen müssen, das war ihnen allen klar. Natalie lieferte den zuschauenden Ministerialbeamten eine Erklärung aus dem Stegreif. »Diese Phase gehört zum geplanten Ablauf des Tests. Wir unterbrechen, um die Stärke der Neuronenanregung im NervePath nachzukalibrieren. Das dauert nicht lange.« Und beinahe stimmte das sogar.
    Sie versah das Therapieprotokoll mit einem Zeitstempel und beobachtete Bill, wie er an seiner Konsole aufgeregt winzigste Nachstellungen vornahm. Auf dem Bildschirm vor ihr ereignete sich in Bobbys Spracherkennungszentrum ein untätiges Hin- und Herschalten. Dan hatte ihren Blick gesucht und wollte gerade etwas sagen, als ein schriller Angstschrei durch die Verbindungstür drang.
    Er wurde von einem plötzlichen pinkfarbenen Schwall auf Natalies Monitor begleitet, als explodiere eine kleine Granate.
    Während sie alle schockgelähmt zusahen, fiel Bobby in Zuckungen, warf den Rollstuhl um und stürzte schwer zu Boden. Blind griff er um sich. Er versuchte aufzustehen und sich gleichzeitig den VR-Apparat herunterzureißen; Schwester Charlton versuchte ihn festzuhalten und ihm die Arme an die Seiten zu drücken, damit er sich nicht selbst verletzte oder die Geräte zerstörte.
    »Schnell! Ich kann ihn nicht halten!«, rief sie.
    Natalie schoss an dem sperrigen Block ihrer Station vorbei, und ihre Eingeweide verwandelten sich in Blei. Sie erreichte Bobby gerade rechtzeitig, um sein Gesicht zu sehen, als er sich die dicke Kopfmontur abzog. Er war weiß und erschrocken, er schwitzte heftig, und wo die Klebebänder ihm das Haar ausgerissen hatten, waren rote Flecke. Trotzdem lächelte er, die Zähne zu einem hysterischen Frohlocken entblößt.
    »Ärzte, nehme ich an?«, fragte er mit schwacher Stimme. Trotz seines Schocks versuchte er seinen oberflächlichen Humor zu bewahren. Er gab auf und ließ sich zitternd wieder auf den Teppich sinken. »Scheiße.«
    »Wie geht es Ihnen?« Dan war weiß wie Gips.
    Bill und er halfen Bobby torkelnd wieder in den Rollstuhl. Durch die Bildverbindung starrte ihr Vater Bobby nur erstaunt und mit einem beginnenden Stirnrunzeln an. Die Kameraleute des Ministeriums beugten sich näher und versuchten, mit ihren Headcams jede Einzelheit einzufangen.
    »Da war ein Löwe. Ein verdammt großer Riesenbastard«, erklärte er und keuchte schwach. »Zähne und … große Augen. Krallen wie … wie Messer. Ich dachte, jetzt springt er mich an.«
    »Vielleicht waren Raubtiere nicht die beste Wahl«, sagte Natalie nicht zum ersten Mal.
    Mit der selbstgefälligen Antwort ihres Vaters hatte sie gerechnet.
    »Wir hielten sie für einen geeigneten stärkeren Reiz.«
    Doch Bobby schnitt ihm die lange, gemurmelte und weitschweifige Rechtfertigung ab, indem er aufgeregt um sich und in ihre Gesichter blickte.
    »Wer ist wer?«, fragte er. »Ich bin Ihnen ja so dankbar. Es ist einfach unglaublich. Jawohl, ein Wunder vollbracht haben Sie.« Dann sah er sie. »Doktor Natalie!«, rief er. »Da sind Sie. Da sind Sie endlich!« Während er sie anblickte, füllten seine Augen sich mit Tränen. »Kein Ölgemälde!«
    »Danke.« Sie tätschelte ihm den Arm und grinste gegen ihren Willen so breit, als hätte sie den Verstand verloren. »Erinnern Sie mich, dass ich Sie das nächste Mal nicht nach Ihrer

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