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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Beweismaterial ausreicht.«
    »Sie waren in der Wohnung Ihres Halbbruders. Was ist er von Beruf?«
    »Er ist FBI-Agent.«
    »Hm. Aber nicht irgendein FBI-Agent.«
    Sie würde es sagen müssen. Ihr fiel keine Ausflucht mehr ein. Sie fragte sich, wer sie waren. Hätte man sie offiziell festgenommen, hätte man sie schon längst über die Rechte belehrt – welche Rechte die Ermittler hatten, nicht sie.
    »Er arbeitet für Special Sciences. Er untersucht Verstöße gegen das Perfektionierungsgesetz. Ich dachte, er könnte mir sagen, ob es reicht, vor Gericht zu gehen.«
    »Das klingt einleuchtend.«
    Zum ersten Mal blickte sie dem Mann, der vor ihr saß, richtig ins Gesicht. Er war um die vierzig und hatte nur wenige Falten, ein Weißer mit einem winzigen hispanischen Einschlag. Sein Bartschatten war sehr hell. White Horse traute ihm nicht.
    »Wohin wollten Sie heute Nachmittag?«
    »Fort von euch«, sagte sie und warf einen starren Blick auf ihn.
    Die anderen hinter ihr lachten, und sie hörte, wie sie sich bewegten.
    »Wissen Sie denn, wer wir sind?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Woher soll ich das wissen? Sie könnten die Leute sein, die Martha Johnson auf dem Gewissen haben, und Sie könnten genauso gut auf der anderen Seite stehen.«
    »Wir stehen auf der anderen Seite«, erklärte der Mann gelassen. »Überrascht Sie das?«
    »Das heißt aber noch lange nicht, dass Sie auf meiner Seite stehen, oder?« Sie trank den Becher leer. Die Tabletten begannen gerade erst, ihren Schmerzen den Biss zu nehmen. White Horse bemühte sich, still zu sitzen, damit die Schmerzen nicht wieder schlimmer wurden.
    »Nicht unbedingt«, räumte er ein. Sein Gesicht bekundete Verständnis. »Wir brauchen mehr Beweise, damit wir ›vor Gericht können‹, um Ihren Ausdruck zu übernehmen. Ich glaube, es läge in Ihrem und in unserem Interesse, wenn wir in die gleiche Richtung ermitteln. Auf diese Weise steigen unsere Erfolgsaussichten.«
    White Horse streckte die Hand aus, um nach dem schwarzen Gerät zu greifen, und die drei Uniformierten sprangen gleichzeitig vor, um sie daran zu hindern. Sie zog die Hand zurück und grinste sie an, als sie wieder einige Schritt zurückwichen.
    »Ich verstehe schon. Na ja, mit Leuten wie Ihnen haben wir ja schon ganz andere Abkommen geschlossen.«
    »Miss Jordan, um solch einen Handel geht es hier nicht.«
    Er blickte sie mit brennender Konzentration an, und der Druck zwang White Horse, ihm gegen ihren Willen ebenfalls Aufmerksamkeit zu zollen. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte zu versuchen, ihn übers Ohr zu hauen. Wer immer er war – er machte den Eindruck, über Macht zu verfügen. Über weit größere Macht als sie. Er schob sein Pad zur Seite.
    »Ich will Ihnen die Bedingungen nennen. Wir setzen Sie wieder, zusammen mit diesem … Scanner, auf freien Fuß, damit Sie die Untersuchung fortsetzen, die Sie begonnen hatten. Wir werden sehen, wo Sie damit Wellen schlagen. Im Gegenzug werden wir Ihre Arbeit als Teil eines Ganzen in unsere groß angelegte Anklageerhebung gegen die augenblickliche Regierung einbringen.« Er machte eine Pause, um zu sehen, ob sie Einwände erhob. Als sie ruhig abwartete, sagte er endlich das, worauf sie die ganze Zeit gehofft hatte.
    »Wenn Sie uns hintergehen oder in irgendeiner Weise die Zusammenarbeit verweigern, werden Sie und Ihr Bruder aus der Untersuchung ausgeschlossen. Das Deer-Ridge-Reservat verliert dann außerdem den Prozess, den es momentan gegen den Bundesstaat führt, und das Land geht zur Ausbeutung der Bodenschätze in Regierungsbesitz über.«
    White Horse fröstelte. Bis jetzt hatte sie geglaubt, es mit einer unbedeutenden kleinen Splittergruppe zu tun zu haben. Wenn diese Leute jedoch das Gericht beeinflussen konnten, mussten sie über erhebliche Macht verfügen. Noch immer aber wusste sie nicht zu sagen, ob sie nicht doch belogen wurde. Es konnte nach wie vor eine sorgfältig ausgearbeitete Verschwörung sein. Doch was blieb ihr übrig?
    Sie nickte. »Und wenn Sie … wir … gewinnen?«
    »Dann brauchen Sie sich über Ihre Landrechte keine Gedanken mehr zu machen. Hier.« Er schob sein Pad zu ihr, und sie las etwas über eine Einräumung unwiderruflicher Rechte und … bla, bla, bla. Das bedeutete gar nichts.
    »Vielleicht brechen Sie Ihr Wort«, sagte sie.
    »Stimmt.« Er zog sein Pad zurück und schaltete es ab. »Aber ich fürchte, so und nicht anders ist es. Was sagen Sie?«
    Sie schluckte und räusperte sich bedächtig. Am liebsten hätte sie

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