Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
»Und wenn er zurückgegangen wäre, dann doch wohl in die Richtung, aus der er gekommen ist, oder?«
»Du meinst, wenn das, worauf er gewartet hat, nicht eingetreten ist, wäre er nach Hause gegangen und nicht weitergewandert? Vermutlich hast du recht.«
»Genau, aber wenn man so weit gelaufen ist, dann wartet man ja wohl länger als ein paar Minuten, bevor man aufgibt, oder?«, überlegte Mara und seufzte leise.
Sie hätte den Jungen ja schon gerne mal aus der Nähe gesehen. Doch Mara hütete sich, auch nur ein Wort in diese Richtung zu erwähnen, denn ihr klangen noch die bissigen Kommentare des Professors über Siegfried im Ohr. Und da hatte sie noch nicht einmal was gesagt, sondern nur geguckt. Das musste ja wohl noch erlaubt sein, also wirklic h …
»Nun, wenn er nicht weg- oder weitergegangen ist, wie du eben durchaus nachvollziehbar erläutert hast, dann ist die logische Schlussfolgerung, dass er entweder noch da is t – was er nicht is t –, oder er wurde entsprechend der Sage von den Nornen in den Keller geholt.«
Mara wollte etwas erwidern, aber Professor Weissinger hob die Hand. »Keine Sorge, Mara, die Sage geht gut aus und dem Jungen wird nichts geschehen. Wenn er schnell genug läuft … Und vorausgesetzt, wir stehen nicht im Weg oder stören den Ablauf. Denn dann kann natürlich alles Mögliche passieren.«
Mara nickte und versuchte, den Gedanken an den Jungen zu verdrängen, der jetzt gerade irgendwo da unten vor den neun Türen stand.
»Gut, dann müssen wir jetzt nur noch rausfinden, in welche Richtung wir unsere neun mal neun Schritte machen, oder?«
Sie sah sich um. Verdammt, jede Menge Richtungen zur Auswahl. Und außerdem wurde es ihr nun doch langsam mulmig.
Auch der Professor überlegte. Er ging ein paar Schritte in eine Richtung, kam dann unverrichteter Dinge wieder zurück, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Dabei brummelte er den Vers der drei Beten vor sich hin: » Such, Völva, in der Wala Namen … Gut, die Völva bist du, so viel ist klar. Aber Wala ist nun mal ebenso eine Bezeichnung für Seherin. Und wie sollst du irgendwas in dem Namen dieser Seherin finden, wenn wir nicht wissen, wie sie heißt? Da kann man so gar nicht drauf kommen, das ist einfach zu wenig Information, verdammt!«
Mara sah dem Professor einen Moment lang zu und versuchte, irgendwas zur Lösung des Rätsels beizutragen. Aber wie? Sie wusste nach wie vor einfach zu wenig über all die mythologischen und wissenschaftlichen Zusammenhänge, als dass sie hier eine Hilfe war.
Natürlich wusste sie inzwischen, dass eine Seherin nicht nur als Spákona , sondern auch als Völva oder Wala bezeichnet wurde. Aber auch wenn sie damit schon mal deutlich mehr wusste als die meisten vierzehnjährigen Mädchen, war das leider weder besonders viel noch besonders hilfreich.
Mara seufzte. So langsam wollte sie dann doch von hier verschwinden, denn je mehr Zeit verstrich, desto weniger Lust hatte sie auf ein Zusammentreffen mit diesen Nornen. Außerdem würde bald die Sonne untergehen. Und noch weniger Lust als auf ein Zusammentreffen mit den Nornen hatte sie auf ein Zusammentreffen mit den Nornen in der Nacht.
Mara zog ihr Handy aus der Tasche und sah auf die Uhr. Sie hatten vielleicht noch eine halbe oder Dreiviertelstunde, dann würde es hier oben langsam, aber sicher dunkel werden.
Sie wollte das Telefon gerade wieder wegstecken, da überlegte sie es sich anders und drückte stattdessen den seitlichen Button für den Web-Browser.
Sie verwendete das Handy eigentlich nie zum Surfen im Internet, weil ihre Prepaidkarte dann schneller leer war, als man »Keine Flatrate « sagen konnte. Aber sie hatte erst vorgestern wieder ein paar Euro auf ihren Account geladen und außerdem sah sie mit dem Handy sicher wichtiger aus, als wenn sie nur dastand und dem Professor beim Denken zusah.
Sie dachte kurz nach und gab dann mit der Tastatur im Suchfenster »Mühlthal Starnberg« ein.
Es dauerte einen Moment, aber dann erschien als einer der ersten Treffer eine Seite mit Ausflugszielen im Raum München. Mara lenkte die Maus mit dem nervigen kleinen Gnubbel darüber und öffnete den Link durch Tastendruck. Auf der folgenden Seite war nicht nur das Forsthaus als Restauranttipp aufgeführt, sondern auch die Quelle von Leutstetten als Kurzwanderung. Außerdem fand sie ein Foto von Mauerresten der Burgstall Karlsburg und darunter, mit der Überschrift DER BESONDERE TIPP …
Schon nach den ersten Zeilen begann Mara vor Aufregung zu
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