Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Fehler.«
»Gar kein Fehler, ich wüsste das auch gerne alles. Aber Sie kennen nun mal diese ganzen alten Worte, Namen und Bezeichnungen. Darum googeln Leute wie Sie auch nach Nornen, Beten oder Walas. Wir Normalos suchen halt erst mal nach irgendwas zum Thema ›Mühlthal bei Starnberg‹ und klicken uns dann so durch. Und das Erste, was ich gefunden habe, war ein Hinweis, dass ganz in der Nähe, am Ende von diesem Wall da drüben, das sogenannte Grab der Seherin liegt.«
»Von dem ich noch nie was gehört habe.«
Mara grinste. »Von dem Sie noch nie was gehört haben, genau. Aber dafür eine Menge anderer Leute.«
Der Professor nickte. »In der Tat. Und wie es scheint, bedeutet diesen Leuten der Ort hier eine ganze Menge. Also sollten wir ihm trotz all der Buntheit mit dem entsprechenden Respekt begegnen, oder was meinst du?«
Mara hörte auf, an einem der Bändchen zu ziehen, und dekorierte es wieder säuberlich an den Ast. »Ähm, ja unbedingt.«
Professor Weissinger reichte ihr das Handy. »Mir ist das zu klein geschrieben. Liest du mir bitte mal vor, was da steht? Vielleicht finden wir ja noch einen wertvollen Hinweis.«
Mara drehte sich aus der tief stehenden Sonne, um die Spiegelungen in dem kleinen Bildschirm zu reduzieren. »Also, Das Grab der Seherin oder auch Grab der weisen Frau , ist eine Grabstätte aus der Bronzezei t – Gratulatio n –, Ende des neunzehnten Jahrhunderts gefunden und ausgewertet von einem Julius Naue.«
»Na, wenigstens habe ich diesen Namen schon mal gehört«, brummte der Professor dazwischen.
»Das gut erhaltene Skelett wurde von Naue geborgen und gilt heute als verschollen«, las Mara weiter. »Aufgrund der Grabbeigaben ging Naue vom Grab einer Seherin aus. Unter anderem fand man Armbänder, Spi… Spiraldrahthülsen und einen radförmigen Amulettanhänger in Form eines Sonnenrads.«
»Hm«, machte der Professor. »Das allein macht aber noch keine Seherin aus. Diese Art Beigaben finden sich in vielen bronzezeitlichen Gräbern. Na gut, sonst noch was?«
Mara schüttelte den Kopf. »Nö, das war’s, aber ich kann ja noch ein bisschen weitersuchen.«
»Nein, schon gut. Ich glaube, da wir jetzt wissen, wo uns die Beten hingeschickt haben, sollten wir uns vielleicht besser an den Abstieg machen. Ich glaube nicht, dass hier irgendetwas zu finden ist, das nicht auch morgen noch da sein wird. So gesehen haben wir ja alle Zeit der Welt, oder?«
Als Antwort schob Mara nur den Pulliärmel zurück. Getrocknetes Blut auf dem Verband kennzeichnete die Stelle, unter der die neue Wunde lag.
Der Professor stockte. »Und so gesehen haben wir wiederu m … ä h … keine Zeit. Nun gut, beeilen wir uns eben.«
Er begann hin und her zu wandern, um davon abzulenken, wie unangenehm ihm die Situation war. Bei seinem nun folgenden Vortrag schnitt er mit dem Zeigefinger die Luft in dünne Scheiben. »Also, unter dem schwindenden Licht der neuesten Erkenntnisse betrachtet, müssen wir trotz allem den Namen einer angeblichen Seherin erfahren, um herauszufinden, was du in der Wala Namen suchen oder finden kannst.«
»Wieso eigentlich ich und nicht wir?«, fragte Mara dazwischen.
»Nun ja, wie gesagt, du wurdest direkt angesprochen: Such, Völva, in der Wala Namen! Die Beten sprechen dich natürlich nicht mit Namen an, sondern eben mit deinem Titel, deiner Funktion als Seherin, als Völva .«
»Ach so«, nickte Mara. »Ich hab das immer anders verstanden.«
»Aha? Wie denn sonst?«, fragte Professor Weissinger und es klang irgendwie lauernd.
»Hm, weiß nicht«, murmelte Mara verunsichert. »Hab da nur keine Kommas gehört.«
»Kommata«, verbesserte der Professor, aber es war wohl mehr ein Reflex.
»Na ja«, tastete sich Mara weiter durch ihren Gedanken. »Ich meine, so, wie Sie es sagen, klingt es wie Suche Komma Völva Komma in der Wala Namen . Wie eine Aufforderung an mich. Aber für mich klingt es eher so, als müssten wir Völva suchen, verstehen Sie? Eben ohne Komma: Suche Völva in der Wala Namen … Als o … einfach nur s o … wie die es halt auch gesagt habe n … ohn e … hallo?«
Der Professor war verstummt. Er hatte die Augen geschlossen, den Kopf gesenkt und die Hände wie zum Gebet gefaltet. Dazu drückten die Daumen links und rechts gegen seinen Nasenrücken. War er jetzt sauer?
Mara wollte gerade noch einmal erklären, was sie meinte, aber der Professor kniff die Augen nur noch fester zusammen, als wolle er sich besonders konzentrieren und vermutlich tat er das
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