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Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Titel: Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krappweis Tommy
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zittern und hatte zunehmend Mühe, die kleinen Buchstaben zu entziffern. Doch schnell hatte sie genug gelesen und ihre Stimme bebte. »Ich hab’s. Herr Professor, ich hab’s.«
    »Bitte was? Wie? He, Mara, wo willst du denn hin?«, rief der Professor, doch Mara hörte schon nicht mehr zu. Sie musste sich konzentrieren, denn sie wollte sich auf keinen Fall verzählen. »Vierzeh n … fünfzeh n … sechzeh n … «
    Professor Weissinger hatte sie schnell eingeholt und seinen Kopf umschwirrten unzählige Fragezeichen wie ein Mückenschwarm. Doch als er Mara zählen hörte, beschränkte er sich erst einmal darauf, schweigend neben ihr herzugehen. »Zweiunddreißi g … dreiunddreißi g … «
    Mara brauchte das Handy jetzt nicht mehr. Sie hatte etwas angepeilt, das ihr half, die Richtung nicht zu verfehlen. Ohne hinzusehen, reichte sie Professor Weissinger das Telefon. »Fünfundvierzi g … sechsundvierzi g … «
    Der Professor kniff die Augen zusammen und führte das kleine Handydisplay näher an seine Brillengläser heran. Einen Moment lang war es still. Doch dann zauberte sein erstaunter Ausruf ein zufriedenes Grinsen in Maras Gesicht. »Ist das zu fassen.«
    Ein paar Meter weiter blitzte etwas Buntes zwischen den Bäumen auf. Mara hörte auf zu zählen und rannte aufgeregt darauf zu. Sie bahnte sich den Weg durch das halbhohe Gebüsch und zu ihrem Erstaunen stand sie plötzlich am Rand einer etwa drei Meter tiefen und mindestens zehn Meter breiten baumlosen Senke mitten im Wald.
    Irgendwer hatte genau in der Mitte mehrere flache Steine zu einem etwa dreißig Zentimeter hohen Türmchen gestapelt. Dieses war liebevoll mit Waldblumen, kleinen Geflechten aus getrocknetem Gras und Stroh geschmückt. Daneben waren eine Handvoll daumendicke, krumme Äste im Boden eingegraben, an denen rote Fahnen mit gelben fremdartigen Schriftzeichen vor sich hin flatterten. Besucher hatten diese Gelegenheit wohl genutzt und die improvisierten Fahnenstangen mit weiteren Bändchen, Strohgeflechten und anderem Schmuck verziert. Direkt vor dem Steintürmchen stand ein kleines rotes Grablicht. Mara bestaunte die Fähnchen, bunten Bänder, Windspiele und Flechtarbeiten, mit denen das Areal geschmückt war.
    Sie konnte gar nicht anders. Mara ließ ihrer Gabe freien Lauf und spürte in den Ort hinein …
    Irgendwo ganz tief unten, verschüttet von den Erdschichten und Geschehnissen der Jahrhunderte, und übertönt von den Anliegen der vielen Tausend Besucher, spürte Mara der Bedeutung dieses Ortes nach. Sie fühlte sich hindurch zwischen bunten Bändern und wehenden Fähnchen, vorbei an Bitten und Gebeten, immer tiefer hinein in den Boden und immer weiter zurück in der Zeit. Schemen von Menschen zogen an ihr vorüber, einzelne Umrisse reglos liegend, aber auch große Gruppen von Menschen, vereint in zeremoniellen Gesten, vertieft in längst vergessene Rite n … Doch so tief sie auch grub, so behutsam sie umhertastete im dichter werdenden Nebel grauer Vorzei t – sie fand nichts als Schemen und Schatten. Genügte ihre seherische Gabe nicht? War sie ohne Lokis Unterstützung nicht zu mehr in der Lage?
    Das Einzige, was Mara gefunden hatte, als sie sich ins Hier und Heute zurückrief, war eine Gewissheit: Was heute ein Platz der Hoffnung und Fürbitten war, diente einst über Jahrhunderte hinweg als Ort der Trauer.
    »Herr Professor?«, flüsterte sie schließlich mit belegter Stimme. »Wir stehen auf einem uralten, riesige n … «
    »… Friedhof, ich weiß«, beendete dieser ihren Satz. »All die Aufschüttungen um uns herum sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass dieser Ort über eine lange, lange Zeit als Grabstätte diente. Ich würde auf einen Beginn der Nutzung in der Bronzezeit tippen, aber ich bin kein Archäologe.«
    Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und blickte mehrmals zwischen dem farbenprächtigen Geflatter und dem kleinen Handybildschirm hin und her. »Also, Mara, ich bin wirklich baff. Und ich weiß gar nicht, worüber ich baffer sein soll: darüber, dass es dich nur wenige Sekunden Surfen mit dem Handy gekostet hat, oder darüber, dass ich vorhin mit meinem Notebook nichts, aber auch gar nichts über diesen Ort gefunden habe.«
    Mara zuckte mit den Achseln. Natürlich war sie stolz darauf, aber so schwer war das nun auch nicht gewesen. »Na ja, ich glaube, das liegt daran, Herr Professor, dass Sie einfach so dermaßen viel wissen.«
    »Wie meinst du das denn jetzt? Wenn du das so sagst, klingt das wie ein großer

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