Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
stießen aneinander.
Es war das Schönste, was Mara bisher erlebt hatte.
Kapitel 18
W ie in Trance erlebte Mara die folgenden Minuten. Oder vielleicht auch Stunden.
Der salzige Meereswind hatte die Götter zusammen mit Thumelicus in die Lüfte gehoben. Erst als sie höher in der Luft standen als die Reste der höchsten Halle, zogen sie gleichzeitig ihre Waffen, und Mara sah das Funkeln. Thors Hammer leuchtete am stärksten, und er war auch der Erste, der sich aus der Gruppe trennte. Ihm folgte einer nach dem anderen, mal hierhin, mal dorthin. Sie bewegten sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, und doch schien es Mara, als würden sie langsam und erhaben durch die Lüfte schweben.
Einer der Letzten war Thumelicus. Er blickte noch einmal herab zu ihr.
Geh nicht fort.
Dann trug ihn der Wind davon, und er verschwand in den Nebeln der Aschewolken über Island. Banges Warten folgte …
Mara, Mama, Sigyn und Njörðr hielten den Stab umklammert und gaben Freyja alles, was sie an Kraft hatten. Die Göttin hielt die Augen geschlossen, und ihre Lippen bewegten sich unentwegt. Ihr war zwar anzusehen, wie anstrengend es war, gleichzeitig so viele Götter mit dem Wind in alle Richtungen zu tragen und dabei noch die Wassermagie aufrechtzuerhalten. Aber trotzdem wirkte sie seltsam in sich ruhend, so, als würde sie die Anstrengung kennen und einfach akzeptieren.
Zu gerne hätte Mara gesehen, was in den Vulkanen geschah. Kämpften die Götter bereits? Konnte Thumelicus überhaupt etwas ausrichten gegen das Feuerwesen? Oder würde er sofort in Flammen aufgehen, und sie verlor ihn ein zweites Mal?
Oh, bitte nicht! BITTE!
Da blitzte etwas hinter Maras Stirn auf. Fast hätte sie vor Schreck den Stab losgelassen, aber ihre Hände waren schlauer.
Wehre dich nicht!, hörte sie da die sanfte Stimme von Freyja in ihrem Kopf. Zu sehen ist euer Talent, also seht und lasst uns alle in die Feuer blicken.
Mara kämpfte den Impuls nieder, die Bilder zu vertreiben und versuchte so gut es ging, sie mit offenem Geist anzunehmen.
Das Bild wurde klarer, und sie sah den Feuerbringer, oder besser einen der Feuerbringer, in einem der Vulkane stehen. Völlig ungerührt von der ihn umgebenden Hitze stand er dort und hatte die Arme ausgebreitet. Vor ihm schoss ein steter Strom aus glühender Lava senkrecht nach oben.
Da landete ein massiger Schatten direkt hinter ihm. Schon an der Breite der Schultern erkannte Mara, dass es der mächtige Thor sein musste. Alarmiert fuhr der Feuerbringer herum, und der Lavastrom hinter ihm fiel augenblicklich in sich zusammen.
Sie sah aus nächster Nähe, wie Thor den bläulich glitzernden Hammer kunstvoll um den eigenen Körper kreisen ließ. Der Feuerbringer versuchte, der Waffe mit dem Blick zu folgen, um irgendwie herauszufinden, wohin Thor nun gleich schlagen würde. Aber es war völlig unmöglich. Urplötzlich raste der Hammer mit einer solchen Wucht direkt von oben auf den Feuerbringer herab, dass er bis zum Stiel in den Lavastein eindrang. Von Loge standen für einen Moment nur noch die beiden Arme in der Luft. Der Rest war zischend unter dem magisch aufgeladenen Hammer verschwunden. Doch schon griffen die flackernden Hände nach dem Donnergott und legten sich um seinen Hals. Thor brüllte vor Schmerz und griff trotzdem mit den bloßen Fingern nach den Flammen.
»Nein!« rief Mara, »Nicht so! Den Hammer! Du musst den Hammer benutzen!«
Hatte Thor sie gehört? Oder hatte er selbst den Fehler erkannt? Mara wusste es nicht. Auf jeden Fall hob Thor seine Waffe und schlug sich damit selbst mit voller Wucht auf die Schultern. Es krachte zweimal, als würde er sich damit die Knochen brechen und vielleicht war das auch so. Aber er hatte Erfolg damit, denn die flammenden Hände des Feuerbringers erloschen unter der magischen Waffe.
Mara sah, was für fürchterliche Brandwunden Loge an Thors Hals und Nacken hinterlassen hatte. Der Donnergott fiel auf die Knie, schlug aber trotzdem mit dem Hammer nach den verbliebenen Flämmchen und erwischte das letzte mit einem gekonnten Wurf. Dann streckte er die Finger aus und der Hammer kehrte von alleine in seine Hand zurück.
»Thor hat gesiegt«, murmelte Freyja, und Mara spürte, wie sie die Winde anwies, ihn zurückzuholen.
Die Bilder verblassten, und Mara öffnete die Augen. Sie sah, dass eine der Rauchsäulen am Horizont unterbrochen war. Dank Thor war der erste Vulkan erloschen.
Frigg!, spürte Mara Freyjas Stimme und verstand. Bereitwillig öffnete
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