Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Menschen so einfach glücklich machen.«
»Weißt du, wie du mich glücklich machen könntest?«, ließ sich die Stimme des Professors von hinten vernehmen.
»Mich noch mal von dir scheiden lassen?«, riet Steffi.
»Bloß nicht, denn das hieße, wir müssten noch einmal heiraten. Nein, du könntest mir einen sehr großen Gefallen tun, wenn du am nächsten Rasthof mal kurz anhieltest. Ich will nämlich ein Eis. Und Thumelicus auch. Der weiß es nur noch nicht.«
So. Jetzt fühl ich mich wieder so richtig achtjährig, stellte Mara genervt fest, als sie wenig später mit einem kleinen Milcheis von der Größe einer Wachsmalkreide auf dem Beifahrersitz saß. Allen anderen hatte der Professor eins dieser schokoladenüberzogenen Dinger mitgebracht, die in der Werbung immer so präsentiert wurden, als hätte man sein Eis beim Juwelier gekauft. Erwachseneneis eben. Und sie saß da mit diesem Babystummel. Danke.
Verärgert biss sie in ihr Milcheis und bemerkte danach, dass sie es hiermit so gut wie aufgegessen hatte. Na ja, wenigstens macht Klein-Mara jetzt keine Eisiflecken auf den Kindersitz, dachte sie.
Ihr Blick fiel auf das Handy, und sie sah, dass dort eine SMS eingegangen war. Sie wechselte die Eishand und griff nach dem Telefon. Die Nachricht war von Mama: Wo bist du wie g. dir, mir gut gleich wieder Seminar b. schon ganz gespannt! Mm
Mama versuchte immer, Geld zu sparen, indem sie nicht mehr als eine SMS-Länge verbrauchte. Da sie gleichzeitig aber auch immer viel zu sagen hatte, konnte das schon mal etwas verwirrend sein. Mara erinnerte sich noch gut an bring b. was f. K & K mit a. nicht wieder d.v. ltzml!! Das bedeutete, dass Mara doch nach der Schule noch was für Kaffee und Kuchen mitbringen sollte, aber bitte nicht wieder den Kuchen vom letzten Mal. Dagegen war die heutige Nachricht fast ein Roman.
Mara entschloss sich, nicht anzurufen. Erstens hätte Mama sofort gehört, dass Mara komisch klang, zweitens mochte Mara es überhaupt nicht, wenn man ihr beim Telefonieren zuhörte, und drittens war Mama ja jetzt eh wieder im Seminar von Thurisaz und würde nicht rangehen.
»Meine Mutter ift tatfächlif wieder bei Thurifaz«, sagte sie nur und tippte dabei eine SMS an Mama. Alles gut bei uns, superspannend! Meld mich später, hdl, Mara
»Wir sollten uns jetzt mal langsam überlegen, was wir denn eigentlich zu tun gedenken«, meinte der Professor. »Darf ich zusammenfassen und einen Vorschlag machen?«
»Gerne«, sagte Steffi.
»Danke vielmals. Also, wir wissen, dass die alten Götter Kraft daraus ziehen, dass man nach wie vor ihre Namen ausspricht. Alleine das scheint ihnen schon Energie zu geben, obwohl damit kein Glaubensbekenntnis oder Verehrungen verbunden sind. Entsprechend dieser Technik scheint es mir logisch, dass Thurisaz die Leute mit seinem Seminar dazu bringt, einen Vers aufzusagen, der ein Wesen namens Loge stärkt, das sich der Feuerbringer nennt.«
»Wieso das?«, fragte Steffi dazwischen.
»Na, weil ich denke, dass er das absichtlich tut, um eine Art künstlichen Gott zu schaffen.«
Kurz wurde es still im Auto. So hatte Mara das noch gar nicht gesehen. Sie war zwar auch immer davon ausgegangen, dass Thurisaz und Loge irgendwie zusammengehörten. Aber dass der Feuerbringer sozusagen ein Produkt von Thurisaz sein könnte, war ihr noch nicht in den Sinn gekommen. Wie es schien, war auch Steffi von dieser Theorie überrascht: »Das ist wirklich … eine interessante Sichtweise. Wie kommst du darauf, Reinhold?«
»Ach, ich hing vorhin so meinen Gedanken nach und beschäftigte mich aus gegebenem Anlass mit den Unterschieden zwischen Mann und Frau«, erläuterte der Professor mit einem ironischen Lächeln. »Und da fiel mir dieser prägende Begriff der Allmachtsfantasien wieder ein.«
Mara sah ihn durch den Rückspiegel fragend an, und Professor Weissinger bemerkte das. »Eine Allmachtsfantasie, Mara, wäre zum Beispiel, wenn du dir vorstellst, Supergirl zu sein, und mit deiner Superpuste die Treibhausgase rund um die Erde einfach wegpustest. Ich kam drauf, weil angeblich besonders Jungs dafür sehr anfällig sind. Und das brachte mich zu Thurisaz.«
»Weil er ein Junge ist?«
»Unter anderem, Frau Warnatzsch-Abra. Aber vor allem, weil ich mich fragte: Was bringt es dem Heini, wenn er ein so mächtiges und gefährliches Wesen wie den Feuerbringer erschafft? Antwort: Er hat dann einen eigenen Gott, den er kontrollieren kann!«
»Aber wiefo will man einen eigenen Gott? Und dann noch fo
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