Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
einen?«, fragte Mara in die Runde, und Steffi nickte. »So, wie ihr diesen Feuerbringer beschreibt, ist er einfach nur aggressiv, gewalttätig und machthungrig. Wer will denn so einen Gott haben?«
»Genau darauf will ich hinaus!«, entgegnete Professor Weissinger. »Mädchen haben gerne rosa Ponys zum Freund, und Jungs hätten lieber einen gigantischen Kampfroboter! Und während die Mädchen dem Pony zurufen: ›Los Lockenfellchen, trag mich irgendwohin!‹, deuten die Jungs am liebsten irgendwohin und sagen: ›Gigantus, mach das platt‹.«
Steffi schüttelte den Kopf und fragte dann ungläubig: »Du willst mir also weismachen, der Feuerbringer ist von Thurisaz ganz gezielt zusammengebastelt worden? Wie soll das denn gehen? Mit einem Götterbaukasten?«
»Na klar!«, rief Mara plötzlich aus. »Herr Profeff… Herr Pfoff… Oh MANN!« Sie wollte doch so dringend ihren siedendheißen Gedanken mitteilen und stolperte dauernd über das peinliche Gelispel! Doch anstatt es jetzt noch einmal zu probieren, löste sie kurzerhand ihren Gurt, drehte sich nach hinten und griff die Hand von Professor Weissinger mit links und die Schulter seiner Exfrau mit der Rechten. Dann sprach sie in Gedanken. Als Steffi die ersten Worte von Mara in ihrem Kopf hörte, machte sie nur leise »Hu?« und fuhr einen kleinen Schlenker. Doch sie hatte sich schnell wieder im Griff.
Thurisaz hat beim Seminar gesagt, er fände, dass die Feuerbringerverse einfach nur gut klingen würden, und er hätte sie von Richard Wagner geklaut. Er kennt also Richard Wagner. Sie, Herr Professor, haben gesagt, dass Wagner Loki in »Loge« umbenannt hätte. Und Sie haben gesagt, dass die falsche Verbindung von Loki und Feuer auch von damals stamme. Also hat Thurisaz wirklich einen Götterbaukasten benutzt: Er hat einfach was aus Richard Wagners Opern gebastelt und dann nur noch ein bisschen nachgewürzt. Deswegen ist der ganze Feuerbringer so eine komische Kombi aus allem Möglichen!
Sie bemerkte, dass Thumelicus sie verwundert ansah. Aber das war ihr lieber, als wenn er sie lispeln hörte. Dafür meldete sich der Professor nun ebenfalls über den Gehirnkanal. Er hatte damit ja schon einige Erfahrung.
Das ist schlichtweg brillant erkannt, Mara! Und wenn wir jetzt noch herausfinden, wie Thurisaz in der Lage sein konnte oder kann, solche Dinge zu erschaffen, dann haben wir ihn an den … Dings. Armen.
Ich höre, was Sie denken, Herr Professor. Nicht, was Sie meinen, dass Sie sagen.
Oh.
Mara löste die Verbindung und setzte sich wieder auf den Beifahrersitz. Sie hatte mitgeteilt, was sie mitteilen wollte, und es war außerdem ganz schön unbequem, so verdreht zu hocken. Dann schnallte sie sich auch wieder an, denn sie hatte da noch ein paar ganz schön unangenehme Erinnerungen an gestern.
Steffi meldete sich zu Wort. »Also gut. Wo und wann ist denn das nächste Seminar von diesem Irren?«
»Jetzt gerade und zwar im Feldherrnkeller in München«, antwortete der Professor. »Deine Mutter wollte doch auch dort sein, richtig?«
Mara nickte nur, obwohl in »Ja« gar kein S-Laut vorkam.
»Dann heißt das wohl, dass ich da hinmuss, oder?«, warf Steffi ein. »Denn euch kennt er ja nun, und wenn eure Theorie stimmt und er eine Verbindung zum Feuerbringer hat, dann weiß er auch, dass ihr gestern Nacht sein Spielzeug kaputt gemacht habt.«
»Verdammt«, schimpfte der Professor. Mara und Steffi sahen ihn überrascht durch den Rückspiegel an.
»Wir müssen uns beeilen! Drück drauf, Stefanie!«
»Wolltest du nicht, dass ich langsamer fahre?«
Der Professor beugte sich nach vorne, und obwohl er sich bemühte, ruhig zu bleiben, hörte Mara die Aufregung in seiner Stimme. »Wenn es stimmt, dass Thurisaz von unserem gestrigen Sieg weiß, dann ist Maras Mutter in großer Gefahr.«
Sofort spürte Mara, wie etwas ihr Herz zusammenschnürte. »Aber … aber warum daf denn?«
»Erinnerst du dich noch an die Nornen, Mara? Sie wollten etwas von dir , aber sie haben mich gegen die Böschung geschmettert und mit Feuer bedroht.«
Mama. Sofort fingerte Mara nach ihrem Handy. Dann drückte sie die Kurzwahltaste für die Festnetznummer zu Hause und wartete. Niemand ging ran. Mit zitternden Fingern versuchte sie danach die Nummer von Mamas Handy. Endlich ertönte die erlösende Stimme ihrer Mutter am anderen Ende: »Lorbeer?«
»Mama! Hallo, ich bin’f! Öhm … hab grad den Mund voll, pfuldigung … «
»Ach Maraschatz, hallo! Wie geht’s dir denn? Alles gut?«
Doch
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