Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Kreditkarte zu übertönen. »Was haben Sie denn frei? Wir hatten damals Fenster nach links hinaus Richtung Maffeistraße, nicht wahr, Schatz?«
»Ja, Schatz, ganz richtig, Schatz«, antwortete Steffi mit einem leicht gefrorenen Lächeln. »Hach, ich freu mich schon so, Schatz.«
»Nur dafür tun wir das ja auch, mein Schnuckelputzihasenpoppel, du«, säuselte Professor Weissinger so pappig süßlich zurück, dass sich sogar Thumelicus kurz irritiert zu ihm herumdrehte.
»Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen die Suite. Sie ist frei bis übermorgen um vierzehn Uhr, wenn Ihnen das genügt«, sagte die Rezeptionistin.
»Na, das wollen wir doch hoffen«, gab der Professor zurück und verbesserte sich sofort. »Dass die frei ist, meine ich. Denn das wäre ja auch zu schade, nicht wahr? Nach Ihnen.«
Die junge Frau nahm einen Schlüssel aus einer Schublade und winkte einer Kollegin, die nun wohl ihren Platz besetzen sollte. Dann ging sie um den Tresen herum und winkte ihnen, zu den Aufzügen zu kommen. Mara folgte den anderen, musterte dabei aber jede Person, die ihr näher kam. Doch das seltsame Feuer war verschwunden …
Während der rundum verspiegelte Aufzug spürbar zügig in den siebten Stock hinaufschoss, sprach keiner ein Wort. Mara waren Aufzüge immer schon unangenehm gewesen, und sie war ganz froh, dass sie im Erdgeschoss wohnten. Irgendwie schienen Aufzüge etwas an sich zu haben, was dafür sorgte, dass man betreten zu Boden starrte, in den Taschen prüfend nach dem Hausschlüssel suchte oder plötzlich ganz dringend eine SMS tippen musste.
Als sie im siebten Stock ausstiegen, war schnell klar, dass die Zimmer in dieser Etage auch für ein Fünf-Sterne-Hotel wohl eher in die obere Kategorie gehörten. Die Rezeptionistin führte sie einen getäfelten Gang entlang. Mara und die anderen blieben weiter still, denn hinter einer der Türen hielt sich vielleicht jetzt gerade ihr Gegner auf, und der sollte nun wirklich nicht mitbekommen, wer bald seine Nachbarn sein würden.
Die Rezeptionistin stoppte vor der letzten Tür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Mit einer Geste bedeutete sie der angeblichen Familie Weissinger einzutreten.
Mara schnappte kurz nach Luft. Sie hatte ja mit vielem gerechnet, aber das war … mehr. Von allem. Sie standen in einem ausladenden Raum mit Dachschrägen und einem großen Panoramafenster im Giebelbereich. Durch die Gardinen konnte Mara die Umrisse von Hugin und Munin erkennen. Sie waren also richtig hier. Das war gleichzeitig gut und schlecht. Gut für ihre Aufgabe und schlecht für Professor Weissingers Finanzlage. Auweia.
Sie sah sich weiter um: Direkt vor ihnen, mitten im Zimmer, stand eine wahrhaft riesige dunkelgrüne Couch randvoll mit weichen Kissen, rechts davon ein großer Esstisch mit vier Stühlen. In den Dachgauben waren ebenfalls gemütliche, üppig mit Kissen dekorierte Sitzgelegenheiten eingebaut, und an der rückwärtigen Wand stand zu allem Überfluss ein weiteres großes Sofa, das alleine schon niemals in Maras Wohnzimmer gepasst hätte.
»Der Kamin lässt sich natürlich befeuern, der Fernseher fährt auf Wunsch aus dieser Konsole, und dort hinten geht es zu Ihrer eigenen Bar und in die Schlafräume. Ich nehme an, Ihre Kinder wollen getrennte Zimmer, also nehmen wir vielleicht die Siebenhundertachtundfünfzig noch dazu.« Die Rezeptionistin deutete nach hinten, und alle drehten sich um. Mit Erstaunen stellte Mara fest, dass das Wohnzimmer hier noch ein ganzes Stück weiterging und unter anderem einem weiteren Tisch mit vier Sitzgelegenheiten Platz bot. In diesem Raum hätte wohl Maras gesamte Schulklasse einen bequemen Sitzplatz gefunden, ohne sich zu drängeln. Am Ende des Raumes war eine weitere Tür. Vermutlich das Zimmer siebenhundertachtundfünfzig …
Eine heiser quietschende Stimme, die Mara entfernt bekannt vorkam, drang an ihr Ohr. »Wir nehmen es.« Darauf folgte ein Räuspern.
Die Stimme war wohl irgendwie aus dem Hals des Professors gedrungen, obwohl sie so gar nicht nach ihm klang. Anscheinend hatte der Anblick dieser Luxussuite seine Stimmbänder um eine Oktave nach oben korrigiert.
Professor Weissinger starrte die Dame aus etwas zu weit geöffneten Augen an. Zusammen mit dem maskenhaften Lächeln und einer erstaunlich niedrigen Blinzelfrequenz wirkte er wie eine Mischung aus Kaninchen und Kugelfisch.
»Wollen Sie nicht erst die anderen Räumlichkeiten … «, wollte die Rezeptionistin anbieten, doch der Professor unterbrach sie gepresst:
Weitere Kostenlose Bücher