Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
erst einmal außen rum fahren, in die Unterführung und dann … «
»Ja, das wissen wir, verehrte Frau, und genau darum sind wir eingestiegen. Unsere Tochter ist nämlich Taxifan. Stimmt’s nicht, Schatz?«
»Ja«, gab Mara matt zurück. »Voll der Taxifan. Jibbie, Taxi. Weeey.«
Der Professor warf ihr einen Danke-seeeehr-hilfreich -Blick zu, doch zu mehr war Mara einfach nicht mehr in der Lage. Sie hatte erstens all ihr schauspielerisches Talent in der Hotellobby verkreischt. Und zweitens war der Anblick einer brennenden Taxifahrerin höchst verstörend.
Die Frau wollte gerade etwas entgegnen, beschränkte sich dann aber doch auf ein Schulterzucken und fuhr schließlich los. Erschöpft lehnte sich Professor Weissinger zurück, und auch Mara überlegte kurz, ob sie die Anstrengung unternehmen sollte, sich irgendwie zu entspannen. Eigentlich musste sie doch den beiden endlich von dieser Sache mit den Flammen erzählen! Aber die Taxifahrerin würde das vermutlich ebenso seltsam finden, wie heute morgen der arme Trucker-Willi.
»Wir haben jetzt Zeit bis zwanzig Uhr, also noch eine Stunde und vierunddreißig Minuten«, erklärte Steffi gerade.
»Sehr gut«, sagte der Professor und beugte sich wieder vor, zu der Taxifahrerin. »Nur für den Fall, dass Sie sich gerade über uns gewundert haben, gnä’ Frau: Sie können gleich damit weitermachen, denn wir möchten Sie bitten, uns bis neunzehn Uhr vierzig scheinbar sinnlos durch München zu fahren.«
»Ah, und wo wollen Sie … also, was wollen Sie sehen?«, erkundigte sich die Frau verwirrt.
»Na ja, das ist uns, ehrlich gesagt, egal – fahren Sie irgendwo entlang, wo es schön ist. Wobei, das ist uns, ehrlich gesagt, auch egal. Hauptsache, Sie fahren, und wir sind um neunzehn Uhr vierzig am Odeonsplatz. Dankeschön.«
Mit diesen Worten sank der Professor zurück in den Sitz und schloss die Augen. Sekunden später hatte er sie wieder aufgerissen und starrte schockiert auf den Hinterkopf der Taxifahrerin, als hätte er noch nie eine mittelalte Frau mit lila Farbstich in den weißen Haaren gesehen
Mara hatte endlich die richtige Idee gehabt, und die war auch noch so einfach gewesen, dass sie von sich selbst genervt war. Sie hatte einfach den Arm des Professors berührt und dann auf die Taxifahrerin gezeigt. Der Professor wirkte wie gebannt von den halb durchsichtigen Flammen, die die Frau umzüngelten.
»Lass mich raten, sie ist nicht die Erste«, flüsterte er Mara zu und die nickte. »Nein, ich schätze mal, die ist so in etwa die Fünfzigste.«
»Ach du liebe Zeit, seit wann siehst du das denn?«
»Zum ersten Mal in der Lobby, als Sie das Zimmer gebucht haben.«
Steffi hatte den beiden die ganze Zeit zugesehen, aber nichts verstanden. »Darf ich fragen, um was es geht?«
»Ja, aber das mit der Antwort ist gerade schwierig«, gab der Professor zurück und deutete verstohlen auf die Taxifahrerin. Steffi verstand sofort und drehte sich mit dem gespielten Seufzer einer gestressten Erziehungsberechtigten nach vorne.
»Ich versuch mal was«, wisperte Mara dem Professor zu. Sie konzentrierte sich auf die Flammen vor ihr und versenkte sich darin, ohne auf eine Antwort zu warten. Was sie sah, stach ihr wie ein Dolch mitten ins Herz!
Nicht nur die Taxifahrerin brannte nun, sondern auch das Taxi. Die Frau schrie, verlor die Kontrolle über den Wagen und das Auto prallte gegen einen entgegenkommenden Laster …
Mara fand sich plötzlich mitten auf dem Münchner Marienplatz wieder. Um sie herum war Chaos. Der Himmel war seltsam verdunkelt, wie sie es noch nie gesehen hatte. Seltsame Schneeflocken fielen vom Himmel, die alles in ein trostloses Grau verwandelten. Schnell erkannte Mara, dass es kein Schnee war, sondern Asche …
Überall schrien Menschen, rannten panisch umher. Unzählige kleine und große Flammen loderten hinter den Fenstern des großen Rathauses, und eine dicke Feuersäule schlug aus dem Einstieg zum U-Bahngeschoss direkt vor Maras Augen. Dazu heulten die Sirenen von Polizei, Feuerwehr und Notärzten überall um sie herum. Doch Mara wusste, dass diese Leute eine aussichtslose Schlacht schlugen, die sie nie und nimmer für sich entscheiden würden. Dies waren keine Flammen, die man einfach so löschen konnte. Das war des Feuer von Loge, dem Feuerbringer …
Litilvölva, verzag; meine Rache sei dein Verdienst.
Die Stimme des Feuerbringers brannte sich in Maras Geist wie ein glühender Pfeil. Sie schrie auf vor Schmerz und hob den Blick: Über ihr
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